Steinzeit am Bodensee: Zehn Jahre Welterbe Pfahlbauten

Pfahlbauten
Ein authentisch rekonstruiertes Pfahlbauhaus findet sich in Wangen auf der Halbinsel Höri. – Foto Helmut Fidler

Vor zehn Jahren hat die UNESCO das prähistorische Erbe der Pfahlbauten ins Weltkulturerbe aufgenommen. Anlass genug für eine Zeitreise in die Stein- und Bronzezeit am westlichen Bodensee, bei der Geschichte mit allen Sinnen hautnah erlebt werden kann. Hier, vor der Halbinsel Höri, bauten vor 6000 Jahren erstmals Menschen ihre Pfahlbauhäuser ans Seeufer. Heute erinnern zahlreiche Ausstellungen an die Zeit der Pfahlbauer und das Weltkulturerbe: Der westliche Bodensee goes Steinzeit.

Es ist ein zunächst unsichtbares Erbe, das uns Stein- und Bronzezeit hinterlassen haben. Denn die Überreste der Pfahlbauten schlummern meist unter Wasser. Wenn auch unzugänglich, so sind sie dennoch allgegenwärtig: Heute gibt es am See nachgebaute Pfahldörfer, Ausstellungen, Führungen und experimentelle Mitmach-Archäologie. 2011 erklärte die UNESCO 111 Fundstellen rund um die Alpen zum Welterbe. Am westlichen Bodensee sind es neun Stätten, die diese Auszeichnung tragen.

Zwischen Vulkanen und See der Vergangenheit nachspüren

In Allensbach wurde ein fast 5000 Jahre alter Dolch mit einer Klinge aus Feuerstein gefunden. – Foto Archaeologisches Landesmuseum Konstanz

Ein authentisch rekonstruiertes Pfahlbauhaus steht in Wangen auf der Halbinsel Höri. Hier wurde 1856 die erste Pfahlbau-Siedlung am Bodensee entdeckt. Bedeutende Funde von dort können im Museum Fischerhaus besichtigt werden. Mit einem „modernen Einbaum“ – einem Kanu – kann man sich der UNESCO Welterbestätte vom Wasser aus nähern. Die Bootsscheune Wangen bietet für Gruppen sogar geführte Touren in die Bucht Wangen-Hinterhorn an. Wer mitpaddelt, dem vermittelt der Tourguide spannende Einblicke in die Zeit der Entdeckung des Pfahlbaudorfs und im Anschluss eine Führung durchs Museum.

Auch das Heimatmuseum von Allensbach zeigt wertvolle Funde aus der Pfahlbauzeit. Wenige Meter entfernt stand einst eine jungsteinzeitliche Siedlung am Ufer. Vor wenigen Jahren fanden Archäologen hier einen fast 5000 Jahre alten Dolch mit einer Klinge aus Feuerstein, der neben vielen anderen Fundstücken in der Ausstellung „Welt der Pfahlbauten“ im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz zu sehen ist. Es ist der größte Vermittlungsort des UNESCO Welterbes „Pfahlbauten am Bodensee“. Spektakulär ist die Rekonstruktion der Kultwand von Ludwigshafen mit ihren sieben Frauenfiguren.

Schöner gärtnern in der Steinzeit

Ein Museum im Museum: Der Leinersaal im Rosgartenmuseum Konstanz. – Foto Rosgartenmuseum Konstanz

Wer siedelt, der gärtnert auch. Wie die Erde schon in der Steinzeit beackert wurde, zeigt der archäobotanische Forschungs- und Schaugarten des Landesamts für Denkmalpflege in Hemmenhofen. In kleinen Beeten werden alte Kulturpflanzen angebaut, die seit der Jungsteinzeit in Mitteleuropa von Bedeutung waren. Es gibt auch ein kleines Arboretum mit alten Obstsorten.

Ihr zehnjähriges Jubiläum feiert auch die „Pfahlbauausstellung Dingelsdorf“ im ehemaligen Rathaus des Konstanzer Vororts. Unter dem Motto „Steinzeit hautnah“ zeigt das kleine Museum, mit welchen Hilfsmitteln die Pfahlbauer ihre Nahrung sicherten und zubereiteten. Im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen steht seit nunmehr 99 Jahren der älteste Nachbau eines Pfahlbauhauses. Das Freilichtmuseum nimmt seine Besucher mit auf eine unvergessliche Zeitreise. Der historische Leinersaal im Konstanzer Rosgartenmuseum präsentiert nicht nur beeindruckende Funde aus der Pfahlbauzeit, er ist selbst ein Museumsstück. Die alten holzgerahmten Vitrinen stammen noch aus der Gründungszeit des Museums um 1870.

Steinzeit – ganz digital

hr 10-jähriges Jubiläum feiert die „Pfahlbauausstellung Dingelsdorf“ unter dem Motto „Steinzeit hautnah“. – Foto REGIO Westlicher Bodensee

Im Jubiläumsjahr geht Steinzeit aber auch digital: Eine große Online-Ausstellung unter dem Titel „10 Jahre – 100 Geschichten“ zeigt zahlreiche Exponate, auch aus dem Archäologischen Landesmuseums Konstanz. Ganz digital, aber doch zum Nachkochen: der Foodblog PalaFitFood bietet dem hungrig gewordenen Pfahlbauforscher eine Genussreise in die Vergangenheit. Im wöchentlichen Blog wird in die Töpfe der Pfahbauer geschaut und nachgekocht, was die Archäologen an Pflanzen und Essenresten gefunden haben. Weitere Mehr Informationen unter www.bodenseewest.eu.