Nicht nur Briten tun es: Rechts lenken, links fahren

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Linksverkehr – wie hier in Irland – erfordert bei Kontinentaleuropäern besondere Aufmerksamkeit. – Foto Karsten-Thilo Raab

Die Briten und ihre Nachbarn, die Iren, tun es. Andere aber auch. So zum Beispiel die Japaner, Australier, Inder, Neuseeländer und eine ganze Reihe (ehemaliger) Commonwealth-Staaten wie Malta, Zypern, die Bahamas, Jamaika, Pakistan oder Hongkong. Ebenso wie Macau, Thailand, Malaysia, Botswana, Mosambik, Namibia, Simbabwe, Kenia und Südafrika. Sie alle fahren links und sind damit nicht allein. Weltweit gibt es heute Linksverkehr in 58 Staaten. Erklärungsversuche für dieses Phänomen sind nicht minder zahlreich. Das Ganze einfach damit ab zu tun, dass die Briten und Iren irgendwie anders sind, genügt fraglos nicht.

Tatsächlich ist der Linksverkehr keine Erfindung der Neuzeit, sondern reicht zurück bis in die Zeit der alten Römer. Schon um 50 vor Christus herrschte – wie Münzen und Zeichnungen aus dieser Zeit dokumentieren – Linksverkehr. Grund war, so eine weit verbreitete Theorie, die Tatsache, dass die meisten Menschen Rechtshänder sind und daher Waffen zur möglichen Verteidigung vorzugsweise in der rechten Hand halten. Wer also mit Pferd oder dem Streitwagen unterwegs war, ritt beziehungsweise fuhr links, um sich im Falle eines Falles gegen mögliche Attacken wehren zu können. Auch für Kutscher war es lange eine Selbstverständlichkeit, rechts auf dem Bock zu sitzen, um Fahrgäste nicht mit der häufig geschwungenen Peitsche zu verletzen.

Napoleon verbreitete das Rechtsfahrgebot

Zumindest in weiten Teilen Europas wird das schrittweise Ende des Linksverkehrs eng mit Napoleon Bonaparte in Zusammenhang gebracht. Während der Französischen Revolution hatte Maximilien de Robespierre als einer der einflussreichsten Politiker und Revolutionsführer dafür gesorgt, dass in seiner Heimat der Rechtsverkehr verbindlich wurde. Kaiser Napoleon war es schließlich, der diese Vorschrift bei seinen Feldzügen durch Europa in den eroberten Gebieten flächendeckend einführte. Eine Regelung, die auch nach der Entmachtung Napoleons beibehalten wurde. Lediglich in der Habsburger Monarchie in Österreich und Ungarn erfolgte die neuerliche Einführung des Linksverkehrs.

Während Ungarns Autofahrer ab 1941 wieder die Straßenseite wechselten, erfolgte in den heutigen österreichischen Bundesländern erst nach und nach in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre die Umstellung auf Rechtsverkehr. Italien und Spanien hatten diese Schritt bereits in den 1920er Jahren vollzogen. In Dänemark sollte es bis in das Jahr 1967 dauern, ehe das Rechtsfahrtgebot eingeführt wurde.

Linksverkehr bei den Briten gesetzlich geregelt

Derweil blieben die Briten ihrer Linie oder besser gesagt ihrer Fahrweise treu. 1835 wurde der Linksverkehr im Highway Act, der britischen Straßenverkehrsordnung, gesetzlich verankert. Eine Regelung, die auch in den anderen Staaten des Empires, damit auch auf der irischen Insel, verbindlich wurde.

So verwirrend das Ganze mitunter auch für Kontinentaleuropäer scheint, so unerklärlich ist, dass sich einige ausländische Besucher mit der Umstellung so schwer tun. Denn auf den Autobahnen des europäischen Festlandes wird doch schließlich von vielen ohnehin nur links gefahren. Abgesehen davon kann, wer seinen links gesteuerten Wagen mit auf die britischen Inseln nimmt, bequem am Bürgersteig aussteigen.

Schweirigkeiten bei Überholmanövern

Andererseits gibt es das eine oder andere kleine Problemchen bei Überholmanövern auf Landstraßen. Vor allem dann, wenn ein Lastwagen oder ein Traktor mit Hänger im Schneckentempo vor einem hertuckert. Schließlich kann man nicht mal kurz nach rechts ausscheren, um zu gucken, ob die Gegenspur frei ist. Und so lernen viele Kontinentaleuropäer bei Fahrten über britische oder irische Landstraßen mehr oder weniger unfreiwillig, Geduld zu üben. Andererseits finden sich auch im Vereinigten Königreich einige Straßenabschnitte, auf denen Rechtsverkehr herrscht. Etwa an der Privatstraße Savoy Court vor dem noblen Savoy Hotel in London.

Unabhängig davon sollten Kontinentaleuropäer, die mit dem eigenen Auto nach Großbritannien oder Irland reisen, einige Dinge zwingend beachten: Bei links gelenkten Autos müssen die Frontscheinwerfer mit Isolierband oder speziellen Schablonen abgeklebt werden. Diese sind in Tankstellen und auf den Fähren erhältlich und verhindern das Blenden des Gegenverkehrs.

Gewöhnungsbedürftige Kreisverkehre

Etwas gewöhnungsbedürftig ist sicher auch die Handhabung von Kreisverkehren, die immer Uhrzeigersinn befahren werden. Wer in einem unbeampelten Kreisverkehr (Roundabout) fährt, hat automatisch Vorfahrt. Eine Rechts-vor-Links-Regelung gibt es nicht. In der Regel ist die Vorfahrt eindeutig geregelt. Ein Give-way- oder Stop-Schild zeigt an, dass man keine Vorfahrt hat. Dort, wo keine Schilder zu finden sind, was häufig in ländlichen Regionen der Fall ist, verständigen sich die Verkehrsteilnehmer an einer Kreuzung einfach durch Handzeichen.

Und noch etwas sollte dringend beachtet werden: Auch wenn keine entsprechenden Schilder aufgestellt sind, bedeutet eine gelbe Linie am Straßenrand immer automatisch Parkverbot. Doppelte gelbe Linien signalisieren gar ein absolutes Parkverbot. Dort abgestellte Autos werden rigoros kostenpflichtig abgeschleppt oder mithilfe von Wegfahrsperren lahm gelegt.

Andere Temporegelungen

Die zulässige Höchstgeschwindigkeit liegt in geschlossenen Ortschaften bei 30 Meilen pro Stunde, was 48 Stundenkilometern entspricht; auf Landstraßen sind 60 Meilen pro Stunde (96 Stundenkilometer) und auf Autobahnen 70 Meilen pro Stunde (112 Stundenkilometer) gestattet. Geblitzt wird in der Regel von hinten.

Wer in Großbritannien oder Irland mit einem Mietwagen unterwegs ist, muss sich ebenfalls umstellen: Rechtslenker haben das Steuer und den Fahrersitz auf der rechten Seite. Geschaltet wird mit der ungewohnten linken Hand. Weitere Informationen zum Thema Autofahren in Großbritannien und Irland sind u.a. bei den Automobilclubs AA  und RAC erhältlich.