LaM – spektakuläres Museumshighlight bei Lille

Das gesprengte Haus, im Lille art Museum. Musee d Art Moderne. (Foto Daniel Buren )
Das gesprengte Haus, im Lille art Museum. Musee d Art Moderne. (Foto Daniel Buren )

Zugegeben, LaM klingt nicht spektakulär. Doch die Abkürzung, die für „Lille Métropole Musée d’Art Moderne“ steht, hört sich nur für Deutsche eher „lahm“ an. Tatsächlich verbirgt sich dahinter eines der herausragenden Museen Nordeuropas. Mit mehr als 7000 Kunstwerken und drei Sammlungen, darunter auch eine einzigartige Art-Brut-Kollektion, ist es das Vorzeigehaus in Villeneuve d’Ascq bei Lille das einzige Museum, das die wichtigsten Elemente der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts auf einer Ebene zeigt.

In drei Bereichen fügen sich die Sammlungen zu einem Parcours zusammen, der von der Moderne zur zeitgenössischen Kunst führt und mit den Werken der Art Brut abschließt. Die von Roger Dutilleul begonnene Sammlung stellt eine der repräsentativsten Kollektionen der modernen Kunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar. Zu den Künstlern, deren Werk hier vertreten ist, zählen u.a. Georges Braque, Bernard Buffet, Vassily Kandinsky, Paul Klee, Fernand Léger, Eugène Leroy, Joan Miró, Pablo Picasso und Amedeo Modigliani.

Die Sammlung zeitgenössischer Kunst enthält eine reiche Auswahl von Gemälden und Skulpturen der wichtigsten Vertreter der Abstraktion aus den Jahren 1950-1990 wie Daniel Buren, Richard Deacon, Daniel Dezeuze, Gérard Duchêne… Der 1945 von Jean Dubuffet geprägte Begriff „Art Brut” wird heute als Phänomen gesehen, das voll und ganz der Kunst des 20. Jahrhunderts zugeschrieben werden kann.

Das LaM und sein umliegender Park. (Foto Xavier Alphand)
Das LaM und sein umliegender Park. (Foto Xavier Alphand)

Das LaM besitzt heute die umfangreichste Art-Brut-Sammlung in Frankreich. Die Schenkung L’Aracine umfasst mehr als 3500 Werke von 170 französischen und internationalen Künstlern wie z.B. Henry Darger, Auguste Forestier, Madge Gill, Augustin Lesage , Michel Nedjar, Willem Van Genk. Das ursprüngliche Gebäude des LaM wurde von dem Architekten Roland Simounet entworfen. Der von der Architektin Manuelle Gautrand erdachte fünfgliedrige Anbau schmiegt sich in Form einer Hand schwerelos an das Bestandsgebäude an. Es entsteht ein Gesamtwerk mit ganz eigenem Charakter.

Eines der bedeutenden Gemälde: Sitzende Frau im blauen Kleid, Moderna Museet Stockholm (Foto DR)
Eines der bedeutenden Gemälde: Sitzende Frau im blauen Kleid, Moderna Museet Stockholm (Foto DR)

Es empfiehlt sich, die Besichtigung des LaM mit einem Besuch im umgebenden Skulpturenpark mit Werken von Calder, Picasso, Deacon usw. ausklingen zu lassen. Ein Park, der zu Spaziergängen, zur Entspannung und zu lebendigen Begegnungen einlädt, nicht nur im Sommer.

Ab dem 26. Februar 2016 zeigt das LaM übrigens in Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Nationalmuseen eine Retrospektive des großartigen Werks Amedeo Modiglianis. Das Museum, in Villeneuve d’Ascq bei Lille, besitzt eine der schönsten Sammlungen Frankreichs des Künstlers aus Montparnasse: nicht weniger als 6 Gemälde, 8 Zeichnungen und eine seltene Marmorskulptur – Werke, die von Roger Dutilleul und Jean Masurel, den Begründern der Sammlung des LaM, zusammengetragen wurden. Der leidenschaftliche Sammler Dutilleul begegnet Modigliani zwei Jahre vor dessen frühen Tod.

Diese Begegnung bildet den zentralen Punkt der Ausstellung im LaM, in dessen Rahmen erstmalig zahlreiche Leihgaben in Frankreich zu sehen sind. Die Ausstellung führt den Besucher durch das Werk von Modigliani und beleuchtet seine ebenso kurze wie schöpferische Schaffenszeit unter drei Aspekten. Zunächst arbeitet sie den Dialog des jungen italienischen Künstlers klassischer Ausbildung zwischen antiker und ethnologischer Bildhauerei heraus.

Die Porträtmalerei nimmt ebenfalls einen wichtigen Platz ein. Gezeigt werden Porträts, die er von seinen Freunden anfertigte, meist Vertreter der Pariser Avantgarde wie er selbst. Und schließlich bietet die Ausstellung die Gelegenheit, die einzigartige Beziehung zwischen dem Werk Modiglianis und dem Sammler Dutilleul besser zu verstehen: zwischen 1918 und 1946 erwarb er rund 30 Gemälde und zahlreiche Zeichnungen aus unterschiedlichen Phasen.

Die Ausstellung zeigt auch eine Reihe bedeutungsvoller Skulpturen, Kopfstudien und Karyatiden – Motive mit denen sich Modigliani von 1910 bis 1914 fast ausschließlich beschäftigt. Diese Werke sind neben einem in Marmor gehauenen Frauenkopf ausgestellt, der Jean Masurel erworben hatte – die einzige bislang bekannte Ausführung in Marmor. Weitere Informationen unter www.musee-lam.fr,  unter www.lilletourism.com sowie unter www.nordfrankreich-tourismus.com.


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