Ljubljana – Sloweniens Stadt der Säulen

Ljubljana
Venezianisches Flair – Tromostovje, die Dreierbrücke, hat Jože Plečnik in Ljubljana geschickt gestaltet. – Foto: Katharina Büttel

Barcelona hat Gaudí, Brasilia Niemeyer, Berlin Schinkel – es gibt Städte, die sind untrennbar mit ihren Architekten verbunden. Ob Planstadt oder historisch gewachsen, sie haben das Bild dieser Städte entscheidend geprägt, die heute das wertvolle Erbe nutzen – touristisch wie kulturell. Die Stadt am Fluss Ljubljanica mit reichem römischen Erbe, über Jahrhunderte das österreichische Laibach im Herzogtum Krain, das Zentrum der Illyrischen Provinzen unter Napoleon – das ist Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens.

Am Ende einer ruhmreichen Karriere – Jože Plečnik prägte als Architekt, Visionär und Philosoph Ljubljana und ganz Slowenien. – Foto: Katharina Büttel

Und die Stadt des Architekten Jože Plečnik (1872-1957), den das kleine Land erst vor zehn Jahren wiederentdeckte. Zwischen 1950 und 1980 war er vergessen, heute ist seine Idee, eine Stadt am Menschen orientiert zu gestalten, wieder modern. Er war Realist, Praktiker und Handwerker, der eine ganz und gar eigene Formensprache entwickelte. Dafür brannte er, lebte er. 2021 wurden seine Werke in Ljubljana von der UNESCO in die Liste des Welterbes der Menschheit aufgenommen.

Lehrjahre in Wien

Ljubljana
Entspannte Sommeratmosphäre an der Uferpromenade von Ljubljanas Altstadt. – Foto: Katharina Büttel

„Ein Turm, ein Maultier, ich und der Garten“ – so stellte Plečnik sich sein Leben vor, als er noch nicht wusste, dass nach Wien, Prag und Rom seine Heimatstadt Ljubljana das Lebensumfeld für sein kreatives Schaffen sein würde. Er sollte Tischler werden, wie sein Vater Andrej einer war. Einen „Künstler“ in der Familie duldete der nicht. Nach dessen Tod trieb es den jungen Tischlergesellen jedoch nach Wien, wo er Schüler von Otto Wagner, dem wichtigsten Architekten der Wiener Sezession, wurde. Durch seine später dort vielbeachteten Pionierwerke der modernen Architektur erwarb sich Plečnik einen so guten Ruf, dass er im Jahre 1920 den Auftrag bekam, die Prager Burg, den Hradschin, zur Residenz des damaligen Staatspräsidenten umzuwandeln.

Ljubljana
Der Friedhof Zale in Ljubljana – natürlich entworfen von Jože Plečnik.

Wie die Mitglieder des Bauhauses entwickelte sich auch Jože Plečnik vom Handwerker zu einer Art slowenischem Architekturwunder; Professor, geliebt und geschmäht, verlacht und verehrt. Fest steht: Plečnik baute eigenwillig, schön und ein wenig kurios. Bereits 1921 kehrte er in seine Heimatstadt zurück. Vier Jahre später setzte er seine Vision, die Stadt nach dem Vorbild des antiken Athen – natürlich modern, zeitgemäß und mit lokalem Bezug – in eine nationale Hauptstadt zu verwandeln, in die Tat um.

Wie Plečnik Ljubljana prägte

Eine lokale Köstlichkeit – Strukljis, gerollte Strudl mit Topfen und Estragon. – Foto: Katharina Büttel

Er machte Ljubljana zu einem Paradies für Fußgänger mit hübschen Promenaden, extravaganten Laternen in Säulenform, einladenden Bänken und großzügigen Parkanlagen. Die Harmonie beeindruckt in besonderer Weise. Wahrscheinlich, weil er sich bei seinen Arbeiten an einer Wasserachse und einer Landachse orientierte, dass heißt, er verband die Stadt kreuz und quer durch Brücken über die Ljubljanica und Gebäude an breiten Straßen und Plätzen wie die Nationalbibliothek, die Universität und einen „Versicherungspalast“.

Ljubljana
Plečniks kleiner Tempel – heute schönster Souvenirladen an der Dreierbrücke. – Foto: Katharina Büttel

Ein Streifzug durch die Stadt mit ihren 300.000 Einwohnern verbindet die wichtigsten Wirkungsstätten des Meisters miteinander. Einheimische wie Touristen laufen fast jeden Tag über Plečnik Tromostovje, die 1932 vollendete „Dreierbrücke“, wie alle seine Brücken inspiriert vom Brückenbau Venedigs. Da sie nur aus einer schmalen Autospur bestand, entwarf er kurzerhand rechts und links davon je einen schönen Fußweg über die Ljubljanica, flankiert von prächtigen, steinernen Brüstungen, eleganten Laternen sowie 300 Meter langen Uferbebauungen. Wohin man schaut, Plecnik war da!

Jugendstil und klassischen Elemente

Die Fenster der Nationalbibliothek gestaltete Plečnik wie aufgeschlagene Bücher. – Foto: Katharina Büttel

Unverwechselbar seine detailversessene, anspruchsvolle Mischung aus Jugendstil und klassischen Elementen mit einer Vorliebe für Säulen, Balken und Balustraden. Besonders auffallen Säulen auf Brücken, als Stadtlampen oder nur Zierde an kleinen Tempeln, wuchtige in Marmor oder Sandstein in gewaltigen Eingangshallen und im Kaufhaus Centromer. Charakteristisch am Flussufer ist die Markthalle mit Kolonnaden, die sich zum großen Marktplatz hin öffnen. Hier kann man unbekümmert schlendern, täglich um Obst, Gemüse und duftende Kräuter oder frischen Wolfsbarsch, Schnecken und Krebse feilschen. Beliebt ist jeden Freitag die „offene Küche“, wo diverse Leckereien aus den besten Restaurants ganz Sloweniens angeboten werden.

Ljubljana
Endlos – Plečniks Markthallen am Fluss Ljubljanica. – Foto: Katharina Büttel

Eine der ganz großen Sehenswürdigkeiten der Stadt ist der Friedhof Zale. Ein klarer Bau in strahlendem Weiß, natürlich entworfen von Plecnik: mit einem aus schlichten Säulen gebauten imposanten Tor und vielen kleinen und großen Kapellen, angeordnet wie um einen Dorfplatz.

Burg als Wahrzeichen

A

Ljubljanas bedeutendstes Wahrzeichen ist die Burganlage auf dem Schlossberg. – Foto: Katharina Büttel

m Abend geht es zum beliebtesten City-Treff, dem Preseren-Platz – vor der barocken Fassade der Franziskanerkirche mit der imposanten Freitreppe und dem Blick hinauf zur Burg, Ljubljanas Wahrzeichen. Von hier zieht es die Ljubljaner in die Altstadt, zum bunt funkelnden Flussufer, wo die halbe Stadt bummelt, flaniert, diniert – man genießt das mediterrane Flair. Liebespaare wandeln unter romantischen Trauerweiden über die von Plecnik entworfene stufenförmige Uferpromenade Trnovski pristan.

Moderne Kunst in alten Gemäuern – an den Schloss-Burgwänden. – Foto: Katharina Büttel

Wir erleben eine junge, lebendige, lebenslustige Stadt mit vielen Kontrasten und Überraschungen: vom luxuriösen Jugendstilhotel bis zur kuriosen Nostalgiekneipe und der coolen Bar, vom raffinierten Sterne-Restaurant wie dem AFTR bis zum legeren Bistro. Die knackigen Kranjer und Struklji, Strudel gefüllt mit Topfen und Estragon, begeisterten schon Kaiser Franz Joseph.

Einblick in Plečniks Leben

Akribisch wie sein Wesen – Jože Plečniks Arbeitszimmer im Turmatelier seines Hauses. – Foto: Katharina Büttel

Wer über das Genie Plečnik, seine Philosophie des Bauens und Verwandelns mehr erfahren möchte, kann sich im „Plečnik-Haus “ im Bezirk Trnovo entlang der Karunova Straße 4 umsehen: hier schuf und lebte der streng gläubige Katholik mit Katze, ohne Frau und Kinder, bis zu seinem Tod wie ein Priester in abgeschiedener Privatsphäre. Sein Arbeitszimmer, zugleich Schlafraum, spartanisch mit harten, selbstgebauten Möbeln; auf dem Arbeitstisch akribisch ausgerichtetes Zeichen- und Schreibgerät, seine Bleistifte schrieb er bis auf einen Zentimeter Länge runter. Sein liebster Raum, das Turmatelier: hier hatte er seine Inspirationen von zwei Seiten: das eine Fenster ging in die Natur, das andere auf die Kirche.

Ljubljana
Kurz und knapp „fertigte“ Plečnik jeden Besucher im Wintergarten seines Hauses in Ljubljana ab. – Foto: Katharina Büttel

Gäste, Besucher, Bauherren waren ihm zu jeder Zeit lästig, sie „raubten“ ihm seine kostbare Zeit. Im Wintergarten ließ er sie auf einer unbequemen Holzbank auf ihre „Audienz“ warten, fertigte sie dann mit den Worten ab „was wollen Sie, fassen Sie sich kurz, ich habe wenig Zeit, auf Wiedersehen“. Für Besucher ist der Hausbesuch mit den verschachtelten Gebäudeabschnitten und dem großen Garten eine intime Begegnung mit dem visionären Künstler, der Ljubljana Charme und ewige Schönheit verliehen hat. Die Nachbarn aus Italien und Österreich mögen die Stadt inzwischen fast so sehr wie die Ljubljaner selbst.

Wissenswertes zu Ljubljana in Kurzform

Typisch für Plečnik sind die Bogenfronten – hier steht die mächtige Skulptur vor dem Freilichttheater Preseren in Kranj. – Foto: Katharina Büttel

Informationen:  Slowenisches Tourismusamt, 80333 München, Telefon 089-29161202, slowenien.de@slovenia.info; www.slovenia.info

Attraktion unterhalb der Altstadt von Kranj – das knapp zwei Kilometer lange, begehbare Tunnelsysthem aus dem Zweiten Weltkrieg. – Foto: Katharina Büttel

Sehenswertes mit Plečnik-Fokus: Im Land selbst war Plečnik auch tätig: u.a. gestaltete er in Kramnik in der St. Jakobuskirche als sein letztes Werk, die Heilig-Grab-Kapelle voller christlicher Symbolik. In Kranj baute er vor der griechisch-orthodoxen Maria-Rosenkranz-Kirche eine durchbrochene Mauer, Säulen und Treppen – als Trennung von katholischer und evangelischer Kirche.  Ebenfalls in Kranj ist in einem natürlichen, unterirdischen Tunnel aus Karstfelsen das einzigartige „Tular Höhlenlabor“ neu und zugänglich. Biologen erforschen dort die dunkle Welt des blinden, pigmentlosen Grottenolms, dem größten Höhlentier der Welt. Der 30 Zentimeter lange weißliche „Wurm“ hält das Grundwasser klar und sauber, wovon wir alle abhängig sind!

Exquisites Lunch im Gasthaus Repnik in Kamnik. – Foto: Katharina Büttel

Essen und Trinken: Typische slowenische Weine sind der weiße Malvasia sowie Rebula; Laski Riesling und Halozan aus der Südsteiermark sind gut und preiswert wie auch die Karstweine roter Teran, Refosk und Corna vina. Roter Goriska Brda bestens zum Lamm. Cvicek, eine Mischung aus Weiß- und Rotwein, hat nur fünf Prozent Alkohol, was einer EU-Ausnahmeregelung bedurfte.

Restaurant-Tipps: Sterne-Restaurant AFTR in der Stadtmitte, Nazorjeva 2 – Odprta Kuhna (offene Küche) bietet Essen von den besten Restaurants Sloweniens; jeden Freitag auf dem Plečnik-Marktplatz

Kranj – Hauptstadt der berühmten Kranjer Wurst. – Foto: Katharina Büttel

Gasthaus Repnik in Kamnik mit nettem Innenhof, gepflegte, kreative Küche

Restaurant PR Kristof in Kranj mit Michelin-Stern, raffinierte lokale Rezepte mit pfiffigen Aromen. Telefon 038-642341030.

Ganz wunderbar das Schloss Grad Strmol aus dem 16. Jahrhundert mit viel Kunst und antiken Möbeln. – Foto: Katharina Büttel

Übernachten: Das historische 4,5-Sterne Grand Hotel Union im Stil der Wiener Sezession im Stadtzentrum bietet Doppelzimmer mit Frühstück ab 149 Euro an. Telefon 038613081270.

Das 4-Sterne Schloss Grad Strmol aus dem 16. Jh. bei Kranj; mit viel Kunst und antiken Möbeln, umgeben von einem See und Wald, Nähe zum Flughafen, bietet Doppelzimmer ab 139 Euro an.


Die Recherche fand auf Einladung/mit Unterstützung des Slowenischen Tourismusamtes und von Uschi Lieb PR statt.