Kleine Pilgerstätte für große Schlagerfreunde – Dortmunds Roy Black Archiv Museum

Im Dortmunder Roy Black Archiv Museum ist der verstorbene Schlagerstar noch immer allgegenwärtig. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Im Dortmunder Roy Black Archiv Museum ist der verstorbene Schlagerstar noch immer allgegenwärtig. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Mit bürgerlichen Namen hieß er Gerhard Höllerich. Als Künstler nannte er sich in Anlehnung an sein Idol Roy Orbison und wegen seiner dunklen Haare „Roy Black“. Als Schlagersänger, Filmstar und Frauenschwarm wird er noch heute, weit mehr als zwei Jahrzehnte nach seinem zu frühen Tod mit gerade einmal 48 Jahren, verehrt. Obschon er ein Leben im Rampenlicht führte, wussten nur wenige, dass er sich in seiner Freizeit gerne nach Dortmund in ein kleines Refugium im Stadtteil Aplerbeck unweit des Schwerter Waldes zurückzog. Hier genoss er über zwei Jahrzehnte die Ruhe abseits des Rummels im Hause von Irmgard und Friedhelm Tiemann.

Die Eheleute hatte er 1971 im Rahmen der Bundesgartenschau in Köln kennen gelernt. Aus dem flüchtigen Treffen sollte sich eine innige Freundschaft entwickeln. Die Tiemanns begleiteten ihn zu Auftritten, Konzerten, Tourneen sowie Film- und Plattenaufnahmen. Roy Black wiederum bezog eine 70 Quadratmeter große Wohnung im äußerlich eher unscheinbaren Haus der Tiemanns. Und eben diese Dachwohnung sieht noch immer bis ins letzte Detail so aus, wie an jenem Tage Anfang Oktober im Jahre 1991, als der Star sie zum letzten Mal betrat.Das Bett ist frisch gemacht. Im Bad stehen sein Rasierpinsel und sein Eau de Toilette griffbereit. Der Instantkaffee in der Küche ist halb aufgebraucht und im fast leeren Kühlschrank findet sich noch ein Glas mit eingelegten Oliven. Alltagsgegenstände, die heute Ausstellungsstücke in dem kleinen Roy-Black-Archiv-Museum sind.

Sogar ein Zug der Bahn war, wie dieses Schild dokumentiert, nach Roy Black benannt. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Sogar ein Zug der Bahn war, wie dieses Schild dokumentiert, nach Roy Black benannt. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Nach Roys viel zu frühen Tode haben wir uns geschworen, grundsätzlich nichts, aber auch gar nichts in der Wohnung zu verändern“, ist Friedhelm Tiemann überzeugt, nur so das spezielle Flair dieser Wohnung und die (persönliche) Erinnerung an Roy Black bewahren zu können. Und so überrascht es wenig, dass das Ehepaar die komplett eingerichtete Wohnung in ein privates Roy-Black-Museum umwandelte, statt sie beispielsweise zu vermieten.

Das kleine Museum kann nach vorheriger Anmeldung kostenlos besucht werden – jeden Menge Anekdoten inklusive. Etwa dass der Star Frikadellen liebte und sich in der kalten Jahreszeit für Grünkohl begeisterte, den Irmgard Tiemann gerne für ihren speziellen Gast zubereitete.

Im Badezimmer der Aplerbecker Wohnung sind noch immer die original Waschuntensilien von Roy Black zu finden. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Im Badezimmer der Aplerbecker Wohnung sind noch immer die original Waschuntensilien von Roy Black zu finden. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Gerne berichtet das Ehepaar auch von seiner besonderen Freundschaft mit Roy Black und wie es für sie über viele Jahre eine Selbstverständlichkeit war, den eigenen Urlaub zu opfern, um den Sänger auf seiner Konzert-Tournee zu begleiten und zu unterstützen. Mal agierten sie In- und Ausland als Privatfahrer des Stars, mal kümmerten sich um seine Garderobe, dann wiederum um den Versand von Autogrammkarten an die Fans. Alles aus reiner Freundschaft. Und so ist es fast schon selbstverständlich, dass sie ihm die 70 Quadratmeter große Dachgeschosswohnung unentgeltlich zur Verfügung stellten.

„Roy stand immer im Rampenlicht. Auch er wollte ab und an mal seine Ruhe haben. Bei uns hat er sie gefunden“, so Irmgard Tiemann, die genau wie ihr Mann dem Star weit über den Tod hinaus eng verbunden ist. Als kleinen Ritterschlag wertete das Paar dann auch, das Roy Black von seiner Aplerbecker Wohnung und seinen Freunden, den Tiemanns, einmal als „meine zweite Heimat“ sprach.

Zahlreiche Originalauszeichnungen zeugen vom großen Erfolg des Schlagerstars. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Zahlreiche Originalauszeichnungen zeugen vom großen Erfolg des Schlagerstars. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Und obschon der Star bis heute unvergessen ist, halten sich die Besucherströme in Grenzen. Zwei-, maximal dreimal pro Woche schauen Fans in dem kleinen Museum vorbei – einige reisen sogar eigens aus dem fernen Japan an. Richtig drubbelig wird es aber immer zweimal im Jahr: Um den 25. Januar, den Geburtstag von Roy Black, und um den 9. Oktober, wenn sich der Todestag des beliebten Sängers und Schauspielers jährt.

Neben der Originaleinrichtung sind Goldene Schallplatten und andere Auszeichnungen, Tonträger, Bücher, unveröffentlichte Fotos sowie Kleidungsstücke wie der Hausanzug des Idols zu bestaunen. Weitere Schätze sind Kassetten mit unveröffentlichten Liedern, die der Mitteldeutsche Rundfunk dem Paar für die Sammlung zur Verfügung stellte, oder Kuriositäten wie eine Roy-Black-Schokolade. Und im dazugehörigen Archiv in der Nachbarwohnung dokumentieren Dutzende Ordner mit Presseartikeln den Lebensweg des Gerhard Höllerich. Filmplakate, Singles, Tonbänder, Bücher, ein Wandteppich mit Roy-Black-Konterfei und sogar Künstlerverträge ergänzen die ungewöhnliche Sammlung.

Auch Kassetten, Tonbänder und Schallplatten von Roy Black gehören zum Fundus des Museums. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Auch Kassetten, Tonbänder und Schallplatten von Roy Black gehören zum Fundus des Museums. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Und weil die Tiemanns mittlerweile selber im fortgeschrittenen Altern sind, machen sie sich natürlich auch ihre Gedanken über die Zukunft ihrer stolzen Sammlung. So hat das schwäbische Bobingen, wo Gerhard Höllerich im Jahre 1943 im Stadtteil Straßberg das Licht der Welt erblickte, unlängst signalisiert, mit der Tiemannschen Sammlung ihrem berühmten Sohn ein Denkmal in Form eines Museums setzen zu wollen. Aber noch ist das Museum in Dortmund-Aplerbeck zu finden…

Informationen: Roy-Black-Archiv-Museum, Irmgard und Friedhelm Tiemann, Maulwurfsweg 45, 44267 Dortmund, Telefon (0231) 484046, http://home.arcor.de/royblackarchiv/

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