Gaillac – eine Stadt, eine Landschaft und viel Wein

Gaillac
Roadtrip mit einer 2 CV und die Langseimkeit geniessen durch die Dörfer des Gaillac-Gebiets. – Foto Gregory Cassiau/Tarn Tourisme

Die ältesten und bekanntesten Weinlagen des Departements Tarn erstrecken sich rund um Gaillac. Das „Gaillacois“ ist jedoch mehr als nur ein Weinbaugebiet. Zwischen Wäldern und sonnigen Feldern erheben sich sehenswerte mittelalterliche Dörfer. Belebte Kleinstädte mit Fachwerk, Backsteinarchitektur und Marktplätzen sind Gelegenheit Land und Leute kennen zu lernen. In verstreut liegenden Weingütern werden Gäste willkommen geheißen, sei es für einen Aufenthalt oder nur eine Weinprobe. Und überall herrscht die typisch gastfreundliche Atmosphäre in der man sich sofort wohl fühlt.

Gaillac – die Wahrheit liegt nicht nur im Wein

Ob „Galus“ (Hahn) oder „Galhac“ (fruchtbar) namensgebend für die Stadt in einer Biegung des Tarn waren, ist nicht erwiesen. Sicher ist jedoch, dass Gaillac, umgeben von den ältesten Weinlagen Frankreichs, den Reben viel Wohlstand verdankt. Die Römer brachten im 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die Trauben, ab 972 bauten Mönche den Weinbau aus und der Fluss bildete den idealen Transportweg. Den Ordensbrüdern der Abtei St. Michel in Gaillac gelang es sogar Schaumwein zu produzieren, lange bevor Dom Pérignon den Champagner erfand.

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Romantisch verträumt muten einige Häuser in Gaillac an. – Foto Daniel Vijorovic/Tarn Tourisme

So liegt es nahe, dass man heute in der ehemaligen Benediktiner-Abtei die Weine aller „couleurs“ im „Maison des Vins“ probieren kann. Gaillac hat jedoch noch viel mehr zu bieten. Die Abteikirche Saint Michel, die noch Überreste wehrhafter Romanik zeigt, beherbergt eine bemerkenswerte Orgel von Cavaillé-Coll aus dem 19. Jahrhundert. In den Altstadtgassen dominiert Fachwerk und Backstein die Architektur. An der belebten Place Griffoul reihen sich an Markttagen die Stände lokaler Produzenten. Die Herrenhäuser Yversen und Pierre de Brens erinnern ebenso an wohlhabende Zeiten wie das im 17. Jh. im Stil einer italienischen Villa erbaute Château Foucaud. Das Schloss beherbergt heute das Kunstmuseum der Stadt.

Der Passepartout zum Gaillac-Weinerlebnis

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Fast schon ein Muss: Eine Weinprobe bei Mas d’Aurel. – Foto Pascale Walter/Tarn Tourisme

Es gibt wohl keinen besseren Weg, um die Gaillac-Weine kennen zu lernen, als den ins Weingut. Zahlreiche Winzer erhielten das Label „Vignobles & Découvertes“ und bieten Gästezimmer. Der im Office de Tourisme Bastides et Vignoble von Gaillac zu reservierende „Vitipass“ öffnet viele Türen zu Weingütern, dazu gehören auch günstige Pauschalaufenthalte. Die Winzer heißen Weinfreunde, und solche die es werden wollen, in ihren Kellern herzlich willkommen um ihre Arbeit bei Weinproben zu erklären. Außerdem gibt es zweistündige Verkostungskurse, die mit einer Mahlzeit und auf die Gerichte abgestimmten Weine ergänzt werden können. Die Kurse sind ab zwei Teilnehmern möglich.

An Schlössern und Taubentürmen vorbei

Die 17,5 Kilometer lange Wanderung „Sentier vignoble et châteaux“ führt ab Cahuzac-sur-Vère durch eine vielseitige Hügellandschaft. Weinlagen wechseln mit Hainen, Wäldchen und Heidegebieten. Hier und da erhebt sich einer der typischen Taubentürme im Feld. Schirmpinien bieten Schatten vor schönen Gehöften oder Weingütern. Das hübsche Dorf Broze, mit der von einer kleinen Glockenmauer überragten Kirche, verlockt zu einer Pause. Der auf einem Kalkfelsen liegende Ort Mauriac entstand rund um eine Festung der Tempelritter aus dem 13. Jahrhundert. Mittlerweile hat der Maler Bernard Bistes die Templerfestung erworben und renoviert. Man kann sie für private Zwecke mieten. Auch das von Reben umgebene Schlosshotel mit Restaurant „Château Salettes“ gehört zu den Sehenswürdigkeiten entlang der abwechslungsreichen Wanderstrecke.

Dörfer mit Charakter und Charme

Wo im Mittelalter der Handel blühte, waren Überfälle in kriegerischen Zeiten gefürchtet. Deshalb entstanden ab dem 13. Jahrhundert befestigte Orte oder Ansiedlungen nach einem neuen urbanen Plan. Mal sicherten hohe Mauern in strategischen Lagen den Handel oder Plätze in der Mitte von im Schachbrettmuster angelegten Dörfern. Heute zählen einige dieser Orte im Tarn zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Das auf einem Felsstock erbaute Wehrdorf Puycelsi überragt den Wald von Gresigne. Vor den Toren des Ortes werden auf sieben Hektar im „Conservatoire“ alte Obst- und Rebsorten erhalten.

Eine der Landmarken der Region: die Abtei Saint Michel in Gaillac. – Foto Laurent Frezouls/Tarn Tourisme

Castelnau-de-Montmiral ist ein typischer Bastidenort, den der Graf von Toulouse 1220 zum Schutz des Handels errichten ließ. Am Ortsrand, wo der Blick weit über die Landschaft reicht, erweist sich die Bedeutung des Dorfnamens „Burg von dem man aus sieht“ als berechtigt. Das im 13. Jahrhundert als Bastiden-Hafen erbaute Lisle-sur-Tarn war ein bedeutender und sicherer Ort für den Handel mit Wein und Pastel (Färberwaid). Der Flusshafen besteht nicht mehr, doch der große von Arkaden gesäumte Marktplatz und die „Pontets“ genannten Übergänge über den Gassen von einem Haus zum andern zeugen vom einstigen Wohlstand.

Feinstes Schafleder aus dem bezaubernden Graulhet

Das mittelalterliche Graulhet entwickelte sich ab dem 17. Jh. zur einer Hochburg der Lederverarbeitung. Talentierte Handwerker wussten aus Schaffellen ein besonders zartes Leder zu gewinnen, um hochwertige Lederwaren zu fertigen. Das überlieferte Können „Made in Tarn“ wird nach wie vor von internationalen Marken geschätzt.

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Lederverarbeitung im Maison des Métiers du cuir in Graulhet. – Foto Tarn Tourisme

Das historische Zentrum der idyllischen Kleinstadt am Ufer des Flüsschens Dadou mit der alten Brücke, dem Stadttor Gouch und den schönen Fachwerkhäusern im Pannessac-Viertel steht unter Denkmalschutz. Mehr über die Handwerkskunst der Lederverarbeitung erfahren Besucher im „Maison des Métiers du Cuir“, eingerichtet in einer ehemaligen Fabrik. Dort wird ein Überblick von der Bearbeitung des Fells bis hin zum fertigen Produkt aus Leder gegeben. Die Besichtigung ist kostenlos. Auch der bekannte Kunsthandwerker Jean-Claude Milhau öffnet sein Atelier für Besucher und zeigt die Verarbeitung vom Schafleder bis zur Tasche oder Geldbörse. Weitere Informationen unter www.tourisme-tarn.com.