Auf den Spuren der Bonhommes

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Auf den Spurend der Bonhommes bietet sich von der Katharerburg Queribus ein atemberaubender Blick auf die Pyrenäen und das Mittelmeer. – Foto G. Deschamps/CRT Occitanie

Wie kaum eine andere Periode der Geschichte prägten die Kreuzzüge gegen die Katharer das kollektive Gedächtnis im historischen Okzitanien. Im 12. Jahrhundert breitete sich im Herrschaftsgebiet der Grafen von Toulouse eine dualistische Glaubensbewegung aus. Die Prediger, genannt Bonhommes, wandten sich besonders gegen die Pracht der etablierten Kirche. Der Mord an einem päpstlichen Gesandten gab den Anlass für einen Kreuzzug päpstlicher und königlicher Truppen gegen die Katharer. Wie manche Historiker verlauten lassen, schien es für den französischen König eine willkommene Gelegenheit sich das wohlhabende Okzitanien einzuverleiben. Den Spuren der Katharer im heutigen Occitanie zu folgen führt durch herrliche Landstriche, zu spektakulären Burgen und in interessante Museen.

Zitadellen in schwindelerregenden Höhen

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Auch die Burg Peyreperthuse steht im Zeichen der Bonhommes. – Foto G. Deschamps/CRT Occitanie

Wie Perlen an einer Kette reihen sich die Fluchtburgen der Katharer quer durch die Corbières. Ursprünglich Grenzburgen zum Königreich Aragon, bildeten sie während der Kreuzzüge eine Zuflucht für die Anhänger der Katharerbewegung. Die auf spektakulären Felsstöcken errichteten Festungen wecken noch immer die Bewunderung für ihre Erbauer. Darunter Aguilar, das sich wie ein Adlernest vor der Kulisse der Corbières-Berge erhebt. Die Mauern von Peyrepertuse, die sich 800 Meter hoch über 300 Meter erstrecken, scheinen aus dem Felsen entwachsen. Wie ein mächtiger Finger wacht der Burgfried von Queribus hoch über dem von Weinlagen umgebenen Dörfchen Cugugnan. Die Burg fiel 1255 in die Hände des Königs Saint Louis fast gleichzeitig mit der von Wäldern umgebenen Festung Puylaurens, eine der letzten Zufluchtsstätten der Katharer.

Hautpoul, der Ursprung von Mazamet

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Nichts für wenig Schwindelfreie: die Hängebrücke in Hautpoul. – Foto Emmanuelle Dixon

Ab dem 12. Jahrhundert hingen auch die Herren von Hautpoul dem Glauben der Katharer an. Ihre Burg auf einem Felsvorsprung am Rande der Montagne Noire bildete eine sichere Zuflucht für verfolgte Glaubensbrüder. Von der Festung sind nur noch Ruinen erhalten, doch in dem gut erhaltenen Dorf Hautpoul fühlen sich Besucher ins Mittelalter versetzt. Seit 2018 ist der Ort zudem über eine spektakuläre Hängebrücke zu erreichen. Sie führt auf 140 Meter über die Arnette-Schlucht. Der Kreuzzug und die Inquisition brachten auch für Hautpoul das Ende der Katharerbewegung. Viele Bewohner siedelten sich danach unterhalb des Ortes in der Thoré-Ebene an, wo später die Stadt Mazamet entstand. Dort verschafft das Museum „Maison du Catharisme“ in einem Bürgerhaus aus dem 19. Jahrhundert einen umfassenden Überblick über den Glauben der Katharer, die Rolle der katholischen Kirche und der Inquisition.

Montségur – letzte Festung der Katharer-Kirche

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Montségur gilt als letzte Festung der Katharer-Kirche. – Foto Dominique Viet/CRT Occitanie

Von der ausgedehnten Burganlage auf einem steilen Berg, dem legendären „Pog“, bietet sich ein grandioser Rundblick auf die Anhöhen der Monts d’Olmes. Montségur war die bedeutendste Trutzburg der Katharer. Adlige, Bonhommes, einfache Leute und Bewaffnete hatten sich ab 1232 in die Festung zurückgezogen. In Montségur wurde das letzte Kapitel des Kreuzzuges gegen die Katharer-Kirche geschrieben. Fast ein Jahr lang leisteten die 500 Bewohner den rund 6000 Söldnern erfolgreich Widerstand, der erst durch eine Wurfmaschine gebrochen werden konnte. Danach hatten die Katharer die Wahl ihrem Glauben abzuschwören oder auf dem Scheiterhaufen zu sterben. Ein Denkmal auf der Weide unterhalb der Burg verweist auf die Stelle, wo 225 Katharer den Feuertod wählten. Seither inspirieren die Legenden um Montségur zu Spekulationen über einen Schatz der Katharer, obwohl diese materielle Schätze ablehnten. Das kleine Museum im gleichnamigen Dorf unterhalb der Festung erzählt die Geschichte vom tragischen Ende der Katharer.

Scheiterhaufen im Bischofssitz

Prachtvoll und romantisch: Villerouge Termenès. – Foto G. Deschamps/CRT Occitanie

Die Ende des 11. Jahrhundert errichtete Burg von Villerouge-Termenès war lange Zeit ein Streitapfel der Bischöfe von Narbonne und Rodez. Sorgte doch der fruchtbare Landstrich von Termenès mit Olivenhainen, Getreide und Viehzucht für gefüllte Kassen. Hinter diesen hohen Mauern konnte kein Katharer Zuflucht finden. Zwar fiel nach den Kreuzzügen die gesamte Region an das französische Königreich, doch erst die fortdauernde Inquisition beendete das Katharertum. Der des Mordes an einem Hirten des Bischofs angeklagte Katharer-Prediger Guilhem Belibaste, wurde 1321 im Burghof von Villeroute-Termenès auf einem Scheiterhaufen als Mahnmal für Ketzer verbrannt. Eine Besichtigung der Burg und des Museums entführt in diese bewegte Vergangenheit.

Sainte Cécile, Manifest der siegreichen Kirche

Weithin sichtbarer Monumentalbau: die Kathedrale Sainte-Cécile. – Foto Patrice Thebault/CRT Occitanie

Häufig werden die Kreuzzüge gegen die Katharer als Albigenser-Kreuzzüge bezeichnet. Zwar zählte Albi kaum Anhänger, doch in der Umgebung war diese Glaubensbewegung stark vertreten. Allerdings bereitete die Stadt einem Abgesandten des Papstes keinen besonders herzlichen Empfang. Nach der Ermordung seines Legaten Pierre de Castelnau bei Arles, der in Okzitanien gegen die Katharer predigte, rief Papst Innozenz III. 1208 zum Kreuzzug gegen die Albigenser auf. Nach dem Niedergang der Katharerbewegung veranlasste der Bischof und Inquisitor, Bernard de Castanet, 1282 die Errichtung der Kathedrale Sainte Cécile als ein Symbol der Macht der „wahren“ Kirche. Bis zur Fertigstellung der größten Backstein-Kathedrale weltweit vergingen jedoch zweihundert Jahre. Der weithin sichtbare Sakralbau ist noch immer ein bewundertes Kulturerbe und Meisterwerk der Baukunst. Weitere Informationen unter www.tourismusoccitanie.de.

Corona in Frankreich

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