Wer im Gassengewirr von Ammans Altstadt für ein Souvenir den ausgewiesenen Preis bezahlt, hat etwas verkehrt gemacht. Denn in Jordaniens Souks ist das Feilschen nicht nur Pflicht, sondern macht auch einen Riesenspaß. Wenn ein Händler nach erfolgreichem Geschäftsabschluss großzügig zum Abendessen ins eigene Haus einlädt, wäre seine Überraschung wohl riesengroß, wenn man abends tatsächlich vor der Tür stehen würde.
Um sich als Besucher Jordaniens kleine und große Schnitzer zu ersparen, gilt es einige Verhaltensweisen zu beachten. Denn auf ihre muslimischen Traditionen sind die Jordanier besonders stolz. Gleichzeitig verzeihen Sie den Besuchern ihres modernen und weltoffenen Landes auch kleine Fehltritte, sofern diese nicht absichtlich erfolgen. Folgende Punkte gibt es zwischen Rotem und Totem Meer zu beachten:
Begrüßung: Seinem männlichen Gegenüber schüttelt man zur Begrüßung die Hand. Bei Frauen sollte man allerdings erst darauf warten, von ihr die Hand gereicht zu bekommen. Ein weiteres Gebot der Höflichkeit ist es, zur Begrüßung aufzustehen.
Feilschen: Auf jordanischen Märkten hat das Feilschen Tradition. Man sollte aber nur um Dinge feilschen, die man auch wirklich kaufen möchte. Der oberste Grundsatz beim Feilschen lautet: Das Ganze soll Spaß machen! In Geschäften und Einkaufszentren gelten hingegen die ausgewiesenen Preise. Hier ist Feilschen fehl am Platz.
Fotografieren: Generell sollte man es vermeiden, verschleierte Frauen abzulichten. Auch Menschen beim Gebet zu fotografieren, gilt als unhöflich. Gänzlich verboten ist das Fotografieren von militärischen Anlagen. Ansonsten: Einfach vor dem Auslösen die Personen kurz um Erlaubnis fragen.
Einladungen: Jordanien ist ein sehr gastfreundliches Land. Einladungen werden häufig und sehr spontan ausgesprochen. Lädt ein Einheimischer zu sich nach Hause ein, sollte man erst einmal höflich ablehnen. Wiederholt der Gastgeber seine Einladung jedoch mehrmals, kann man davon ausgehen, dass diese ernst gemeint ist und nicht bloß aus Höflichkeit erfolgte Einladungen zu einem gemeinsamen Kaffee hingegen können ruhig direkt angenommen werden. Aber auch eine dankende Ablehnung wird akzeptiert, sollte man keine Zeit haben. Dazu legt man die rechte Hand aufs Herz und entschuldigt sich höflich.
Kleidung: Eine besondere Kleiderordnung ist nicht zu beachten. Allerdings wird gepflegte Kleidung als Zeichen des höflichen Respekts verstanden; die abgerissene Jeans kann also getrost zu Hause bleiben. Zudem sollte wie in allen islamischen Ländern nicht allzu viel Haut gezeigt werden. Bei Frauen gilt ein allzu tiefer Ausschnitt als unsittlich und das Tragen langer Hosen wird empfohlen. Auch Männer in kurzen Hosen werden belächelt, sie gelten als unmännlich. In touristischen Stätten wie Petra oder in der Hafenstadt Aqaba gehören Touristen in kurzen Hosen jedoch längst zum öffentlichen Bild. Mittlerweile sind dort auch die Einheimischen diesen westlichen Kleidungsstil gewöhnt. In die typische Landeskleidung sollte man jedoch nicht schlüpfen; es könnte als Affront verstanden werden.
Religion: Jordanien ist ein muslimisches Land, der Islam ist Staatsreligion. Die Verfassung garantiert aber Religionsfreiheit So sind vor dem Gesetz Christen und Muslime gleich. Die christliche Minderheit im Land ist in der Gesellschaft fest verankert und genießt die gleichen Rechte wie die muslimische Mehrheit. Bei der Religionsausübung zu stören, gilt als sehr unhöflich. Betende Muslime sollte man daher nicht ansprechen, fotografieren und auch nicht direkt an ihnen vorbeilaufen. Während der 29 Tage des Fastenmonats Ramadan ist es gläubigen Muslimen unter anderem nicht gestattet, nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang zu essen oder zu trinken. In den Restaurants der Hotels kann man als Besucher des Landes dennoch zu den gewohnten Zeiten speisen. Höfliche Touristen verzichten während des Fastmonats auf den Verzehr von Nahrungsmitteln in der Öffentlichkeit.
Sprache: Die Landessprache von Jordanien ist Arabisch. Allerdings wird fast überall Englisch verstanden. Durch den starken Ausbau des Bildungssektors in den vergangenen Jahren sprechen vor allem junge Jordanier recht gut Englisch. Wer aber als Tourist mit ein paar Brocken Arabisch aufwarten kann, wird von den Einheimischen umso wohlwollender aufgenommen.
Folgende Tabus sollten Jordanien-Urlauber beachten:
- Den Nahostkonflikt, Israel und die Palästinenserfrage sollte man als Gesprächsstoff eher vermeiden.
- Ist im Sitzen die Fuß- oder Schuhsohle auf einen Einheimischen gerichtet und dabei für ihn sichtbar, so wird das als Beleidigung aufgefasst.
- Der Verkauf und Genuss von Alkohol ist in Jordanien gestattet – dennoch sollte man nicht auf offener Strasse trinken.
- Eine Moschee darf man nicht mit Schuhen betreten.
- Während des Essens auf arabische Art mit den Händen immer nur die rechte Hand benutzen, die linke Hand gilt als unrein.
- Auch Hunde gelten im Islam als unrein
Wenn man sich als Gast im Haschemitischen Königreich bemüht, diese Regeln zu beherzigen, nehmen einen die Jordanien sehr offen und herzlich auf. „Ahlan wa sahlan!“ bedeutet „Herzlich Willkommen!“ und ist der häufigste Ausspruch, dem Touristen in dem gastfreundlichen Land begegnen.
Eine umfangreiche Zusammenstellung zu Informationen, Traditionen und Verhaltensregeln von Jordanien gibt es im Internet unter www.visitjordan.com.
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Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.