Die Merkwürdigkeiten einer Kreuzfahrt

Kreuzfahrt
Die Fahrt auf dem Kreuzfahrt-Riesen verlief für den Mortimer-Mitarbeiter mit Hindernissen. – Foto: Honza Klein

Zum Thema Reisen gibt es ja etliche Floskeln: „Wenn einer eine Reise tut“ beispielsweise oder auch „Eine Seefahrt, die ist lustig“. Um Letzteres soll es in den folgenden Zeilen gehen. Bereits zum vierten Mal ging ich an Bord eines MSC-Schiffes. Bisher hatte ich da doch immer ganz gute Erfahrungen gemacht. Zweimal im östlichen Mittelmeer (damals noch mit der spektakulären Ausfahrt aus Venedig, die inzwischen durch eine Verlegung des Kreuzfahrtpiers nicht mehr direkt durch die Stadt führt), ein weiteres Mal in der Nordsee. Alles immer ganz hübsch. Nun also auf der Route Miami – Jamaika – Cayman Island – Bahamas – Miami. Und um es vorwegzusagen, MSC ist kein Kreuzfahrtunternehmen, das ich noch einmal buchen werde und somit auch nicht empfehlen kann. Doch der Reihe nach:

Boarding: Das übliche Gedränge beim Boarding in Miami ist erträglich. Irgendwie suchen alle der über 5.000 Passagiere ihren Weg, wissen nicht so recht wohin, finden aber irgendwann ihre Kabine. So wir auch. Wir hatten zwei Balkonkabinen mit Durchgangstür und großem Balkon gebucht. Nun ist es so, dass bei MSC die Bordkarte an der Zimmertür in einem Pappumschlag hängt. Aufreißen, an die Tür halten, rein ins Zimmer. Bei einer unserer Kabinen klappte das. Bei der der anderen fehlte der Umschlag. Hinweis vom Etagenverantwortlichen von MSC: „Das verstehe ich nicht. Wir haben alle Karten an die Türen gehängt. Sie müssen bitte an die Rezeption gehen, um eine neue Karte zu holen.“

Lift-Fahrt als Geduldsprobe

Das Innere des MSC-Schiffs gemahnt an eine Shopping-Meile mit vielfältigem Angebot. – Foto: Honza Klein

Rezeption, Deck 5: Die MSC Seascape hat von Deck 5 bis 8 eine Art Innenhof, mit Bars etc. auf jeder Etage. Genau gegenüber der Bar auf Deck 5 befindet sich die Rezeption. Unbegreiflich wie die Mitarbeiter das aushalten. Denn nicht nur, dass dort lauteste Discomusik von der Bar rüber schallt, in deren Geräuschkulisse man warten muss, weil wohl doch einige Gäste mehr Fragen an die Rezeption haben, ist es dann schwer sich mit dem Mitarbeiter zu verständigen, weil man sich gegenseitig kaum versteht. Unerträglich! Aber irgendwann hatten wir die Karte, also zurück zur Kabine auf Deck 14. Dabei tauchte dann ein Problem auf, was einen die nächsten Tage verfolgen sollte. Der Lift oder wie es bei MSC heißt „the Car“. Unter fünf Minuten Wartezeit kam kaum einer, obwohl es insgesamt acht Aufzüge gab.

An der Kabine angekommen öffneten wir diese. Das, was dann zu sehen war, kommentierte der MSC-Etagenmann mehr als verwundert und fast geschockt: „Das habe ich ja noch nie erlebt!“ Zu sehen waren im Halbdunkel der Kabine vier Beine, zwei Menschen, die gerade mitten im Liebespiel waren. Der MSC-Mann beförderte sie raus und nun musste erst einmal das Kabinenbett neu bezogen werden.

Auf Koffersuche

Derweil war immerhin schon ein Koffer angekommen. Vom zweiten fehlte jede Spur. Eigentlich wollten wir nun, da es Zeit zum Auslaufen war, an Deck, Miami Adieu sagen, das Feuerwerk bewundern, welches am Festland angekündigt war. Wir sollten jedoch auf der Kabine warten, bis der Koffer kommt. Kurz nach 15 Uhr waren wir an Bord gegangen, nun war es nach 18 Uhr. Wenig später meinte der immerhin sehr freundliche MSC-Mann, dass nun keine Koffer mehr kämen und wir doch an der Rezeption nachfragen sollten. Also wieder auf den Lift warten, hinein in den Discolärm und wieder anstehen. Um dann die Info zu erhalten, wir sollten noch warten.

Kreuzfahrt
In der Karibik vor Anker. – Foto: Honza Klein

Irgendwann kurz vor 19 Uhr kam dann ein Mitarbeiter mit der Info, dass es da eine Stelle gebe, wo Gepäck wäre, dessen Inhalt bedenklich wäre. Dort fand sich dann in der Tat der Koffer. Problem, wir hatten in Florida ein Steakmessergeschenkset gekauft und dies war nicht erlaubt. Kurios übrigens, da wir später an Bord mit ähnlichen Messern aßen. Ein offensichtlich osteuropäischer Sicherheitsmann, der gut eine KGB-Ausbildung gehabt haben könnte, brummte nur sehr unfreundlich „Messer hergeben!“ Weder half er den Koffer aus der letzten Ecke des Raumes zu holen noch ihn dann zur Durchsuchung hochzuheben. Wir hatten immerhin nun den zweiten Koffer und die Messer gab es nach Ende der Kreuzfahrt zurück.

Verpasstes Essens-Zeitfenster

Abendessen: Auf Kreuzfahrtschiffen ist es üblich, eine Essenszeit zu wählen. 17 oder 19 Uhr. Wir hatten 17 Uhr. Da wir zu dieser Zeit jedoch mit den zuvor genannten Dingen zu tun hatten, konnten wir um 17 Uhr nicht. Also erschienen wir gegen 19.15 Uhr am Restaurant. Dort erwartet ein Kellner die Gäste, um die Tische zuzuweisen. Nur uns erwarte er eben nicht. „Wir mögen doch ein paar Minuten warten, um zu schauen, wo ein Tisch frei sei.“ Wir sahen übrigens etliche freie Tische. Der Kellner offenbar nicht, denn nach 30 Minuten hatte er immer noch keinen Tisch für uns und wir entschieden uns, ins überfüllte Büffetrestaurant zu gehen.

Die Kreuzfahrt selber verlief dann ohne größere Komplikationen. Allerdings sollte man beim Frühstück eher keinen Cappuccino oder ein ähnlich anspruchsvolles Kaffeegetränk bestellen, da es eh erst kommt, wenn das Frühstück längst beendet ist. Wenn überhaupt.

Anderer Erfahrungshorizont

Das MSC-Schiff ist eine kleine, schwimmende Stadt. – Foto: Honza Klein

Vor vier Jahren indes waren wir auf einer ähnlichen Route mit Royal Caribbean unterwegs und das Innendesign des Schiffes war wesentlich angenehmer, einladender und weniger, wie die doch irgendwie immer vorhandene Wartehallenanmutung bei MSC. Aber vielleicht ist das auch Geschmackssache.

Auschecken: In der App von MSC steht dazu, dass man bitte bis 8 Uhr die Kabine zu verlassen habe. Also fragten wir an der Rezeption (die Situation dort ist ausgiebig beschrieben) nach, ob ein Late-Check-Out möglich sei. Die sehr, sehr unfreundliche Antwort, fast schon gebrüllt: „Sie haben die Kabine bis 7 Uhr zu verlassen, sie sind schließlich keine VIP!“ Der Hinweis, dass in der MSC-App immerhin 8 Uhr stand, interessierte den Mann nicht. Wir verließen die Kabine dann trotzdem am Ausschiffungstag dann erst gegen 9.30 Uhr.

Rätsel um VIP-Service

Übrigens wären wir gern VIP gewesen. Gibt es doch bei MSC den Yacht-Club. Sozusagen eine Erste Klasse. Mit eigenem Restaurant, Bar, privatem Pool und anderen Annehmlichkeiten. Etwas teurer, aber lohnend. Allerdings hatte die Mitarbeiterin bei der Buchung am Telefon gesagt, dass es auf der MSC „Seascape“ keinen Yacht-Club gäbe. So gingen wir von Bord. Es gibt noch viele andere Kreuzfahrtunternehmen. MSC wird es wohl nicht wieder sein…