Letzter frei fließender Gletscherfluss Europas. Ein Lebensraum mit Vorbildcharakter. Erholungsraum und Abenteuerspielplatz für Outdoorsportler. Die Isel hat viele Facetten und ist einer der wenigen Flüsse, der sich bis heute seine Ursprünglichkeit bewahrt hat. Am besten nähert man sich ihr zu Fuß, auf dem Rücken eines Pferdes, per E-Bike oder zu Wasser.
„Die Isel ist die Hauptschlager Osttirols“, so beschrieb Nationalpark Ranger Andreas Rofner den Fluss, der seinen Ursprung im Nationalpark Hohe Tauern hat. Direkt an der Gletscherzunge des Umbalkees entspringt die Isel auf 2.400 Metern als Puls einer ganzen Region. Über eine Höhendifferenz von 1.730 Meter und einer Strecke von 57,26 Kilometer wird sie in ihrem Verlauf von rund 48 Zuflüssen gespeist, bevor sie in Lienz in die Drau mündet.
57 Kilometer unverbaute Natur
Auf der gesamten Strecke ist die Isel nahezu unverbaut. Kein Kraftwerk, keine Staustufe und keine Ausleitung schränken sie in ihrem natürlichen Verhalten ein. Das wirkt nicht nur anziehend auf seltene Tier- und Pflanzenarten, sondern auch auf den Menschen, der entlang des Flusses Wandern und Wildwasser-Abenteuer erleben kann oder ihre Umgebung auf dem Iseltalradweg erkundet.
Seit Jahrtausenden bahnt sich die Isel ihren Weg ins Tal. Geschaffen hat sie dabei bis zu 1.000 Meter tiefe Schluchten, in denen sie sich von ihrer wildesten Seite zeigt. Hier ist die Natur ursprünglich, ungezähmt und weitestgehend unberührt. Folgt man ihrem Verlauf entwickelt sich die Isel von einem kleinen Gletscherfluss zu einem mächtigen Gebirgsbach, der seinen Höhepunkt an den Umbalfällen erreicht und hier ins Tal stürzt. Die Fälle repräsentieren die Wildheit des Nationalpark Hohe Tauern – an wohl kaum einem anderen Ort spürt man die Kraft der Natur und ihre landschaftsformende Wirkung so, wie an diesem Flecken.
Von wild bis sanftmutig
Im Virgental wird die Isel im Anschluss wieder beschaulicher und kurz vor Lienz, in einem breiten, ausgefächerten Flussbett, regelrecht sanftmütig. Wer in diese Landschaft eintauchen und sich vom Fluss den Weg zeigen lassen will, kann das bei einer Wanderung, einem Reitausflug oder einer Fahrt mit dem E-Bike direkt am Fluss. Von Lienz verläuft direkt am Flussufer der leichte Iselradweg nach Matrei.
Im Anschluss können Radfahrer auf dem Radweg Virgental von Matrei bis nach Ströden fahren. In Kombination mit der Mountainbike-Tour zur Pebellalm ist so eine durchgehende Verbindung von Matrei bis zu den Umbalfällen im Nationalpark Hohe Tauern, abseits von frequentierten Straßen, möglich. Von Lienz verkehren auf Anfrage Shuttles ins 27 Kilometer entfernte Matrei.
Adrenalin pu beim Rafting und Kajakfahren
Am nächsten kommt man dem Fluss allerdings beim Kajakfahren oder Rafting. Beliebt ist die Kombination aus allen Fortbewegungsvarianten: Vom Umbalkees geht es zunächst wandernd, anschließend mit dem E-Bike, auf dem Pferderücken und im Kajak an drei bis vier Tagen bis nach Lienz. Als Gletscherfluss hat die Isel unterschiedliche Wasserstände und bietet dadurch verschiedenste Schwierigkeitsgrade für Wassersportler, u.a. sanfte Trainingsstrecken, aber auch Passagen mit der höchsten Schwierigkeitsstufe für ultimative Herausforderungen. Das sich immer ändernde Flussbett ist ein hervorragender Fischgrund und deshalb auch bei Anglern begehrt.
Neben Erholungsraum, ist die Isel auch Lebensraum und eine natürliche Klimaanlage. Da sie selten wärmer als acht bis zehn Grad wird, klimatisiert sie das Tal und die Uferbereiche auf natürliche Weise. Als unverbauter Gletscherfluss zeigt die Isel auch ein ganz besonderes Abflussverhalten mit deutlichen tages- und jahreszeitlichen Schwankungen der Wasserführung, die durch die Schneeschmelze bestimmt wird. So fließt zum Beispiel an einem kühlen Morgen viel weniger Wasser als nach einem heißen Sommertag.
Natura 2000-Schutzgebiet
Auch die Farbe des Wassers variiert je nach Wetter: An heißen Tagen scheint das Wasser gelblich grün, während der Fluss bei kühlerer Witterung kristallklar, sogar türkisfarben, schimmert. Man könnte sagen: Die Isel erfindet sich täglich neu. Dank dieser Ungezähmtheit wurde der Fluss 2015 zum Natura 2000-Schutzgebiet erklärt.
Und auch, da sie einer der wenigen Alpenflüsse ist, an dem noch die ursprüngliche Artenvielfalt herrscht. Unter anderem finden hier stark bedrohte Tierarten, wie die Gelbbauchunke ein Zuhause, aber auch seltene Pflanzen, wie die gefährdete und als besonders schützenswert eingestufte, Deutsche Tamariske, auch Rispelstrauch genannt. Die Pionierpflanze wächst nur auf Schotterbänken mit intakter Flussdynamik. Dieser Lebensraum ist durch zahlreiche Flussregulierungen und Wasserkraftwerke besonders eingeschränkt, weshalb sie heute in Österreich nur noch an der Isel weitläufiger zu finden ist. Weitere Informationen unter www.osttirol.com.
Mortimer
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