Colorados Geisterstädte – die verlassenen Orte im Wilden Westen

Geisterstädte
Geisterstädte wie St Elmo haben bis heute nichts an Faszination eingebüßt. – Foto Miles Partnership

Geisterstädte – davon hörte man viel in den letzten Monaten; immer wieder gingen Bilder und Videos um die Welt, die uns leergefegte Städte zeigten. Während sich das in vielen Regionen allmählich wieder ändert, gibt es im US-Bundesstaat Colorado hoch oben in den Rocky Mountains rund 600 Ghost Towns ganz anderer Art: vor über 100 Jahren komplett verlassen, werden sie heutzutage wieder von Besuchern belebt, und das völlig zu Recht.

Goldgräberstimmung

Rund um die vielen Geisterstädte zeigt sich Colorada – wie hier oberhalb von Crested Butte – von seiner schönsten Seite. – Foto Colorado Tourism Office

Meist waren es lukrative Gold- und Silberminen, die im späten 19. Jahrhundert hoffnungsfrohe Schatzsucher in Scharen nach Colorado lockten. Immer mehr Ortschaften wurden nahe der begehrten Bodenschätze auf die Schnelle zusammengezimmert – in Tälern, auf weiten Wiesen und felsigen Höhen. Während auch heute noch fast jeder Ort in Colorado den historischen Wildwest-Charme versprüht, waren nicht alle so glücklich wie Leadville, Breckenridge, Crested Butte, Silverton oder Durango, um nur ein paar zu nennen, die auch heute noch boomen und beliebte Ziele bei Touristen sind. Denn durch den Verfall des Silber- und Goldpreises wurden zahlreiche Ortschaften verlassen und gerieten zunächst in Vergessenheit. Heute gewinnen diese Orte als Geisterstädte erneut an Bedeutung und locken moderne Abenteurer an, die sich mitten in einen Western hineinversetzt fühlen, wenn sie durch die verlassenen Gassen gehen, die früher von wilden Saloons gesäumt waren.

St. Elmo

Geisterstädte
Der Blick in verlassene Häuser gehört zum Besuch der Geisterstädte. – Foto Miles Partnership

St. Elmo liegt mitten in der Sawatch Range der Rocky Mountains, unweit von Buena Vista und dem Mount Princeton Hot Springs Resort auf 3.000 Metern Höhe. Der 1880 gegründete Ort, in dem einmal mehr als 2.000 Menschen lebten, ist bekannt für seine staubige Main Street, an der man noch zahlreiche gut erhaltene Gebäude mit charmanten Holzfassaden findet. Die Geisterstadt ist gut mit dem Mietwagen zu erreichen, und was wirklich selten ist: man kann hier sogar übernachten, denn seit 2007 empfängt das kleine Ghosttown Bed & Breakfast seine Gäste.

Independence

Leadville, die höchste Stadt der USA, ist nicht zur Geisterstadt geworden. – Foto Denise Chambers/Miles/Colorado Tourism Office

Independence liegt auf 3.350 Metern am Independence Pass, einer steilen und kurvigen Verbindungsstraße zwischen Leadville und Aspen, die heute den Reisenden genauso den Atem raubt wie damals den Passagieren in den Postkutschen. Die Aspen Historical Society bietet Touren in den Ort an, der nur kurz besiedelt war und dessen Bewohner ihn im Jahr 1899 auf hölzernen Skiern verließen, die sie sich aus den Brettern der Cabins zusammengezimmert hatten

Carson

Eine Familie erkundet Ashcroft nahe Aspen. – Foto Denise Chambers/Miles/Colorado Tourism Office

Besucher von Carson denken oft, sie wären die Ersten, die diesen Ort entdecken, wenn plötzlich in dieser abgeschiedenen und schwer zu erreichenden Gegend auf 3.650 Metern eine Ansammlung gut erhaltener Gebäude vor ihnen auftaucht. Carson, unweit der Kontinentalen Wasserscheide gelegen, war bei seinen damaligen Bewohnern nicht besonders beliebt, unter anderem wegen seiner harten Winter. Heute ist es ein tolles Ausflugsziel, das man am besten über den Wager Gulch Trail mit einem 4×4, zu Fuß oder mit dem Mountainbike von Lake City aus erreicht.

Capitol City

Lange nicht mehr bewohnt ist auch Capitol City. – Foto Matt Inden/Miles/Colorado Tourism Office

Zwischen Lake City und Ouray befindet sich Capitol City. 15 Kilometer geht es – am besten während einer geführten Jeeptour – über den Engineer Pass des Alpine Loop Scenic Byways hoch hinauf. Der Gründer des Ortes, George S. Lee, träumte davon, Colorados Gouverneur zu werden und aus der Silberminenstadt die Hauptstadt des Bundesstaates zu machen. Im Jahr 1877 baute er hier eine Villa, hinzu kamen Hotels, Saloons, eine Post und einige Cabins. Zur Hauptstadt wurde der Ort inmitten der für die Region so typischen Zitterpappeln, den Aspen, aber bekanntermaßen nicht, und leider hatte er auch nie mehr als 800 Einwohner.

Nevadaville

Geschichtsträchtiger Spaziergang durch St. Elmo in Colorado . – Foto Miles Partnership

Während Central City, eine Stunde westlich von Denver, heute eine blühende Casino-Metropole in historischer Wild-West Kulisse ist, erging es dem nahegelegenen Nevadaville, das einmal die Heimat von 4.000 Bewohnern war, nicht so gut – um 1900 wurde der Ort verlassen. Einige der Originalbauten stehen heute noch, ebenso einige Gräber. Ab Central City erreicht man Nevadaville nach 2,5 km über die steinige County Road 1-S – hervorragend geeignet für einen tollen Ausflug mit dem Mountainbike.

Gothic

Blick auf Gothic mit einem abseits gelegenen stillem Örtchen. – Foto Kathrin Berns

Genaugenommen dürfte man Gothic hier nicht mehr dazuzählen, da der Ort im Sommer für wenige Wochen tatsächlich bewohnt ist. Er darf hier aber nicht fehlen, da er unbedingt eine Reise wert und vom Örtchen Crested Butte gut zu erreichen ist, sobald der Schnee geschmolzen ist. Die Lage von Gothic am gleichnamigen Berg ist traumhaft und bietet sowohl den Wissenschaftlern, die sich hier jedes Jahr im Rocky Mountain Biological Laboratory treffen, um den Klimawandel zu erforschen, als auch Wanderern allerbeste Bedingungen. Die Studenten des RMBL übernachten übrigens in den historischen Gebäuden, an denen nicht viel verändert wurde und die auch heute keinerlei Luxus bieten. Dafür entschädigen die sommerlichen Wildblumen, für welche die Region so bekannt ist. Weitere Informationen über Geisterstädte in Colorado unter www.colorado.com.