Winzig und malerisch: Durbuy – die kleinste Stadt in Belgien

Fachwerkcharme in Durbuy, der kleinsten Stadt Belgiens. (Foto Karsten-Thilo Raab)

So sehen Genießer aus. Er trägt einen Strohhut, ein helles Jacket, ein blaues Hemd, und eine beige Hose. Sie hat sich für Kork-Plateauschuhe, eine elegante rote Bluse und eine weiße Hose entschieden. Es ist 14 Uhr. Das ältere, offensichtlich gut situierte Pärchen sitzt auf der Terrasse im Le Grand Cafe am Place aux foires inmitten von Durbuy, der kleinsten Stadt Blegiens im Süden des kleinen Königreichs. Einträchtig löffeln die rüstigen Rentner mit weißem Schlabberlatz um den Hals aus großen schwarzen Töpfen Austern und Muscheln. Dazu lassen sie sich zwei Flaschen kühlen Weißwein munden.

In der kleinen Gastronomie-Hochburg scheint die Zeit ein wenig still zu stehen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Zwei Stunden und 200 Meter Luftlinie weiter: Die Wiedersehensfreude ist groß. Mit einem fröhlichen „’Alo, ‚Alo“ hebt das Seniorenpärchen das Glas zum Gruße. Stilvoll schlürfen sie im Le Sanglier des Ardennes ihren Champagner. Dann ein Küsschen auf die Wange des Kellners und schon steigen sie in ihre Nobelkarosse und brausen mit quietschenden Reifen davon.

Zwei Dutzend erstklassige Restaurants

Charmanter Hingucker: Ein blumengeschmücktes Fahrrad in den Gassen von Durbuy. (Foto Karsten-Thilo Raab)

„Stammgäste“, sagt der Kellner kurz und knapp, wohl wissend, dass es davon in Durbuy viele gibt. Denn die kleinste Belgiens ist für ihr exzellentes gastronomisches Angebot bekannt. Zwar leben hier gerade einmal 400 Menschen, doch in punkto Restaurantauswahl ist das kleine Fleckchen Erde in der Provinz Luxemburg ganz groß. Gut zwei Dutzend Speiselokale Speiselokale warten mit ihrer zum Teil exquisiten Cuisine auf. Quasi eine lukullische Ardennenoffensive, noch dazu in einer mittelalterlichen Atmosphäre.

Zu den Kleinoden gehört auch der Komplex des Récollectines Klosters. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Versteckte Ecken und Winkel mit kleinen Hinterhöfen, in denen schnuckelige Restaurants ihre einladenden Tische präsentieren. Dazu schmale, verwinkelte Gassen, reizvolle alte Häuser, die sich ein wenig windschief an die Reste der alten Stadtmauer schmiegen. Und über allem thront das Chateau d’Ursel. Das Schloss ist noch heute im Besitz des gleichnamigen Grafen und der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Fast 800 Jahre Stadtrechte für Durbuy

An den Wochenende zieht es vor allem Genussmenschen und Feinschmecker in das Ardennen-Städtchen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Tatsächlich ist Durbuy zwergengroß, kann bequem in 25 bis 30 Minuten komplett durchlaufen werden und zwingt fast schon zur Entspannung. 1331 erhielt das malerische Fleckchen am Ufer der Ourthe die Stadtrechte verliehen. Seither scheint die Zeit hier irgendwie stillzustehen.

Übernachtungsangebot eines der kleinen schnuckeligen Hotels in Durbuy. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Neben dem bekannten Ardennenschinken finden sich vor allem auch die Marmeladen und Gelees der Confiturerie Saint-Amour auf dem Einkaufszettel der meisten Besucher wieder. Auch eine Kostprobe des kräftig malzigen Marckloff-Bier der Mikrobrauerei Ferme au Chêne ist ein Muss. Ebenso wie der Besuch des Parc des Topiaires.

Größter Formgarten der Welt

DFer Parc des Topiaires weiß mit seinen Figuren nicht nur Pflanzenliebhaber zu begeistern. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Der größte Formgarten der Welt präsentiert auf 10.000 Quadratmetern mehr als 250 pflanzliche Kunstwerke, die überwiegend aus Buchsbaumgewächsen bestehen. Besonders beeindruckend sind eine badende Dame und die zwei fraulichen Figuren, die so wie Gott – oder besser gesagt Parkgründer Albert Navez – sie geschaffen hat, ein Sonnenbad nehmen.

Der Phantasie sind im Parc des Topiaires kaum Grenzen gesetzt. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Wobei eine ob ihrer üppigen Oberweite das pflanzliche Abbild von Pamela Anderson darstellen soll. Zudem zieren ein betender Mann, Springpferde mit Jockeys im Sattel, Schildkröten, Bären, Eichhörnchen, Schwäne und Pfauen, aber auch Kaffeetassen, Gießkannen, ein Riesenherz sowie ein vier Meter hoher Elefant einige der insgesamt 39 verschiedenen Pflanzbereiche.

Hommage an Manneken Pis

Ein sitzender Elefant im Parc des Topiaires. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Da wird eine Katze, von einer Meute Hunde, die die skurrilsten Haltungen annehmen, aufgeschreckt. Da geht Manneken Pis in einer Ecke des Gartens dem gleichen Zeitvertreib wie sein berühmter Zwillingsbruder in Brüssel nach und ist mit 58 Zentimetern Höhe exakt so groß wie dieser. Am Ausgang des Parks warten „Die Freunde von Jeanne Calment“.

Das Pärchen auf der gepflanzten Parkbank erhielt seinen Namen in Anlehnung an Frankreichs älteste Frau, die 120 Jahre alt wurde. Freundlich winkend, scheinen die beiden Greise leise „Au revoir!“ zu sagen, wohl wissend, dass viele Besucher immer wieder gerne zu einem großen kulinarischen Wochenende in die kleinste Stadt Belgiens kommen.

Während dieser Kanute auf dem Trockenen sitzt, gehen nicht wenige auf der Ourthe Paddeln oder Raften. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Weitere Informationen unter www.durbuyinfo.be

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