Polens nordöstliche Woiwodschaft Warmińsko-Mazurskie (Ermland-Masuren) ist bekannt für ihre einzigartigen Naturlandschaften und eine reiche Kulturgeschichte. In kaum einer anderen Stadt der Region ist beides so eng verbunden wie in Lidzbark Warmiński (Heilsberg). Einst über Jahrhunderte Sitz der Fürstbischöfe des Ermlandes, soll die rund 16.000 Einwohner zählende Stadt im kommenden Jahr den Status eines Heilbades erhalten.
Die gute Luft, die hohe Sonnenscheindauer und die Heilquellen der Umgebung zogen schon zwischen den beiden Weltkriegen zahlreiche Gäste auf der Suche nach gesundheitsfördernder Erholung in den beschaulichen Ort. 2005 war Lidzbark Warmiński eine der vier ersten Städte in Polen, die der damals noch jungen Cittàslow-Bewegung für eine nachhaltige und lebenswerte Stadtentwicklung beitraten. Im Jahr 2016 folgte der Schutzstatus des Heilcharakters für die südlich der Altstadt gelegenen Gebiete um den Waldpark im Tal der Symsarna (Simser). Im kommenden Jahr soll Lidzbark Warmiński nun nach Gołdap (Goldapp) das zweite Heilbad der Woiwodschaft werden.
Millionenschwere Investition
Seit 2016 entstand vor den Toren der Stadt bereits für umgerechnet rund vier Millionen Euro ein Großteil der neuen Infrastruktur. So wurde am Südrand des Stadtwaldes eine Thermalbohrung vorgenommen, deren Sole ein gut 100 Meter langes Gradierwerk speist. Die Form des nach klassischem Vorbild aus Holz und mit Schlehenreisig errichteten Bauwerks ist dem Cittàslow-Symbol, einer Schnecke, nachempfunden. In unmittelbarer Umgebung wurden ein Spielplatz, Parkmöglichkeiten sowie Fuß- und Radwanderwege neu angelegt.
2017 als Kurpark eröffnet, knüpft der Simser-Park an die Tradition des frühen 20. Jahrhunderts an, als Heilsberg sich gerne als Luftkurort bezeichnete. Schon damals wurden entlang des mäandernden Flusslaufes verschiedene Spazierwege und Rastmöglichkeiten eingerichtet, die nun erneuert und um Elemente wie einen Naturlehrpfad, einen Pfad der Sinne, Sport- und Gymnastikgeräte sowie Unterstände und Fahrradständer ergänzt wurden. Der Zugang zum Park befindet sich direkt am Schloss der Fürstbischöfe, das auf einer Insel im Mündungsgebiet der Symsarna in die Łyna (Alle) errichtet wurde.
Gotischer Prachtbau
Das eindrucksvolle vierflügelige Bauwerk entstand 1348 bis 1400 im Stil der Gotik. Von 1504 bis 1510 weilte der berühmte Astronom Nikolaus Kopernikus als Sekretär seines Onkels, des Fürstbischofs Lucas Watzenrode, auf der Burg. Besonders sehenswert sind der Große Remter und die Burgkapelle, die wie die bischöflichen Gemächer als Museum für den Publikumsverkehr geöffnet sind. Die barocke Vorburg beherbergt heute ein nach dem letzten Fürstbischof Ignacy Krasicki benanntes Vier-Sterne-Wellnesshotel. In der Altstadt blieben das Hohe Tor und die gotische Peter-und-Paul-Kirche erhalten. Die ehemalige evangelische und heutige orthodoxe Kirche wurde 1823 nach Plänen des preußischen Baumeisters Karl-Friedrich Schinkel erbaut.
Im Rahmen der Stadtentwicklung rund um den Status eines Heilbades investiert die Verwaltung auch in den Ausbau der umweltfreundlichen Mobilität. So wurden zwei neue Elektrobusse angeschafft. Nach und nach werden nun die in die Jahre gekommenen Bushaltestellen durch moderne Mobilitätsstationen ersetzt. Diese werden über Lademöglichkeiten für E-Autos und E-Bikes, Paket- und Food-Automaten sowie WiFi-Zugang und Fahrradabstellmöglichkeiten verfügen. Derzeit gehen die Investitionen in die zweite Phase. Begonnen wurde bereits mit dem Bau eines Gesundheitspavillons, in dem Besucher verschiedene Heilanwendungen zur Verbesserung des Bewegungsapparates, von Herz- und Kreislauffunktion bis hin zu Balneo- und Heliotherapie nutzen können. Geplant ist zudem der Bau eines Sanatoriums und einer Kurpromenade in unmittelbarer Nähe des Gradierwerkes. Weitere Informationen unter www.uzdrowiskolidzbarkwarminski.pl, über die Woiwodschaft Ermland-Masuren unter www.mazury.travel sowie zu Polen unter www.polen.travel.
Mortimer
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