Zermatt – im Banne des Matterhorns

Zermatt
Zermatt von seiner schönsten Seite: Das Matterhorn im Morgenrot. – Foto Peer Völz

Hoheitsvoll thront das Matterhorn über Zermatt. Majestätisch, Ehrfurcht gebietend. Ein 4.478 Meter hoher Felsgigant, der sagen zu wollen scheint: „Das ist mein Revier, mein Reich! Hier bin ich uneingeschränkter Herrscher!“ Und in der Tat ist das Matterhorn in Zermatt und seinen Skigebieten allgegenwärtig.

Die hochalpine, sensationelle Zermatter Bergwelt rund um das Matterhorn schlägt jeden in ihren Bann. – Foto Peer Völz

Aber der Reihe nach. Zunächst erst einmal in Zermatt ankommen. Dass der Ort autofrei ist, merkt man schon bei der Ankunft am Bahnhof. Oder doch nicht ganz – denn Elektrofahrzeuge sind  dennoch im Einsatz, als Taxis oder Hotelshuttles. Das Grand Hotel „Zermatterhof“ holt seine Hotelgäste gar mit einer von zwei Lipizzanern gezogenen Kutsche vom Bahnhof ab. Nachhaltiger geht Transport kaum. Groß sind die Distanzen in Zermatt nicht, rasch ist man vom Bahnhof in seiner Unterkunft, einchecken und dann kann es losgehen. Losgehen, oder besser losfahren, als erstes hinauf zum Matterhorn Glacier Paradise, auf die höchstgelegene Bergstation Europas, eines der Aushängeschilder des Matterhorngebietes. Wird das Paradies halten, was es vor Reiseantritt verspricht?

Ein Paradies als Highlight

Zermatt
Hervorragend präparierte Pisten und ausgedehnte Schneefelder. – Foto Michael Portmann

Um an das Ziel der Wünsche zu gelangen, dauert es rund 40 Minuten mit zwei Umstiegen von der Seilbahnstation in Zermatt hinauf auf 3.883 Meter zum Gletscherparadies auf dem Klein Matterhorn. Schon unterwegs aus den Panoramafenstern der Kabinenbahnen hat man unglaubliche Ausblicke auf schier unendlich ausgedehnte Schneefelder und kann waghalsige Skifahrer beobachten bei ihrer rasanten Fahrt hinunter ins Tal.

Das Observatorium und das Kulmhotel 3100 auf dem Gornergrat. – Foto Peer Völz

An der Station „Trockener Steg“ auf 2.939 Metern angelangt, wartet die höchste Dreiseilumlaufbahn der Welt auf Fahrgäste. Zuvor lohnt aber ein Blick in den Info-Cube an der Station. Anhand von VR-Brillen, Touchscreens, multimedialen und interaktiven Stationen kann man den Beginn der Erschliessung des Klein Matterhorns über die Inbetriebnahme der 3S Bahn bis zur Vision „Alpine Crossing“. verfolgen. Im Frühling 2023 wird es soweit sein, dass Besucher erstmals mit dieser neuen, spektakulären Seilbahn direkt nach Italien werden fahren können. Interessant übrigens für Skifahrer, die einen längeren Aufenthalt im Skigebiet planen: Man kann im modernen Skitestzentrum an der Station verschiedenste neueste Skimodelle verschiedenster Marken testen.

Gipfel des Klein Matterhorn

Foto 5 Die Luxus-Seilbahn auf ihrer Fahrt zum Matterhorn Glacier Paradise. –  Foto Pedro Rodrigues

Aber nun hinauf mit der Matterhorn Glacier ride Bergbahn zum Glacier Paradise, zum Gipfel des Klein Matterhorn. Die  Luxusausgabe einer Kabinenseilbahn! Modernes, schnittiges Design von Pinifarina, angelehnt an Maserati und Ferrari. Auch im Innern ist hochwertiges Autodesign Vorbild: achtundzwanzig bequeme Leder- und Alcantrasitze, sogar mit Sitzheizung – man glaubt es kaum! Durch die Rundum-Panoramaverglasung weiß man gar nicht, welcher Aussicht man sich zuerst widmen soll. Neun Minuten dauert die Fahrt mit den im November 2018 in Dienst gestellten 25 Luxuskabinen. Dabei überwindet die Bahn über 900 Höhenmeter mit einer Geschwindigkeit von7,5 Metern pro Sekunde. Für Seilbahnverhältnisse ist das wahrhaftig ferrarimäßig. Die 3-S-Technik unter Hinzunahme eines dritten Seiles macht diese Bahn zusätzlich besonders sicher, sodass sie an 365 Tagen im Jahr bei jedem Wetter in Betrieb ist.

Zermatt
Die Riffelbergstation ist beliebter Ausgangs- und Anlaufpunkt für Wintersportler.  – Foto Peer Völz

Endlich im Paradies! Zumindest im Gletscherparadies auf dem Klein Matterhorn. Und noch immer nicht auf dem höchsten Punkt. Ganz nach oben zur höchst gelegenen Aussichtsplattform Europas führt von der Bergstation mit Panorama-Restaurant ein separater Lift. Kurz ist die Fahrt, umwerfend die Aussicht! Eine atemberaubende 360-Grad-Panorama-Aussicht eröffnet den Blick auf 14 Gletscher sowie sage und schreibe 38 Viertausender in der Schweiz, Italien und Frankreich – darunter so prominente Vertreter wie der Mont Blanc (4.810 Meter) oder der Gran Paradiso (4.601 Meter). Wo aber ist das Matterhorn? Es hat ein neues Gesicht! Denn den Bergfreunden hier oben zeigt das Matterhorn vornehmlich seine Südseite. Markant aber bleibt weiterhin seine spitz zulaufende Keilform, die jetzt wie der Zahn eines Haies in den Himmel ragt. Zum Greifen nah liegt das 4.164 Meter hohe Breithorn. Dieser Berg gilt als leichtester Viertausender der Alpen und kann in ca. zwei Stunden vom Glacier Paradise auf einer von einem von einem Bergführer geleiteten reinen Gletschertour auch von Anfängern bezwungen werden – körperliche Fitness vorausgesetzt.

Anders atmen

Meterdicke Eiswände finden sich im Eispalast. – Foto Peer Völz

Apropos Fitness – soviel Aussicht verschlägt einem den Atem! Aber nicht nur die. Auf dieser Höhe von fast 4.000 Metern ist der Sauerstoff knapper als im Tal und die Leistungsfähigkeit auf 60 bis 80 Prozent des Normalmaßes.reduziert. Also es langsamer angehen lassen und viel Wasser trinken gegen eventuelle Höhenbeschwerden. Vor der Skiabfahrt zurück ins Tal ist ein Besuch des weltweit höchst gelegenen Gletscherpalastes ein Muss! Wieder geht es zu einem Aufzug. Aber diesmal hinab. Fünfzehn Meter unter der Oberfläche befindet sich diese märchenhafte „Unter-Welt“ und ist Teil des Matterhorn Glacier Paradise. Meterdicke Eiswände, glitzernde Eiskristalle, eine begehbare Gletscherspalte und von Künstlern geschaffene Eisskulpturen, die die Tierwelt der Berge im ewigen Eis auferstehen lassen, machen die Faszination dieses Eislabyrinthes aus.

Eisige Kämpfer: Eisskulptur von zwei Eringer Kühen. – Foto Zermatter Bergbahnen

Danach geht es aber endlich auf einer der zahlreichen wunderbaren Pisten hinab Richtung Tal. Oder wie wär es für Nichtskifahrer mit einer einfachen, schönen Winterwanderung von der Station Furi nach Zermatt? Die gut fünf Kilometer lange und leichte Wanderung führt vorbei an Lärchen und Arven, schließlich entlang des Flüsschens Mattervispa in den Ort. Unterwegs sollte man eine Rast  einplanen für eine Vesper im urgemütlichen Gasthaus „Zum See“.  Das urig in einer typischen Weileranlage gelegene Restaurant mit Sonnenterrasse bietet eine ehrliche regionale Küche, die mit 14 Gault Millau Punkten belohnt worden ist. Ist auch ein lohnender Stopp bei einer Pistenabfahrt zurück nach Zermatt.

Großartiger Gornergrat!

Das Panoramarestaurant mit seiner Photovoltaikanlage ist Ausgangspunkt von zahlreichen Skipisten. – Foto Peer Völz

Ein weiteres Highlight der Zermatter Bergwelt: In 33 Minuten bringt die erste elektrische Zahnradbahn der Schweiz ihre Passagiere von Zermatt hinauf auf 3.089 Meter. Von der Aussichtsplattform des Gornergrats hat man eines der schönsten Fotomotive der Schweiz vor Augen – das Matterhorn in vollendeter Schönheit, faszinierend, einzigartig, das Juwel dieser hochalpinen weißen Berglandschaft. Klarer Fall, ein Ausflugsziel keinesfalls nur für Wintersportler! Hier befindet sich auch die multimediale Erlebniswelt „Zoom the Matterhorn“, in der man u.a. den Berg virtuell per 3D-Brille mit dem Gleitschirm überfliegen kann.

Zermatt
Blick von der Aussichtsterrasse auf  Matterhorn, Zahnradbahn und Skigebiet. – Foto Peer Völz

Unterwegs an den drei Haltestationen der Zahnradbahn finden sich reichlich Ski- und Schlittenpisten und Schneeschuh- und Winterwanderwege – sogar Husky-Schlittentouren werden angeboten!. Eine schöne Schneeschuhwanderung ist der markierte, 2,5 Kilometer lange Panoramatrail. Immer das Matterhorn zur Seite geht es von der Station Rotenboden über gleißende, teils unberührte, sich weit dehnende Schneefelder hinunter zur Station Riffelberg. Dort gibt es nicht nur weitere Abfahrts- und Wander-, sondern auch stimmungsvolle Einkehrmöglichkeiten. Grölender Après-Ski-Rambazamba ist aber nicht angesagt. Es geht fröhlich, aber nicht krakelig zu. Nebenbei gilt das übrigens auch für Zermatt.

Übernachten in traumhafter Umgebung

Einen Urlaub in der Zermatter Bergwelt krönt man mit einer – oder gleich mehreren – Übernachtung/en im 3100 Kulmhotel auf dem Gornergrat. 1907 als Berghütte eröffnet, wurde es 2005/06 zum heutigen Drei-Sterne-Hotel umgebaut. Hoteldirektor Thomas Marbach ist seit zwölf Jahren verantwortlich für den Betrieb auf höchster Ebene. „Jedes der 22 Zimmer hat den Namen eines Berges. Und In fast jedem Zimmer sieht man den Berg, nach dem das Zimmer benannt ist“ erklärt er den Gästen. In jedem Zimmer findet sich stilgerecht ein Stein vom jeweiligen Gipfel. „Die bringen uns meist die einheimischen Bergführer mit“, erzählt er stolz.

Die Zimmer im Kulmhotel 3100 sind rustikal eingerichtet.– Foto Peer Völz

Zum Hotel gehört ein Selbstbedienungsrestaurant mit genialem Ausblick auf das Matterhornpanorama und das „vis-á-vis“ Hotelrestaurant. Regionalität ist der Fokus auf der Speisekarte. „Internationale Küche wäre nicht authentisch. Was immer wieder von unseren Gästen bestellt wird, ist zum Beispiel Rösti mit Bratwurst“, schmunzelt er. Die Zimmer im 3100 Kulmhotel sind rustikal-gemütlich eingerichtet und der Blick aus dem Fenster sucht seinesgleichen. Das Matterhorn, die hochalpine Gebirgslandschaft in all ihren Facetten, bei Sonnenuntergang, Alpenglühen und Morgenrot – ein unvergessliches Erlebnis!

Übernachtungstipp für Zermatt

Das Grand Hotel Zermatterhof  – hier lässt sich’s aushalten – auch auf der Sonnenterrasse! – Foto Peer Völz

Im Grand Hotel „Zermatterhof“ logiert man zentral und in einem der besten Hotels des Ortes. Das Hotel und die wohnlichen Zimmer sind neu renoviert und bieten alle Annehmlichkeiten, die man in einem Haus der Spitzenkategorie erwarten kann. Das Ambiente ist an den Belle-epoque-Stil angelehnt, bewusst aber mit Modernem kombiniert. Hoteldirektor Rafael Biner ist stolz auf das 1879 eröffnete Grand Hotel. Seit 2005 ist der Zermatter hier Hoteldirektor und als ein Nachfahre der Erbauer dieses Hauses fühlt er sich als Botschafter und Bindeglied zwischen den Gästen und den Zermattern.

Die Zimmer im Zermatterhof sind neu renoviert und wohnlich eingerichtet. – Foto Grand Hotel Zermatterhof

„Wir heben uns ab, weil wir einen speziellen Zugang zu den Gästen haben. Wir bringen unsere Dienstleistung frisch an den Gast rüber.“ Sein Beruf ist seine Passion. „Wenn ich daheim bin, dann fehlt mir etwas, da möchte ich schon nach wenigen Stunden wieder ins Hotel zurück. Und dann bin ich happy, wenn ich dem Gast etwas Gutes tun kann.“ Zwei Gourmetrestaurants hat das charmante Hotel sowie das Kasestübli „saycheese“, das eines der beliebtesten Restaurants des Ortes ist.

Restaurant-Tipps für Zermatt

Das gemütliche Käsestuebli „saycheese“ hat sich regionalen Käsegerichten verschrieben. – Foto Grand Hotel Zermatterhof

In diesem Käsestübli geht es locker zu, nichts zu spüren ist von der steifen Atmosphäre mancher Hotelrestaurants. Wie zu erwarten, hat sich das Restaurant saycheese speziell Käsegerichten verschrieben. Die verschiedenen Käsesorten kommen ausnahmslos von Käsereien aus dem Wallis und die Qualität der Produkte und Gerichte ist einem Grand Hotel angemessen. Der Chef empfiehlt das Fondue Zermatterhof, wahlweise mit Champagner, mit Wintertrüffel oder mit Steinpilz. Das Team um Restaurantleiterin Sophia Dragantschew ist freundlich, fix und fesch. Die hat sogar einen eigenen Schnaps gebrannt, den man im „saycheese“ auch bestellen kann. Und man kann hier lernen, dass die Schweizer für einen lustigen Abend gerne mal einzelne Brotstücke für das Fondue in ein Glas Kirschwasser tunken, bevor diese in den Käse getaucht werden – und kann das natürlich auch gleich selbst ausprobieren.

Kunstvolles Ambiente im „After Seven“–  Foto „After Seven“-Restaurant

Im „After Seven“ hat ein junges Team Spaß und Freude am Kochen und am Service! In dem vom Besitzer und Zermatter Künstler und Designer Heinz Julen entworfenen Ambiente des mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten„After Seven“ treffen Kunst und Kulinarik in einer coolen Symbiose aufeinander. Sternekoch Florian Neubauer und sein Team sorgen dafür, dass es auf dem Teller ebenfalls zu coolen, überraschenden kulinarischen Highlights kommt. Dazu ein toller Service, mit Begeisterung dabei –  das alles macht einen Besuch im „After Seven“ zu einem echten Erlebnis. Und ist für diesmal das letzte Highlight in Zermatt.

Mit Lipizzanern und Kutsche ins Hotel. – Foto Peer Völz

Anreise: Die schnellste und bequemste Reisemöglichkeit nach Zermatt von Deutschland aus ist eine Flug/Bahnkombination. Swiss International Airlines fliegt von vielen deutschen Flughäfen nach Zürich. Von dort geht es mit  dem Zug weiter nach Zermatt. Tipp: Mit dem Kauf des  Swiss Travel Passes hat man freie Fahrt an acht Tagen mit Bahn, Bus und Schiff sowie freie Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in 90 Städten und freien Eintritt in über 500 Schweizer Museen.