Wunderbar wandern im Westerwald

Westerwald
Die Abtei Marienstatt im Westerwald ist ein Zisterzienserkloster und Wallfahrtsort. I Heilpflanzengarten wächst angeblich gegen jede Beschwerde ein Heilkraut. – Foto Jan Peters

Einen offener Geheimtipp, für alle, die in Corona-Zeiten Entspannung und Erholung suchen, ist der Westerwald. Das Mittelgebirge im Nordosten von Rheinland-Pfalz bietet viele hunderte Kilometer ausgeschilderte Wanderwege. Diese geben den Blick frei auf faszinierende Landschaften, Weinberge und Wälder mit einer beeindruckenden Flora und Fauna. Die Welt der Kräuter neu zu entdecken, das kann auch ein Ziel einer Wanderung sein. Ein besonderes Ziel ist der Apothekergarten im Klostergarten der Abtei in Marienstatt.

Der Apothekergarten im neueren Teil des Kurparks bietet eine Fülle an Heilpflanzen und Informationen zu deren Anwendungen. Denn auch „Unkräuter“ wie Knoblauch, Rauke und Storchschnabel sind alte Heilpflanzen und dienen als Nahrungsquelle für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Diese besuchen natürlich fleißig Lavendel, Thymian und andere mediterrane Kräuter, die hier nicht fehlen dürfen.

Storchschnabel gehört zur bunten Pflanzenpracht im Apothekergarten.

Bei einer anschaulichen Führung durch den Garten erleben die Wanderer Wissenswertes und Amüsantes über alte Haus- und Heilmittel. Sie bekommen Tipps zum Sammeln, Verarbeiten, Anwenden und Enten der Kräuter. Dies bietet Genuss für Leib und Seele. Eine Kräuterpädagogin pflegt Pflanzen und Gewürze, die schon von Hildegard von Bingen geschätzt wurden.

Das Städtchen Bad Marienberg ist Kurort und das einzige Kneipp-Heilbad im Westerwald. Neben dem Apothekergarten lockt hier auch der Westerwaldsteig sowie ein Basaltsteinbruch mit Kratersee. Wie der Name schon sagt, ist Bad Marienberg Kurort. Als solches den Lehren des Pfarrers Sebastian Kneipp folgend, entstand nach seinen Plänen der Apothekergarten im Kurpark der Fachwerkstadt.

Zu Pfarrer Kneipps Zeiten waren gerade die teuren „modernen chemischen Substanzen“ auf dem Vormarsch, während er in den sogenannten Apothekergärten mit den „jetzt vielfach verachtete, spottbilligen Heilkräutern, welche der liebe Herrgott wachsen lässt“, auf ein deutlich preiswerteres und ebenso wirkungsvolles Heilmittel aufmerksam machen wollte.

Auch Basilikum darf natürlich nicht fehlen.

Von dem ursprünglichen großen Klostergarten, in dem die Mönche früher ihre Gartenfrüchte anbauten, waren fast nur noch die schweren Natursteinmauern, die den gesamten Garten umgeben, erhalten geblieben. Nach alten Zeichnungen wurde der barocke Klostergarten von 2010 bis 2011 rekonstruiert. Die klare Wegeführung, die zurückhaltende Bepflanzung und der zentrale Brunnen spiegeln das zisterziensische Streben nach Schlichtheit wider.

Rosen- und Lilienbeete in Nähe der Abteikirche weisen als Symbole auf die Gottesmutter Maria hin. Auf und am Fuß der alten, teilweise restaurierten Natursteinmauern haben sich zahlreiche, zum Teil seltene Pflanzenarten angesiedelt. Die Anlage ist öffentlich zugänglich und lädt mit vielen Ruhebänken zum Entspannen und Genießen dieses herrlichen Gartenparadieses ein.

Im Bereich des heutigen Barockgartens wurde ein Heilpflanzengarten in Anlehnung an Vorlagen alter Klosterkräutergärten angelegt. Er vermittelt anschaulich das Heilwissen und die Heilkunst früherer Mönchsgenerationen und ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich.

Westerwald
Ruhebänke laden inmitten der Pflanzenpracht zur Entspannung ein. – Foto Jan Peters

Der Garten ist in vier große Kompartimente aufgeteilt, in denen sich mehr als 300 verschiedene Pflanzen befinden. Die Art der Einteilung und die Auswahl und Gruppierung der Pflanzen nach Eigenschaften und Organsystemen gehen auf alte Vorlagen klösterlicher Medizin zurück. Den Mittelpunkt des Gartens bildet ein irisches Kreuz, das früher den Westgiebel des Kirchendachs zierte.

Für Hildegard von Bingen wäre es eine Freude, könnte sie sehen, mit welchem Interesse sich die Besucher des Kräutergartens über die mit Täfelchen beschilderten Pflanzen beugen. Weniger Zulauf hat das benachbarte Kneippbecken. Es kostet schon einige Überwindung, um im Storchenschritt durch das eiskalte Wasser zu waten, auch wenn die Füße danach so schön kribbeln. Weitere Informationen unter www.westerwald.info.

Übernachtungstipp: Im Westerwald auf Wolken schlafen – oder zumindest eine erholsame Nacht erleben? Das bietet das Parkhotel Burggarten. Das Vier-Sterne-Haus bietet neben der wunderschönen Aussicht ein tolles Frühstück sowie einen Spa- und Wellnessbereich.