Wandern ist der Gesundheits- und Trendsport schlechthin. Grüne Wiesen, sanfte Hügel und rauschende Gebirgsbäche tragen dazu bei, dass wir Menschen uns entspannen und neue Energien tanken können. Viele Region und Länder buhlen um wanderfreudige Gäste. Nordrhein-Westfalen kann sich gelassen zurücklehnen und auf ein schlagendes Argument verweisen: So vielfältig wie das Land selber sind auch die Landschaften und Wandergebiete. Darüber hinaus liegen coole Outdoor-Shops und atemberaubende Wanderstrecken hier oft nur ein paar S-Bahn-Stationen voneinander entfernt. Gute Erreichbarkeit ist hier das Stichwort! Bequem bringen hervorragende Verbindungen des öffentlichen Personennahverkehrs Wanderwillige an viele attraktive Ausgangspunkte für Tages- und Mehrtageswanderungen. Sorglos steigt man dann nach getaner Wanderung am Ankunftsort in ein nächstes Verkehrsmittel seiner Wahl, lehnt sich im Bahnsitz zurück und tritt entspannt die Heimreise an. Kein Parkplatzgesuche und Autobahngehupe liegt zwischen mir und meinem Naturerlebnis.
Im wahrsten Sinne auf hohem Niveau wandert, wer sich einen der ausgezeichneten Premiumwanderwege unter die Stiefel nimmt. Diese sind von höchster Stelle, dem Deutschen Wanderinstitut, ausgewählt und prämiert worden. Dabei zählt neben möglichst autofreien Strecken, abwechslungsreichen, gut begehbaren Wanderwegen, ausreichend Ruhebänken und guter Beschilderung auch, dass rechts und links der Route spannende Highlights auf Wanderer warten.
Bei den rund ein Dutzend Premiumwegen, die in Nordrhein-Westfalen darauf warten, erwandert zu werden bleibt allein ein Problem: Wo anfangen? Über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist der Rheinsteig – und das zu Recht! Auf verschlungenen Pfaden geht es rechtsrheinisch über überwiegend schmale Wandersteige, über Brückchen, durch rauschende Wälder und an prächtigen Weinbergen vorbei. Ein wenig Kondition sollte man hier schon mitbringen, denn die Steigungen sind nicht zu unterschätzen. Und die spektakulären Ausblicke auf die Burgen, die sich wie Perlen auf einer Schnur an Vater Rheins Ufer entlang schlängeln tun ihr übrigens und verschlagen so manchem Wanderer den Atem.
Wie gut, dass abends in gemütlichen Gasthäusern schon ein kühles Bier oder einer der hervorragenden heimischen Weine darauf warten, die ausgetrocknete Kehle der Wandersleut` zu benetzen. Natürlich trägt auch die gute, bodenständige Küche der Region dazu bei, verbrauchte Energien schnell und nachhaltig wieder aufzutanken. „Pleasure revenge“ nennen das die Briten, die seit vielen hundert Jahren die romantische Gegend rund um den Rhein verehren: Erst die Beinarbeit, dann das Genussvergnügen!
Auch, wer die Gesamtstrecke des idyllischen Rheinsteigs von immerhin 320 Kilometern nicht absolvieren möchte, wird hier sein Glück finden: Einstiege in den Wanderweg, auch für Tagesetappen, sind leicht zu finden: Wunschroute auswählen, mit Bus, Bahn oder Schiff anreisen und dann einfach den gelb markierten Zuwegen folgen. Diese führen jeden Wanderer sicher zum blau markierten Hauptweg.
Aber auch, wer es langsam angehen lassen möchte, Steigungen scheut oder mit der Großfamilie Wanderfreuden erleben möchte, findet im größten deutschen Bundesland die richtigen Angebote. Klein und fein und leicht begehbar zeigt sich zum Beispiel der ebenfalls ausgezeichnete Nette-Seen-Rundweg im Naturpark Schwalm-Nette.
Es geht entlang des Flusses Nette, der malerische De Wittsees wird umrundet, und die Natur zeigt, was sie drauf hat: Zahlreiche Pflanzen- und Vogelarten finden hier ideale Lebensbedingungen und lassen sich von Naturfreunden gut beobachten. Höhepunkt des elf Kilometer langen Rundweges ist ohne Zweifel der acht Meter hohe „Lebensturm“, der seltenen Vogelarten, kleinen Säugetieren sowie Insekten einen guten Unterschlupf. bietet. Im Landcafé finden Groß und Klein dann anschließend zwischen Vesper, hausgemachter Torte und Eisbechern die richtige Stärkung für den Heimweg.
Nordrhein Westfalen hält auch jede Menge buchbare Wanderpakete vor. Darunter finden sich auch ganz exotische Wandererlebnisse. Wie wäre es, mit Hannibal über die Anden des Ruhrgebietes zu schlendern? Ein Lama-Trecking gehört sicher zu den ungewöhnlichsten und unvergesslichsten Angeboten des Landes…
Nein, schön sind Sie nicht. Aber Charakter haben sie und weiche Schnauzen, diese eigenwilligen Tiere, die ihre Besitzerin stolz „Prachtlamas“ nennt. Eigenwillig ist wohl auch die Art und Weise, wie Beate Pracht ihre Brötchen verdient: Sie bietet außergewöhnliche Freizeitangebote wie eine After-Work-Lamawanderung, meditative Lamatouren, tiergestützte Therapien und Managerseminare mit Lamas an.
„Hannibal“ kann helfen, dass man auf sein Bauchgefühl vertrauen lernt. „Dancer“ erfreut sich besonderer Beliebtheit wegen seines kuscheligen Fells. Und auch die anderen Mitglieder der Lamaherde verfügen über besondere Fähigkeiten. Gemeinsam mit ihrer Besitzerin, der Bewegungstherapeutin und Sportwissenschaftlerin Beate Pracht, helfen die bis zu zwei Meter großen Tiere gestressten Großstadtmenschen bei der Entspannung: „Das etwas andere Stressmanagement“ – ein Seminar mit Lamas als Trainingspartner steht zum Beispiel im Angebot. Aber die kamelartigen Tiere, die ursprünglich aus den Anden stammen, haben es auch im wahrsten Sinne drauf, uns zu zeigen, was es heißt, die Führung zu übernehmen. In so genannten Leadershiptrainings geht es darum, Führungskräften beizubringen, wie sie möglichst nachhaltig führen, wie sie die Richtung überzeugend vorgeben und ein Gefühl von Glaubwürdigkeit und Sicherheit ausstrahlen.
Bei einer meditativen Lamawanderung geht es über die „Anden des Ruhrgebiets“. Die Lamas werden durch ihr gemütliches Gehtempo dann zu wahren tierischen Anti-Stress-Therapeuten. Von lahmen Lamas zu sprechen, wäre also alles andere als treffend. Dabei ist der sanfte und gutmütige Charakter der Lamas besonders hilfreich. Sie sind darüber hinaus neugierig und treten gerne und freiwillig in den Kontakt mit Menschen. So locken Hannibal und seine Brüder auch sportlich weniger aktive Kinder und Erwachsene hinaus in die Natur. Alles, was man benötigt, sind festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung.
Ein einmaliges wie ungewöhnliches Tier- und Naturerlebnis ist für alle Teilnehmer garantiert. Die Lama-Wanderungen dauern zwischen zwei und vier Stunden und Mensch und Tier kommen sich in dieser Zeit auf Schritt und Tritt näher. Zeit, um die falschen Vorurteile gegenüber den friedliebenden Tier abzubauen: Gespuckt wird zwar überaus zielgenau, aber nur untereinander, so gut wie nie auf Menschen. Bei so genannten Familien-Lama-Abenteuern, die sich auch für Paare und andere kleine Gruppen eignen, bietet sich die Chance, Lamas hautnah kennen zu lernen. Man kann sie füttern, an der Leine führen sowie streicheln. Für Kinder gibt es außerdem eine abenteuerliche Abenteuer-Schatzsuche mit Lamas oder die Möglichkeit, den Lamaführerschein zu erwerben. Hierbei erwerben sie ein kompaktes Wissen rund um die felligen Freunde: Wo kommen Lamas her, was muss bei der Pflege beachtet werden und wovon ernähren sie sich?
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Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.