Sri Lanka – eine ehrenwerte Insel

Sri Lanka
Sri Lanka steht für gelebte Tradition. – Foto: Honza Klein

Egal wo auf der Welt, irgendwo gibt es immer einen Paradise Beach. Sei es in Kalifornien, Griechenland, Thailand, irgendwo in Afrika, Australien oder auch Indonesien und natürlich auch auf Sri Lanka. Es ist also nicht ganz sicher, welchen Ort Heinz Rudolf Kunze meinte, als er seinen Titel „Das Paradies ist hier“ schrieb. Es würde aber zu Merissa Beach, ganz im Süden der Insel, passen. Dort, wo das Paradise Beach Resort liegt. Spätestens am Abend hat man dort indes noch eine ganz andere musikalische Assoziation. Die Klänge von Tangerine Dream würden perfekt zum Sonnenuntergang passen, wenn die Sonne wie eine Mandarine in den Indischen Ozean eintaucht.

Sri Lanka
Tänze, Musik und Kostüme üben große Faszination aus. – Foto: Honza Klein

In der Realität bestimmt jedoch die Musik Beethovens die Szenerie. Jedenfalls dann, wenn das Brot-Tuk-Tuk durch den Ort fährt und sein Kommen mit der Melodie „Für Elise“ ankündigt. Aber das hat ja auch irgendwie etwas Paradiesisches. Aber ach! Wie es beim Paradies so ist. Der Weg dorthin ist nicht eben einfach. Vom Flughafen in der Nähe der Hauptstadt Colombo sind es zwar nur gut 170 Kilometer bis Mirissa, es dauert jedoch drei bis vier Stunden Fahrt. Überhaupt entpuppt sich das als Problem der Insel. So eben auch bei Ausflügen. Man kann rechnen, 100 Kilometer gleich drei Stunden. Die Infrastruktur ist mehr als schlecht und dazu kommt die doch – nun sagen wir es freundlich – unorthodoxe Fahrweise der Einheimischen. Fahrspuren, egal in welche Richtung, sind nicht mehr als ein Angebot.

Wo Fahrspuren kaum mehr als ein Angebot sind…

Religiöser Kult nimmt ebenfalls großen Raum im Leben auf Sri Lanka ein. – Foto: Honza Klein

Auf der Fahrt entlang der Küste fallen die vielen halbfertigen bzw. an Ruinen erinnernden Häuser auf. War doch Sri Lanka beim Tsunami 2004 das Land mit der zweithöchsten Zahl an Opfern. Immer noch sind eben nicht alle Schäden beseitigt. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum nur etwas mehr als eine Million Touristen in das Land vor der Südspitze Indiens reisen. Von dort kommen übrigens auch die meisten Touristen. Aber auch Chinesen und Osteuropäer zieht es vermehrt in das einstige Ceylon. „Die Zahl der deutschen Gäste hält sich in Grenzen“, erzählt der alltours Reiseleiter. Er erklärt das damit, dass viele noch immer den nicht allzu lang beendeten Bürgerkrieg im Gedächtnis haben. Aber immerhin sind es um die 20 Prozent der Gäste des Landes.

Der eine oder andere etwas ungewöhnliche Kleintransport rollt über die Straßen. – Foto: Honza Klein

Es könnte jedoch auch sein, dass es einfach das nicht passende Preis-Leistungs-Verhältnis ist. Bekommt man doch beispielsweise in der Dominikanischen Republik oder auch in Thailand für den gleichen Preis das durchaus exklusivere Angebot. Doch eines muss man dem Resort mit dem paradiesischen Namen jedoch lassen: Der Name passt. Ein hübscher Pool, Palmen, die sich sanft Richtung Meer neigen, dahinter ein samtweicher weißer Strand und ein klares türkisblaues Meer. Und zu alledem an jedem Abend, wie schon erwähnt, Freiluftkino gratis, wenn die Sonne untergeht.

Mangel an touristischem Knowhow

Die Menschen auf Sri Lanka sind Fremden gegenüber überaus aufgeschlossen. – Foto: Honza Klein

Die Zimmer liegen alle mit Blick zum Meer und sind einem Drei-Sterne-Hotel angemessen. Doch einiges liegt da in der Tat noch im Argen. Die erste Etage des Hochhauses steht leer und im Ganzen macht die Anlage nicht gerade den gepflegtesten Eindruck. Hier und da kaputte Lampen, das Buffet lieblos, die Strandauflagen sind auch nicht mehr die neuesten. Einiges mag der Katastrophe von 2004 geschuldet sein. Doch ist nach dieser ja nun schon einige Zeit verstrichen.

An traumhaften Sonnenuntergängen mangelt es nicht. – Foto: Honza Klein

Das Personal gibt sich zwar Mühe freundlich zu sein, erscheint aber mitunter überfordert. So hantiert am Abend am Nebentisch ein junger Kellner mit einer Weinflasche. So recht weiß er nicht, wie er sie aufbekommen soll. Erst ein zweiter Kollege zeigt ihm, wie ein Korkenzieher funktioniert. Ein wenig touristisches Knowhow fehlt also noch. Vielleicht auch eine Aufgabe für alltours und Co.

Günstige Genüsse in Strandnähe

Ein Bad im Indischen Ozean ist fast schon ein Muss. – Foto: Honza Klein

Am Strand reihen sich etliche Restaurants und Bars. Dort bekommt man etwa fangfrischen Red Snapper oder auch Langusten. Die Portion für um die zehn Euro. Ein Bier oder auch ein Cuba Libre kosten etwa drei Euro. Bei diesem Angebot sollte man überlegen, auf die Halbpension zu verzichten. Das Buffet ist doch sehr übersichtlich. Reis mit Curry und Fleisch oder auch Curry mit Reis oder… Zumal man in einem der Restaurants am Strand dazu das schönere Ambiente hat. Reis gibt es im Supermarkt übrigens in etlichen Sorten. So mancher Koch in Deutschland wäre über ein solches Angebot sicherlich glücklich. Ebenso wie die Auswahl an Gewürzen unendlich scheint. Immerhin kommt ja fast alles aus Gärten der Insel. Genau wie die vielen Sorten Tee.

Sri Lanka
Ein landestypisches Geschäft mit Baum im Dach. – Foto Honza Klein

Ebenso ist es eine Überlegung, die angebotenen Ausflüge selbst zu organisieren. Dies ist günstiger und bei der Ausflugsagentur ist manches schlichtweg schlecht organisiert. Das beginnt schon bei der Abholung und dann auch beim Transport zurück zum Flughafen. Eine Flasche Wasser sollte da im Bus oder Taxi schon angeboten werden. Und auch die Kompetenz der Reiseleiter ist eher mäßig. Da kann man das gleich mit dem eigenen Taxi machen und ist unabhängig. Etwa auch bei dem Besuch des Udawalawe Nationalparks merkt man, dass da noch vieles nicht so recht läuft.

Tierische Begegnungen

Die sanften Dickhäuter lassen sich aus nächster Nähe in Augenschein nehmen. – Foto: Honza Klein

Etliche Safari-Jeeps fahren kreuz und quer durch die Landschaft. Den Elefanten, Wasserbüffeln, Krokodilen, Affen, Pfauen und allen anderen Tieren scheint es immerhin nichts auszumachen. Mitunter aber ist es wie am Arc de Triomphe in Paris. Da sind Jeeps mit einem Fahrgast, andere mit sechs oder zwei. Eine bessere Verteilung würde da sicherlich zu mehr Naturerlebnis führen. Und vielleicht dann auch mehr Touristen locken. Zählt doch der Tourismus zu den Haupteinnahmequellen des Landes. Es werden auch zweitägige Touren ins Hochland angeboten. Doch verbringt man hierbei auch sehr viel Zeit im Auto. So ist es auch hierbei besser, das privat zu machen. Die Zeit bleibt zwar die gleiche, aber man ist immerhin unabhängig.

Muss wohl eine Filiale von Aldi Süd-Süd-Ost sein. – Foto: Honza Klein

Auf der Fahrt zur Kleinstadt Galle, wo es ein altes holländischen Fort mit historischer Bebauung zu besichtigen gibt und noch ein wenig kolonialer Glanz zu erahnen ist, zeigt der Taxifahrer einen anderen Wirtschaftszweig. An der Straße liegt eine Freihandelszone. „Dort wird für Nike, Adidas und andere internationale Marken produziert“, erzählt er. „Nichts davon gibt es auf Sri Lanka zu kaufen.“ Und er fügt hinzu: „Eine Bekannte arbeitet dort. Fast nur Frauen. Sie bekommen 20.000 Rupee im Monat.“

Eine ehrenwerte Insel

Fangfrischer Fisch darf auf kaum einer Speisekarte fehlen. – Foto: Honza Klein

Das sind etwa 100 Euro. Kein Wunder also, dass viele lieber im Ausland ihr Auskommen suchen. Etwa in den Ländern am Persischen Golf oder gar in Europa. Dies zu ändern ist sicherlich nicht nur eine Aufgabe für die Politik Sri Lankas. Hilfe kann das Land sicherlich auch auf anderem Gebiet brauchen. Es mag ja ganz hübsch sein, in der EU Trinkhalme und Plastikbecher etc. zu verbieten. Wenn sie aber in Ländern wie Indien oder eben auch Sri Lanka, ob fehlender Müllabfuhr, auf der Straße und in Flüssen und später im Meer landen, bringt das wenig. Doch darüber werden sich die meisten Touristen wohl keine Gedanken machen. Schließlich kommen sie, um Sonne und Strand, Yoga und Ayurveda, historische Stätten sowie Flora und Fauna zu genießen.

Ein gefiederter „Marktschreier“ scheint Aryuveda-Behandlungen anzupreisen. – Foto: Honza Klein

Und wenn wieder mal jemand sagt: „Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst“, gibt es schlechtere Möglichkeiten als nach Sri Lanka zu reisen. Eine ehrenwerte Insel, wie der Name in Sanskrit heißt. Ayobowam auf Sri Lanka.