Spitzbergen – „Nicht der Mond, aber fast“

Spitzbergen
Winterwunderland Spitzbergen – unendliche Weite auf dem 78. Breitengrad.

Eisberge statt Strand, arktische Kälte statt Mittelmeerklima: Spitzbergen (Svalbard) ist auf den ersten Blick nicht gerade das Urlaubsziel, von dem die meisten träumen. Dennoch steigen die Übernachtungszahlen von Jahr zu Jahr. Denn die Inselgruppe nördlich des Polarkreises bietet viel: unendliche Weite, von Mitte April bis Mitte August Sonnenlicht rund um die Uhr und Lichtspiele wie aus einer anderen Welt. All das macht Spitzbergen für den Berliner Filmemacher Lutz Neumann zu einem magischen Ort. Zwölf Tage hat er mit seiner Partnerin Sabine Streckhardt, Fotografin und Kamerafrau, in Longyearbyen verbracht und mit Menschen gesprochen, die dort wohnen. Sie haben viel erfahren über die Pflanzen- und Tierwelt und das alltägliche Leben vor Ort. Ihre Begegnungen an einem der nördlichsten Punkte der Erde teilen sie in zehn Folgen der ersten Staffel von „Nicht der Mond, aber fast“ – dem Reise-Podcast von lautgut.

Bad im eisigen See

Mit dem Schneemobil geht es in die arktische Kälte.

Es hat minus zehn Grad Celsius, 30 Studenten stehen auf einem eingefrorenen See um ein Loch, das sie vorher selbst dort hinein geschlagen haben. Alle sind von oben bis unten dick eingemummelt. Noch haben sie es kuschelig warm. Das ändert sich schnell: Einer nach dem anderen muss in das Loch springen, um anschließend wieder herauszuklettern. Sich und andere aus eingebrochenem Packeis zu retten, ist eine der Aufgaben, die alle neuen Studenten des University Centre in Svalbard im einwöchigen Safety-Kurs bewältigen müssen, um sich auf Exkursionen in der arktischen Wildnis vorzubereiten. Dazu gehören auch Schießübungen, um sich gegen wilde Tiere wie Eisbären zu schützen oder der Umgang mit dem GPS-Gerät.

Wissen um die Gletscherschmelze

Spitzbergen
Aufwärmen während einer Exkursion.

Mit dabei ist Anna aus Deutschland, die Mathe, Physik und Sport in Mainz auf Lehramt studiert und sechs Monate in Spitzbergen verbringt. Dort belegt sie das Fach Arktische Geophysik und lernt zum Beispiel, wie man das Gletscherschmelzen berechnet und Prognosen zum Klimawandel erstellt. Der Safety-Kurs ist nicht das Einzige, was sich zu ihrem Studium in Mainz unterscheidet. Das moderne Universitätsgebäude strahlt innen sehr viel Gemütlichkeit aus. Holz und warme Farben, Hängematten in der Bibliothek und Chillout-Zonen sorgen für Behaglichkeit.

Packeis, Lawinen und andere Gefahren

Filmemacher Lutz Neumann spricht mit Taxifahrer Hendrik Sanio über das Leben auf Spitzbergen.

Vor allem aber laufen alle – ob Studenten oder Professoren – in dicken Socken oder Hausschuhen herum. Das ist so auf Svalbard Usus: Schuhe werden überall am Eingang ausgezogen. Mehrere Bildschirme im Gebäude informieren über Prognosen zu Wetter, Packeis, Lawinen und andere Gefahren. So sollte man momentan keine Mäuse essen, da sie krank sein könnten und bei den Polarfüchsen geht die Tollwut um. Informationen, die bei einer Expedition in die Weiten des Eises lebensnotwendig sein können. „Das Leben hier ist eine einmalige Erfahrung“, erzählt Anna und fügt nachdenklich hinzu: „Die Naturgewalten und gleichzeitig diese Verletzlichkeit. Jeder weiß, dass die Gletscher schmelzen, aber hier sehe ich es mit meinen eigenen Augen. Das berührt einen ganz anders.“

Schutz vor der klirrenden Kälte

Das Paar Sabine Streckhardt und Lutz Neumann verbrachte zwölf Tage auf Spitzbergen, um das Alltagsleben kennen zu lernen. Fotos lautgut/Sabine Streckhardt

Wie gehen die Bewohner mit der Kälte um? Vor welchen Herausforderungen stehen sie? Lutz Neumann trifft in den zehn Folgen des Podcasts viele weitere interessante Menschen. Unter anderem Rolf Stange, der alles über die dortige Flora und Fauna, Menschen und Geschichte weiß und Timon Brüggemann, der die nördlichste Brauerei der Welt betreibt. Neue Folgen jeden Dienstag, überall kostenfrei dort, wo es Podcasts gibt und auf www.lautgut.de.

Spitzbergen im Kurzporträt

78. Breitengrad, durchschnittliche Tagestemperatur minus sieben Grad Celsius. Wer Nordlichter sehen will, der muss in den Süden schauen. Viel nördlicher geht es nicht mehr. Beim Anflug auf Spitzbergen sieht man, woher die Inselgruppe im Nordatlantik ihren Namen hat. Kahle, gezackte Berge ragen schroff aus den Wolken heraus. Die Landschaft ist von Gletschern geprägt – noch sind 60 Prozent der Landfläche von Gletschern bedeckt, ein Fjord folgt dem anderen. Diese unberührte arktische Wildnis voller Eis und einer einzigartigen Tierwelt macht Svalbard zu einem der schönsten Orte der Welt. Longyearbyen, mit 2.200 Einwohnern die größte Siedlung in der Hohen Arktis, ist die Basisstation für die meisten Urlauber. Ob Bootstrip, Kajaktour, eine Fahrt mit dem Hundeschlitten oder dem Schneemobil: Immer geht es in die arktische Landschaft, um Fauna und Flora zu bewundern.