Sculpture Dublin – Kunst im Vorbeigehen

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Lässig und aufreizend scheint sich Oscar Wilde auf einem Fels im Stephens Green zu lümmen. – Foto Karsten-Thilo Raab

Ein Spaziergang durch die Innenstadt und die Parks von Dublin ist zu jeder Jahreszeit ein Genuss, ein Kunstgenuss zumal. Denn die Grünanlagen der Hauptstadt sind inzwischen zu einer Art Open-Air-Museum für Bildende Kunst geworden. Dies ist „Sculpture Dublin“ zu verdanken, einer Initiative des Dublin City Councils. Sie zielt auf erhöhte Wahrnehmung für Dublins große Bildhauerkunst. Welche Plattform wäre da besser geeignet als der öffentliche Raum: die Straßen, Plätze und Gärten der Stadt.

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Teil von Sculpture Dublin: die Statue von Luke Kelly. – Foto Ros Kavanagh/Dublin City Council

Die Idee „Art in Parks“ entstand 2014 bei einer Bestandsaufnahme der Skulpturen in den Stadtparks der irischen Hauptstadt – und Kunstförderung hat hier Tradition. Niemand geringeres als der irische Präsident Michael D. Higgins und seine Frau Sabina gehören zu den Mäzenen und Liebhabern dieser großen Form der darstellenden Künste. Schon 2019 enthüllte der Präsident zwei Statuen im Rahmen des Projekts „Sculpture Dublin“. Beide waren zu Ehren des Musikers und Aktivisten Luke Kelly, eines der berühmten Söhne der Stadt Dublin, beauftragt worden.

Auch die Samuel Beckett Bridge ist Teil der Kunstreihe. – Foto Tourism Ireland

Die erste wurde von John Coll geschaffen, der für die Stadt bereits Statuen von Patrick Kavanagh und Brendan Behan kreiert hatte. Das „Standbild“ zeigt den sitzenden Luke Kelly in Lebensgröße beim Singen und Banjo spielen. Es ist ein Geschenk von Gerry Hunt an die Hauptstadt. Sie ist in der South King Street aufgestellt. Die zweite Arbeit ist ein zwei Meter hohes marmornes Kopfportrait von Luke Kelly. Es wurde von der Portrait-Künstlerin Vera Klute geschaffen. Ihr Werk ist der Gewinner eines Wettbewerbs, den der Bürgermeister von Dublin Christie Burke 2014 ausgelobt hatte. Es hat seinen Platz in der Guild Street am Royal Canal.

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Im National Botanic Garden in Dublin schlummern zahlreiche Skulpturen und Kunstwerke. – Foto Tourism Ireland

Übrigens, schon 1988 – im Rahmen des „Dublin Millennium Sculpture Symposium“ – war die Beauftragung von zehn neuen Skulpturen für die Stadt beschlossen worden. Künstlerische Spitzenklasse und ein bedeutendes öffentliches Engagement sind die Hauptkriterien für die Beauftragung von „Sculpture Dublin“. Zugleich soll bildenden Künstlern Gelegenheit für Experiment und Interaktion geboten werden. Die Öffentlichkeit ist eingeladen zu einer kritischen ästhetischen Auseinandersetzung mit der darstellenden Kunst der Gegenwart und der Vergangenheit: im öffentlichen Raum.

Ein Fotostopp mit dem James Joyce Denkmal ist fast schon obligatorisch. – Foto Tourism Ireland

Ach ja, wo trifft man noch heute Joyce, wo Oscar Wilde? Nun, in Dublin! Gewiss in den Bibliotheken, aber auch als Statue im öffentlichen Raum. Lebensgroß steht James Joyce in der quirligen O’Connell Street Ecke North Earl Street. Besucher der Hauptstadt stoßen bei einem Stadtbummel – rund um das historische Trinity College und Grafton Street – aber auch auf Oasen der Ruhe im geschäftigen Treiben: Stephens Green zum Beispiel. Hier trifft man den Dichter Oscar Wilde: in Lebensgröße auf einem Felsen ruhend – Zeit und Raum enthoben. Beide gehören zu einer Reihe von „sprechenden Statuen“. Diese talking statues bieten interaktiv die Möglichkeit, per App mehr über die jeweiligen Persönlichkeiten Dublins zu erfahren.