Schwarzfahr-Rentabilität – App warnt vor Kontrolleuren

Ab Bahnhöfen oder teilweise auch in Zügen müssen eigentlich vor Fahrtantritt Fahrscheine erworben werden. (Copyright Karsten-Thilo Raab)
Ab Bahnhöfen oder teilweise auch in Zügen müssen eigentlich vor Fahrtantritt Fahrscheine erworben werden. (Copyright Karsten-Thilo Raab)

Von der Theorie sind Bus und Bahn ideale Fortbewegungsmittel. Zumindest, wenn sie halbwegs pünktlich sind. Doch neben den chronischen Verspätungen sorgen auch die Fahrpreise immer wieder für Ärger. Schließlich kann man das Geld für das Ticket gut und gerne in sinnvollere Dinge wie einen Coffee to go oder den Download des neuen Lieblingssongs investieren.

Einige sind auch aus verschiedensten Gründen chronisch so knapp bei Kasse, dass sie sich eine Bus- oder Bahnfahrkarte nicht leisten können. Da sie dennoch gerne von A nach B möchten, teilweise sogar müssen, entscheiden sie sich für die nicht tödliche Variante des russischen Fahrkarten-Roulettes. Sie steigen, ohne zu zahlen, in Bus und Bahn ein und hoffen, Kontrolleure so rechtzeitig zu erkennen, dass sie schnell das Abteil wechseln oder am nächsten Halt aussteigen können.

In Deutschland wird Schwarzfahren mit 40 Euro bestraft. (Copyright Karsten-Thilo Raab)
In Deutschland wird Schwarzfahren mit 40 Euro bestraft. (Copyright Karsten-Thilo Raab)

Ein Spiel mit Feuer, bei dem sich manch einer die Finger verbrennt. Plötzlich steigt nicht ein Kontrolleur, sondern eine ganze Horde von diesen Kontrollfreaks mit der Lizenz zum Abkassieren zu – noch dazu durch sechs Türen gleichzeitig. An Entkommen ist nun nicht mehr zu denken, nur noch daran, wie man das nun fällige erhöhte Beförderungsentgelt zusammenkratzen könnte.

In Tschechien sind zumindest die Smartphone-Besitzer unter den Schwarzfahrern klar im Vorteil. Dort gibt es nämlich mit FareBandit eine überaus praktische und preisgekrönte App, die in Prag und anderen Städten des Landes eine Warnmeldung sendet, sobald ein Kontrolleur auf irgendeiner Linie gesichtet wird. Dank der Alarmfunktion gelingt es vielen, der Kontrollfalle zu entgehen und sich nicht nur den Fahrpreis, sondern auch eine mögliche Strafe zu ersparen.

Entsprechend lautet das Eigenverständnis von Petr Pechousek, den Entwickler der App. Dieser wolle nämlich dazu beitragen, das Schwarzfahren rentabel zu machen, wenn auch nicht unbedingt für die Betreiber von Bus und Bahn. Letzteren ist die App entsprechend ein Dorn im Auge. Fehlt nur noch, dass eine Schwarzfahrerversicherung angeboten wird, die gleich zusammen mit der App erworben werden kann.

Für einen kleinen Obolus könnte sich ein Versicherungsunternehmen bereit erklären, die Strafe zu zahlen, falls der Versicherungsnehmer trotz App-Warnung beim Schwarzfahren erwischt wird. Wobei wahrscheinlich im Kleingedruckten festgehalten wird, dass der Versicherungsnehmer ungeachtet der App selber mögliche Kontrollen im Auge haben müsse.

Thekenbrust & ZackendruseAnsonsten erlischt der Versicherungsschutz automatisch. Und dann zahlt der Versicherungsnehmer doppelt: Für die Versicherungspolice und das erhöhte Beförderungsentgelt. Auf jeden Fall aber ist eine sonst eher langweilige Bus- oder Bahnfahrt so von einem gewissen Kribbeln begleitet. Der App sei Dank.

Buchtipps: Weitere Kolumnen aus der Feder des Autors: Karsten-Thilo Raab: Thekenbrust & Zackendruse, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-11-6, 12,50 Euro. Erhältlich ist das Buch im Buchhandel oder direkt beim Verlag.

Karsten-Thilo Raab: San Diego Waldfried,  (ISBN: 978-84-9015-620-9). Erhältlich ist der Kolumnenband im Buchhandel, direkt beim Verlag oder online zum Preis von 20,90 Euro. 

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