Die Sauna ist Teil estnischen Alltags und Gegenstand nationaler Leidenschaft. Kein Wunder, dass die UNESCO die traditionelle Rauchsauna als immaterielles Kulturerbe bezeichnet – und dass 2023 in Estland das „Jahr der Sauna“ zelebriert wird. Aber nicht nur das heißgeliebte Schwitzbad ist unverzichtbar fürs estnische Wohlbefinden, sondern auch die Natur. Ihre Erzeugnisse bilden die Basis vieler Anwendungen in den zahlreichen Spas des Landes. Der Aufenthalt in der Natur ist der wichtigste Wohlfühl- und Entspannungsfaktor.
Vielfalt des Schwitzens
Torf- oder Rauchsauna, Iglu-, Eis-, Honigwaben-Sauna oder schwimmende Sauna auf dem See: Es gibt viele Wege, in Estland ins Schwitzen zu geraten. Mindestens seit dem 13. Jahrhundert ist die Sauna hier fester Bestandteil des Lebens. In der Sauna wurden Kinder geboren, sie spendete Genesung, diente Naturheilern als Praxis und weisen Frauen als Schauplatz für magische Rituale. Noch heute ist die Sauna ein Ort körperlicher und geistiger Reinigung, in dem der Mensch buchstäblich alles abstreift und sich aufs Wesentliche besinnt. 2023 dreht sich noch mehr als sonst alles in Estland ums heißgeliebte Schwitzbad. Das Jahr der Sauna ist den Traditionen, Gebräuchen und Produkten rund um das Hitzeerlebnis gewidmet. Während des Jahres können Interessierte an der virtuellen Sauna-Universität mehr über das Kulturgut erfahren. Besser noch: direkt vor Ort in Estlands Spas und Gesundheits-Hotels oder im Ferienhaus schwitzen.
Nicht unter drei Stunden
Die Rauchsauna ist ein Teil der estnischen Identität, der Jahrhunderte überdauert hat, noch immer fester Bestandteil der Alltagskultur und von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt ist. Die rund 3.000 Rauchsaunen im Südosten des Landes sind nichts für Ungeduldige: Fünf bis acht Stunden lang werden Steine mit offenem Holzfeuer erhitzt. In dieser Zeit zirkuliert der Rauch im Raum. Er entweicht nicht durch einen Schornstein, sondern wird erst vor dem Saunagang durch eine Klappe abgeleitet. Auf die Steine gegossenes Wasser erzeugt Dampf. Das Ritual des Saunierens selbst dauert mindestens drei Stunden und wird von Waschungen und dem Genuss von Kräutertee begleitet. Ein Bad in See oder Schnee sorgt für den abschließenden Energie-Kick. Mit der Rauchsauna sind auch uralte Fertigkeiten verbunden: Ihr Bau und ihre Instandhaltung, die Herstellung von Saunaquasten und das Räuchern von Fleisch.
Langlauf mit Füchsen
Die Schönheit der winterlichen Natur genießen und im Freien aktiv sein, ist Wellness nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Zum Beispiel bei einer Schneeschuh-Wanderung durch winterliche Sumpf- und Marschlandschaften. Stege führen durch verzauberte Wälder und über weiße Wiesen. Wer es schneller liebt, erkundet die Hügel des Naturreservats Kõrvemaa im Norden Estlands auf dem Tretschlitten. Wie für den Ausflug mit Schneeschuhen sind Vorkenntnisse nicht erforderlich. Auch Ski-Langlauf verbindet körperliche Aktivität mit Naturgenuss und setzt Glückshormone spätestens dann frei, wenn sich Füchse und Damwild blicken lassen. Die Hügel im Süden und Nordosten besitzen Loipen aller Schwierigkeitsgrade und sind bei Dunkelheit meist beleuchtet. Einen spektakulären Anblick bietet der acht Meter hohe und 50 Meter breite Jägala-Wasserfall Winterwanderern, wenn sein Wasser zu Kaskaden von Eiszapfen gefriert.
Massage mit Bärenfett
Keine Frage, die Esten wirken besonders entspannt. Neben ihrer Verwurzelung in der Natur mag es an der hoch entwickelten Spa-Kultur liegen. Vom City-Spa in Tallinn über die Spas von Wellness-Hotels etwa in der Kur-Hauptstadt Pärnu bis hin zum Öko-Spa reicht die Bandbreite der Wohlfühlorte, in deren Treatments alle Schätze der estnischen Natur wirken. So sind im Kubija Spa Hotel bei Võru Torf und Bärenfett Basis für Anwendungen. Im ersten Bier-Spa Estlands, dem nördlich von Tallinn gelegenen Organic Spa Harmoonikum, erwarten den Gast Craft-Bier-Bäder. Die Extrakte aus dem Brauprozess – Hopfen, Hefe und Malz – regen den Stoffwechsel an und lindern Stress. Dazu trägt auch das Craft-Bier bei, das die Spa-Gäste beim Bad genießen.
Tiefenentspannt dank der Natur
Natur, Größe und Lage Estlands haben seine Bewohner geprägt. Das Leben in der quirligen kleinen Hauptstadt regt an, wird aber aufgrund der übersichtlichen Größe Tallinns kaum als stressreich wahrgenommen. Die schnelle Erreichbarkeit von Küsten, Natur- und Nationalparks hilft den Hauptstadtbewohnern außerdem dabei, sich zu erden, statt sich von der Natur zu entfremden. „Manchmal ist es wichtig für Menschen, sich klein zu fühlen, als Teil von etwas sehr viel Größerem“, erklärt Simon Bell, Hochschullehrer an der Estnischen Universität für Bio- und Umweltwissenschaften, die Wirkung der Natur auf den Menschen. „Eins mit der Natur, mit dem Universum zu sein, macht demütig und schlussendlich entspannt.“ Hinzu kommt die positive Wirkung des Aufenthalts im Grünen für den Menschen: Blutdruck und Stresslevel sinken im Wald, die Stimmung hebt sich. Ihre Umwelt ist für die Esten Ruheraum und Therapeutikum. Weitere Informationen unter www.visitestonia.com.
Mortimer
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