Sanlúcar – Spaniens neue Gastro-Kapitale

Sanlúcar de Barrameda
Für Genießer ist Sanlúcar de Barrameda mit seinem besodneren kulinarischem Angebot in diesem Jahr die wichtigste Anlaufstelle in Spanien.

Die an der Mündung des Flusses Guadalquivir in der Provinz Cádiz gelegene Kleinstadt Sanlúcar zeichnet sich durch ein reiches kulturelles und monumentales Erbe aus. Ihre historische Bedeutung als Handelshafen nach Übersee, als Kreuzung zwischen verschiedenen Kulturen wird bei jedem Schritt deutlich. Paläste, Adelsvillen, Wehrbauten und historischen Gärten mischen sich mit alten Weingütern. In diesem Jahr darf sich Sanlúcar mit dem Titel „Spanischen Hauptstadt der Gastronomie 2022“ schmücken.

Historisch gesehen haben schon Phönizier, Römer und Araber zur Verfeinerung der einheimischen Küche in und um Sanlúcar de Barrameda beigetragen. Die christliche Rückeroberung förderte die Weinproduktion, die nach Jahrhunderten kluger An- und Ausbaumethoden zu einer bewundernswerten Vielfalt aktueller Weine führte, unter denen der einzigartige Manzanilla hervorsticht.

Die gastronomische Entwicklung setzte sich fort, als Sanlúcar zu einem der wichtigsten Häfen für den Handel mit Amerika wurde. Dadurch wurde seine Küche wieder um eine Vielfalt an Gewürzen, Obst und Gemüse bereichert, die zudem früher an die andalusische Küste als an viele andere Orte der Alten Welt gelangte. Paprika, Tomaten und Kartoffeln gaben sowohl der lokalen Gastronomie als auch der landwirtschaftlichen Produktion Impulse. Für den gastronomischen Reichtum von Sanlúcar ist auch der Doñana-Nationalpark verantwortlich.

Die Aromen von Sanlúcar

Sanlúcar de Barrameda
Fast schon ein Muss: Garnelen und gekühlter Manzanilla dazu. – Foto Sanlúcar Turismo

Das umfangreiche gastronomische Angebot von Sanlúcar basiert auf dem Anbau von Garten- und Feldfrüchten, den Weinkellereien und dem Fischfang. Schalentiere und Fisch aus Sanlúcar erfreuen sich internationaler Anerkennung. Insbesondere die heimischen Garnelen genießen einen Ruf, der weit über die Grenzen der Stadt hinaus reicht.

Zur kulinarischen Basis von Gerichten in Sanlúcar de Barrameda gehören reichhaltige Eintöpfe mit authentischem Meeresgeschmack wie etwa Rochen auf Orangensauerrahm, Seeteufel mit gebratenem Brot oder die sogenannte Galeerensuppe. Diese Gerichte werden im Allgemeinen mit dem lokalen Manzanilla-Wein oder anderen Arten von Tafelweinen verfeinert, die sich durch einen geringeren Alkoholgehalt , eine hellere Farbe und einen einzigartigen Geschmack auszeichnen.

Jerez, Vinagre, Brandy de Jerez und Manzanilla de Sanlúcar de Barrameda sind die historisch zugehörigen Herkunftsbezeichnungen. Die Weinkellereinen zeichnen sich durch eine besondere Architektur aus, wie sie in der gesamten Region von Jerez zu finden ist. sind. die gut belüfteten Weinkeller werden von schlanken Säulen getragen, was ihnen ihr charakteristisches Aussehen verleiht.

Schmackhaften Garnelen

Sanlúcar de Barrameda
Für Liebhaber von Meeresfrüchten ist der Gewnuss der fangfrischen Garnelen ein absolutes Muss. – Foto: Turismo de Andalucia

Die Garnele von Sanlúcar regiert wahrlich königlich in der Küche von Cádiz. Das mittelgroße Krebstier mit dem wissenschaftlichen Namen Penaeus kerathurus wird hauptsächlich frisch verzehrt. Ihrem Lebensraum in der Mündung des Flusses Guadalquivir hat sie ihren einzigartigen Geschmack zu verdanken. Egal ob gekocht, gebraten oder als Teil eines traditionellen Eintopfs mit Meeresfrüchten stellt die Garnele aus Sanlucar immer eine hervorragende Wahl dar.

Die Küche in der Kleinstadt ist traditonell maritimen Ursprungs. In diesem Zusammenhang verdient die Art der Fischzubereitung, bei der die unterschiedliche Garzeit von einzelnen Fischarten wie Scholle, Flunder, Hechtdorsch, Sepien, Tintenfisch oder Rotbarbe genau berücksichtigt wird, besondere Aufmerksamkeit. Dank der Familie Senra erlangten traditionelle Meeresfrüchte-Eintöpfe in Einmachgläsern, die zum Verzehr nur erhitzt werden müssen, zu internationalem Ruhm.

Auch der Manzanilla trägt den Beinamen “de Sanlúcar de Barrameda“. Die in „Pagos“ unterteilten hundertjährigen Weinberge wachsen auf Albariza-Böden. Sanlúcar kann derzeit mehr als zwanzig Weingüter sein eigen nennen, die sich entweder von ihren eigenen Weinbergen oder vom Most der Palomino-Trauben nähren.

Das Epizentrum der Gastronomie

Sanlúcar de Barrameda
Viele Händler in der Stadt und auf dem Markt sind auf frischen Fisch und Meeresfrüchte spezialisiert. – Foto Turismo de Andalucia

Mitten im Herzen der Altstadt befindet sich die Markthalle aus dem 18. Jahrhundert mit einer Fläche von fast 1.400 Quadratmetern. In ihr sind vierundzwanzig Fischstände, zwölf Metzger, zehn Gemüse- und drei Tiefkühlhändler, ein Gewürz-, ein Oliven- und ein Süßigkeitsstand zu finden. Eine besondere Anziehungskaraft auf die Besucher besitzen jedoch die Fischstände, die die Besucher nicht nur wegen ihrer Anzahl, sondern auch wegen ihres großartigen Angebots faszinieren.

Jedes gute Essen endet mit einem Dessert, und Sanlúcar kann mit einer großen Vielfalt von süßen Köstlichkeiten aufwarten. Hinter den Mauern der vielen religiösen Orden, die unter der Schirmherrschaft des herzoglichen Hauses von Medina Sidonia gegründet wurden, wird ein großen Teil dieser süßen Rezepte aufbewahrt.

Yemas (gebackenes Eigelb), Tocino de Cielo (eine Süßspeise aus Eigelb und Sirup), Mandelkrapfen, Polvorones (Kuchen aus Mehl, Schmalz und Zucker), Pestiños (Crepes mit Honig), weiße Donuts, Cocadas (Kokosnusskuchen) gehören zu den Leckereien, die auf traditionelle Weise im Kloster Regina Coeli oder von den Nonnen der Klöster Madre de Dios hergestellt und den Kunden über Drehtüren angeboten werden.

Die Alpisteras, die ihre Süße durch einen Hauch von Sirup erhalten, sind in der Karwoche besonders typisch für Sanlúcar de Barrameda. Für ihr selbstgemachtes Eis sind die beiden legendären Unternehmen La Ibense Bornay und Helados Toni berühmt.

Ein gastronomischer Spaziergang

In den Weinkellern von Sanlúcar de Barrameda lagert so mancher köstlicher Tropfen. – Foto Javier Reina

Die Plaza del Cabildo gehört gemeinsam mit den Stadtvierteln Bajo de Guía, Bario Alta und Bonanza zu den gastronomischen Wahrzeichen. Auf der Plaza bleiben die typischen Garnelentortillas der Casa Balbino unvergesslich im Gedächtnis zurück. Das Starprodukt der Bar Barbiana sind Papas Aliñás, Kartoffeln aus Sanlúcar mit etwas Zwiebel und Petersilie, einem guten Öl, Sherryessig und einigen Melva-Filets. Zu einem weiteren Klassiker der Gastronomie zählt die Bar La Gitana, die den bekannten Manzanilla ausschenkt und wo hervorragend frittierte Ortiguillas serviert werden.

Bajo de Guía

Mit dem Nationalpark Doñana als Hintergrundkulisse, auf den mehr als ein Dutzend Restaurants blicken, ist das Viertel Bajo de Guía zur goldenen Meile der Gastronomie von Sanlúcar geworden. Das maritime Viertel, in dem einst die die Fischer ihren Fang versteigerten, gehört inzwischen wegen der vielfältigen, frischen Gerichte zu den attraktivsten Orte in Sanlúcar Die Speisekarten von Restaurants wie dem Mirador de Doñana, Avante Claro, Poma, La Lonja, Joselito Huertas oder Casa Juan verführen mit Meeresfrüchten-Eintöpfen wie Seeteufel mit gebratenem Brot, Scholle aus dem Kochtopf, Galeerensuppe oder dem Meeresfrüchtesalat Salpicón ihre Gäste.

Barrio Alto: Alles rund um den Most

Die Liebhaber von gutem Essen und Trinken finden in den Tavernen des Barrio Alto Platz, um sich dort zu unterhalten und zu amüsieren. Kleine Weinläden mit angeschlossener Küche bieten Anfang November die ersten Krüge des späteren Manzanillas mit neuen Kartoffeln an, die nur mit etwas Salz gekocht werden.

Bonanza: Seefahrertradition auf dem Teller

Sanlúcar de Barrameda überrascht nicht nur mit seiner kulinarischen Vielfalt. – Foto Turismo de Andalucia

Das Küstenviertel Bonanza, in dem sich der Fischereihafen und der Fischmarkt befinden, muss man aufsuchen, um die Essenz der Sanlúcar-Küche aufzusaugen. Von der Fischauktion stammende Fische werden jeden Nachmittag bei Sonnenuntergang in den Bars des Viertels zu traditionellen Eintöpfe mit Meeresfrüchten verarbeitet. Mit Gemüse werden die Sofritos hergestellt, die einen guten, saftigen Eintopf garantieren. Sie eignen sich gut zum Probieren, wenn man frisches Brot darin eintunkt. Die Gerichte reichen vom Rochen mit Bitterorange bis hin zu Nudeln mit Gambas oder Kichererbsen mit Tintenfisch. Eine Reise nach Sanlúcar mit seinem gastronomischen Reichtum wird auf alle Fälle den Gaumen erfreuen.

Mortimer

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