Protesterlebnis im Lennon-Bett

Ob Queen Elizabeth II., ob der Dalai Lama oder die niederländische Königin Juliane, ob Zsa Zsa Gabor, Nat King Cole oder John Travolta, ob Gérard Dépardieu oder Christopher Lambert, ob der französische Präsident Jacques Chirac oder Nelson Mandela – sie alle zieren die illustre Gästeliste, die eher wie das internationale Who is Who der Größen aus Politik, Unterhaltung und Gesellschaft anmutet. Könige, Staatsmänner, führende Wirtschaftsbosse, Spitzensportler sowie Stars und Sternchen gaben und geben sich hier seit der Eröffnung am 15. April 1958 die Klinke in die Hand. Keine Frage, das Fairmont The Queen Elizabeth in der kanadischen Millionenmetropole Montreal zählt zu den ersten Adressen unter den Hotels weltweit. Und doch ist der Ruf des Hauses ganz wesentlich mit dem zweier anderer Personen verknüpft: John Lennon und Yoko Ono. Der 1980 in New York ermordete Beatles-Sänger und -Gitarrist und seine kaum minder berühmte Ehefrau hielten in der Suite Nummer 1742 auf der 17. Etage des Hotels ihr berühmtes Bed-In ab und spielten während des Bettgelages ihre viel beachtete Friedenshymne Give peace a chance ein.

Vom 26. März bis 1. April 1969 zelebrierte das frisch vermählte Paar, das sich am 20. März in Gibraltar das Ja-Wort gegeben hatte, in Amsterdam ein erstes Bed-In für den Frieden ab. Dies fand jedoch nicht das gewünschte Medienecho. Vor allem in den USA, die zunehmend in den Vietnam-Krieg verstrickt waren, fand die Aktion wenig Beachtung. Kurzum wollten John Lennon und Yoko Ono ihre Protestaktion in New York wiederholen. Da dem Paar jedoch wegen einer früheren Anklage wegen des Missbrauchs von Marihuana die Einreise verweigert wurde, verlegten sie das Bed-In kurzfristig nach Montreal. Und der Plan sollte aufgehen. Rund 150 Journalisten berichteten tagtäglich aus der Suite Nummer 1742 des heutigen Fairmont The Queen Elizabeth, wo sich John Lennon und Yoko Ono vom 26. Mai bis 2. Juni 1969 einquartiert hatten.

Kurzerhand wurde die Suite zwischenzeitlich in ein Tonstudio umgewandelt. Unter Federführung von André Perry wurde Give peace a chance am 1. Juni 1969 eingespielt, ohne das John Lennon und Yoko Ono ihr Bettlager verließen und noch am gleichen Tag weltweit in den Rundfunksendern ausgestrahlt. Mehr als 50 namhafte Persönlichkeiten wirkten an dem Stück mit. Darunter Tommy Smothers, Timothy Francis Leary und Petula Clark.

Während des Bed-Ins verweigerte John Lennons seinen Fans, die zu Tausenden den Hoteleingang belagerten, alle Autogrammwünsche. Lediglich für Leibwächter George Urquhart signierte er eine Plattenhülle. Als er dabei aber versehentlich über die Unterschrift von Yoko Ono schrieb, soll er kurzerhand die Platte weggeworfen und eine neue beschriftet haben. Urqhuart, nicht auf den Kopf gefallen, behielt beide Tonträger und verkaufte eine an einen New Yorker Geschäftsmann, der sie sich in seinem Büro im World Trade Center an die Wand hing.

Ins Rampenlicht rückte auch Tony Hall. Der unbekannte Hotel-Page brachte dem Paar alle Blumen, Geschenke und Mitteilungen die an der Hotel-Pforte abgegeben wurden. Er übertrieb seinen Botendienst dermaßen, dass das Hotel ihn kündigen wollte. Inzwischen hatten sich aber John Lennon und Yoko Ono mit ihm angefreundet und ihn als persönlichen Mitarbeiter eingestellt.

Nicht zuletzt aufgrund solcher Erzählungen und Anekdoten avanciert die Suite Nummer 1742 des Fairmont The Queen Elizabeth bis zum heutigen Tage zu einer wahren Pilgerstätte. Jährlich am 8. Dezember, dem Tag, an dem John Lennon in New York ermordet wurde, legen Fans rote Rosen vor der Tür des Hotel-Raums ab, den noch immer eine mystische Aura umgibt. Die Wände sind mit Goldenen Schallplatten, Bildern von John Lennon und Yoko Ono sowie Zeitungsausschnitten über das Bed-In verziert.

Das Fairmont bietet Musikfreunden aus aller Welt die Gelegenheit, auf den Spuren der beiden Friedensaktivisten zu wandeln und ein Wochenende in dem zweieinhalb Zimmer Apartment im 17. Stock im Herzen von Montreal zu verbringen. Wer möchte, kann für stolze 1969 Kanadische Dollar (der Preis symbolisiert das Jahr des Bed-Ins) sogar ein Wochenendpaket buchen. Darin enthalten sind der Transport von und zum Flughafen in einer Strech-Limousine, Schlafgewänder, wie sie John Lennon und Yoko Ono während des Bed-Ins trugen, ein Strauß weißer Rosen, eine Kaligraphie des Songtextes, eine CD mit der Originalversion von Give peace a chance sowie Fotos von dem ganz persönlichen Bed-In. Sogar das Frühstück und Abendessen besteht genau aus den Speisen und Getränken, die John Lennon und Yoko Ono während der Friedensaktion zu sich nahmen.

Wem dies zu teuer ist, der kann zumindest in der hoteleigenen Bar einen Hauch von Bed-In-Feeling genießen. Denn das Fairmont The Queen Elizabeth kreierte eigens einen Give Peace a Chance Cocktail. Dieser besteht aus Gin, Sake (Reisschnaps), Granatapfel und Zitrone – Zutaten, die allesamt mit Bedacht gewählt wurden: Der Gin ist britisch wie John Lennon, der Sake japanisch wie Yoko Ono, der Granatapfel symbolisiert die Liebe und die Zitrone verdeutlicht, dass Liebe manchmal bitter sein kann – eben so, wie die kurze Lebensgeschichte des großen Musikers.

Informationen: Fairmont The Queen Elizabeth, 900 Boulevard René-Lévesque Quest, Montreal, Québec, Kanada H3B 4A5, Telefon: 514-9542000, www.fairmont.com.