Phoenix des Lumières – Industriekultur meets Kunst

Phoenix des Lumières
Phoenix des Lumières präsentiert Klassiker der Kunstgeschichte digital aufbereitet. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Das Setting ist perfekt. Industriekultur trifft in der einstigen europäischen Bierhauptstadt Dortmund auf klassische Kunst, die absolut faszinierend und perfekt digital verpackt wurde. Nicht von ungefähr hat sich „Phoenix des Lumières“ in der ehemaligen Gebläsehalle auf dem früheren Gelände der Stahlhütte Phoenix West binnen kurzer Zeit zu einem Besuchermagneten entwickelt, bei dem nicht nur Kunstbeflissene gleich massenhaft mit den Füßen abstimmen.

In der ehemaligen Gebläsehalle von Phoenix West hat Phoenix des Lumières eine Heimat gefunden. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Die erste Hauptausstellung im „Phoenix des Lumières“ erweckt bis Ende 2023 die Wiener Kunst auf innovative Weise zum Leben. Gezeigt werden Werke von Gustav Klimt und seinen Zeitgenossen. Goldene sowie leuchtend bunte Portraits, Landschaften und Akte stehen dabei im Mittelpunkt. Natürlich fehlen Meisterwerke wie Klimts berühmtes Gemälde „Der Kuss“ ebenfalls nicht. Großformatig digital projiziert, laden die Bilder ein, in das imperiale Wien des späten 19. Jahrhunderts einzutauchen.

Von Klimt bis Hundertwasser

Phoenix des Lumièrs
Auch Klimts „Der Kuss“ wird digital in Szene gesetzt. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Gustav Klimt galt als der bedeutendste Künstler der „Wiener Secession“, eine Kunstströmung, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den traditionellen Kunststilen zu distanzieren versuchte. Die Verwendung der Farbe Gold und von dekorativen Motiven waren die typischen Symbole dieser künstlerischen Revolution. Ein Teil der „Phoenix des Lumières“-Ausstellungsreihe ist zudem die Kurzausstellung „Hundertwasser, im Gefolge der Wiener Secession“. Die von Gianfranco Iannuzzi, Renato Gatto und Massimiliano Siccardi kuratierte Ausstellung vermittelt ein beeindruckendes Gesamterlebnis des Schaffens des Wiener Künstlers Friedensreich Hundertwasser.

Phoenix des Lumièrs
Geschickt werden die verbliebenen Elemente der Gebläsehalle als Projektionsfläche genutzt. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Hundertwasser – nicht nur Künstler, sondern auch Architekt – war in seinem Schaffen stark von der Wiener Secession inspiriert. Er steht für eine Wiederbelebung dieser künstlerischen Bewegung im 20. Jahrhundert. Sein großer Respekt vor der Natur und vor den Menschen zeigt sich in seiner Malerei und seinen Architektur-Projekten. Wie Gustav Klimt wechselt Hundertwasser in seinen Werken die Perspektive durch kleine gerahmte Flächen und bevorzugt dabei lebhafte Linien und unregelmäßige Formen.

5.600 Quadratmeter Projektionsfläche

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An allen Wänden der Gebläsehalle werden gleichzeitig Kunstwerke präsentiert. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Die Ausstellung „Journey“ führt derweil hin in die Welt der zeitgenössischen Kunst. In der „Journey“ begeben sich Interessierte auf eine digitale, experimentelle Reise zur Erforschung der Entstehung von Photonen, einem der Hauptelemente des Lichts. Dabei begleiten sie den Weg der Photonen durch die einzelnen Schichten des menschlichen Auges: Von der Iris, durch den Glaskörper, weiter über den Sehnerv, bis sie schließlich die Neuronen erreichen und in elektrische Signale umgewandelt werden. „Journey“ visualisiert auf ungewöhnliche und faszinierende Weise den Umwandlungsprozess der Photonen in eine Energieform, um so vom Gehirn wahrgenommen werden zu können.

Phoenix des Lumièrs
Musikalisch untermalt, wechseln die Motive regelmäßig. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Phoenix des Lumières“ wird in einer beeindruckenden Halle aus dem 19. Jahrhundert gezeigt, die Anfang des 20. Jahrhunderts als Gasgebläsehalle für die Hochöfen des Stahlwerks Phoenix-West genutzt wurde. Sie bietet mit ihren 13n Meter hohen Wänden und einer Fläche von 3.000 Quadratmetern die perfekten räumlichen Voraussetzungen. Für das famose Raum- und Klang-Erlebnis auf über 2.000 Quadratmetern Fläche sorgen dabei rund 110 Videoprojektoren, 28 Lautsprecher und 10 Subwoofer, die großflächig die Bilder und Werke der Meister auf 5.600 Quadratmeter Projektionsfläche werfen.

Industriekultur zum Anfassen

Die Reste des einstigen Stahlwerks beeindrucken noch immer. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Auch sonst lohnt sich ein Gang über Phoenix West. Zu Spitzenzeiten standen auf dem 115 Hektar großen Gelände sechs Hochöfen. 5.000 Stahlarbeiter verdienten hier ihre Brötchen. Die anhaltende Stahlkrise führte 1998 dazu, dass die Produktion in Hörde endgültig eingestellt wurde, nachdem bereits Anfang der 1990er Jahre zwei Hochöfen demontiert und nach China verkauft worden waren. Heute hat sich das einstige Hochofengelände in weiten Teilen zu einem Technologiestandort gewandelt.

Auf dem Gelände von Phoenix West sind noch immer stumme Zeugen der Industriegeschichte zu bewundern. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Gleichwohl sind einige Gebäude aus der Zeit der Eisen- und Stahlproduktion noch erhalten. Darunter zwei Hochöfen, der Gasometer, die frühere Gebläsehalle und die Phoenix-Halle, die zu einer modernen Veranstaltungsstätte umfunktioniert wurde. Einen besonderen Ein- und Ausblick auf die einstige Industrieanlage offeriert ein Skywalk an der Hochofenanlage in 70 Metern Höhe. Weitere Informationen und Tickets unter www.phoenix-lumieres.com.