Erkrath: Das verlorene Reich der PS-Ikonen

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Der Auto-Skulpturen-Park in Erkrath bietet eine Vielzahl ungewöhnlicher Blickfänge. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Der Lack ist ab. Und teilweise nicht nur der. Das eine oder andere Rad fehlt ebenfalls. Mal mangelt es an einer Tür, dann fehlt das Lenkrad oder gar das komplette Dach. Bei einigen lässt sich selbst die Marke nur noch schwer erahnen. So ziemlich jedes Gefährt kann schlicht als Rostlaube tituliert werden, ohne hier jemanden zu nahe zu treten. Im Gegenteil, die Faszination des Verfallenen lockt insbesondere Autoliebhaber und Oldtimer-Freunde, aber auch Fotografen und Influencer, die auf der Suche nach ungewöhnlichen Motiven sind, nach Erkrath ins Neandertal. Nur einen Steinwurf von der Fundstelle des berühmten Neandertalers und in Sichtweite des Neandertal-Museums begeistert der private betrieben Auto-Skulpturen-Park mit seinen historischen Schrottautos.

Natur und Zeit als Formengeber

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Mehr als 50 Autos finden sich in dem bergigen Waldstück in Erkrath. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Dabei wird der ungewöhnliche, in einem bergigen Waldstück platzierte Fuhrpark sich selbst, der Natur und dem Unbill des Wetters überlassen. Zumindest weitgehend. Denn Betreiber und Initiator Michael Fröhlich hilft hier und da mit dem Einsatz von Milch oder etwas Wasser mit Salz nach, um den Zerfall der einst stattlichen Automobile zu beschleunigen. Derweil schieben sich Äste und ganze Baumstämme durch die Fahrzeugteile, während sich Efeu und andere Pflanzen mehr oder weniger dezent über die eine oder andere komplette Karosse ausbreiten.

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Das letzte Rennen dieses Porsches liegt Jahrzehnte zurück. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Für Skeptiker ist das Museum nicht von ungefähr ein Schandfleck; für andere ein Schrottplatz im Wald. Naturfreunden – und auch das gehört zur Wahrheit – ist das Areal ein Dorn im Auge, obschon sämtliche Flüssigkeiten wie Öle und Treibstoffe vor dem Aufstellen restlos aus den Vehikeln entfernt wurden. Sogar Justizia musste bemüht werden, um im Rahmen einer rechtlichen Auseinandersetzung mit der Stadt Erkrath das Recht zu erstreiten, das ungewöhnliche Freilichtmuseum anlegen und eröffnen zu dürfen.

Kunst oder Schandfleck?

Im Auto-Skulpturen-Park in Erkrath lässt sich die Natur offenbar in ihrem Wachstum nicht aufhalten. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Ungeachtet dessen avanciert die Anlage für das Gros der Besucher uneingeschränkt zur Kunstform. Denn, was Michael Fröhlich hier zusammengetragen hat, lässt nicht nur die Herzen von Liebhabern historischen Fahrzeuge höherschlagen. Insgesamt 50 Oldtimer aus dem Jahre 1950 hat sich der Betreiber zu seinem 50. Geburtstag im Jahre 2000 zugelegt und auf seinem privaten Grund und Boden dekorativ platziert. Der Bogen spannt sich von diversen US-amerikanischen Modellen über einen russischen Moskwitsch bis hin zu Klassikern wie Borgward, Goggomobil, Jaguar, Porsche oder Mercedes.

Stummes Zeugnis einer berauschenden Party. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Wie exzessiv und wild die fröhliche Fröhlich-Feier zum halben Jahrhundert gewesen sein muss, lässt sich ebenfalls noch heute im Auto-Skulpturen-Park erahnen. Denn im Innenraum eines (dachlosen) Citroën 2CV, dem legendären Franzosen mit der speziellen Federung, der im Volksmund schlicht „Ente“ genannt wurde, fanden die zahllosen geleerten Sektflachen eine letzte Ruhestätte.

20.000 Quadratmeter großes Sammelsurium

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So manches Gefährt ist in weiten Teilen vom Wald verschlungen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Doch dies ist beileibe nicht der einzige Blickfang auf dem 20.000 Quadratmeter großen Areal: So hängt ein „abgestürztes“ Flugzeug mit seinem Piloten zwischen den Bäumen und direkt neben einem nachgebauter Berliner Mauer verrottet ein stromlinienförmiger Tatraplan aus der ehemaligen Tschechoslowakei langsam vor sich hin. Auch eine ausgemusterte britische Telefonzelle sowie diverse Motorräder und alte Drahtesel ducken sich zwischen den Bäumen, Hecken und dem bisweilen kniehohen Laub. Komplettiert wird das Sammelsurium durch Schilder, herumliegende Reifen, Gartenzwerge und Teilen von Kirmes-Fahrgeschäften.

Auch verschiedene Zweiräder haben in Erkrath ihre „letzte Ruhestätte“ gefunden. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Besondere Aufmerksamkeit erfährt zudem ein Citroën Traction Avant 11 CV, der gerne auch als Gangsterlimousine tituliert wurde und kurioserweise einst im Besitz einen französischen Polizeipräsidenten war. Nicht fehlen darf daneben ein einst stolzer Rolls-Royce Silver Wraith mit der despektierlichen Aufschrift „Fuckinghampalace“. Im Inneren des „silbernen Gespensts“, wie die Luxuslimousine liebevoll genannt wurde, haben Figuren der 2022 verstorbenen britischen Monarchin Queen Elizabeth II. und ihres Sohns King Charles III. Platz gefunden haben.

Rennflair im Neandertal

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Irgendwie scheint der Rennwagen die Kurve nicht mehr gekriegt zu haben. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Selbst ein wenig Rennatmosphäre ist im Erkrather Auto-Skulpturen-Park zu spüren. An einem Hang, der ein wenig an eine Steilkurve gemahnt, scheinen sich ein Porsche und ein Jaguar ein letztes, verzweifeltes Rennen zu liefern. Dabei dürfte der Ausgang zumindest in diesem Teil des Neandertals klar sein. Denn hier siegt die Natur – und die einzigen die noch im Rennen sind, ist die Heerschar der Oldtimer-Freunde und Fotografen, die hier und da fast schon ein wenig gehetzt von Motiv zu Motiv eilen. Fast so, als würden sich die geschichtsträchtigen Vehikel jeden Moment in Wohlgefallen aufzulösen drohen. Schließlich sind die meisten Vehikel mit ihren mehr als 70 Lenzen nicht mehr die Jüngsten…

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Der Auto-Skulpturen-Park in Erkrath ist nicht nur für Influencer ein perfekter Fotospot. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Informationen: Auto-Skulpturen-Park, Neandertal 11, 40699 Erkrath,  www.michaelfroehlich.com/park.htm

Eintritt und Öffnungszeiten: 10 Euro; mit Fotoerlaubnis 20 Euro; geöffnet sonntags ab 13 bis 17 Uhr