Palmetum – Europas größte Palmen-Sammlung

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Das Palmetum auf Teneriffa macht sich als Heimat einer riesigen Palmensammlung einen Namen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

In Santa Cruz de Tenerife befindet sich mit dem Palmetum ein ungewöhnlicher Botanischer Garten. Auf einer ehemaligen Mülldeponie entstand hier eine wahres Pflanzenparadies.

Palmetum
Der faszinierende Botanische Garten erhebt sich auf einer ehemaligen Mülldeponie. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Gemeinhin haben Müllhalden nicht die größte Anziehungskraft. Anders auf der spanischen Kanareninsel Teneriffa, wo eine Deponie vor den Toren der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife in knapp zwei Jahrzehnten von einem übel riechenden Schandfleck in eine Augenweide umgestaltet wurde. Mit großem Aufwand wurde der 40 Meter hohe, künstliche Hügel der 1983 stillgelegten Deponie ab dem Jahre 1996 sukzessive in ein Pflanzenparadies umgewandelt.

Seit dem Jahre 2014 ist hier nun mit dem Palmetum ein nicht nur wegen der Historie dieses Platzes ungewöhnlicher Botanischer Garten zu finden. Denn dieser hat, wie der Name vermuten lässt, den Fokus auf die verschiedenen Palmenarten der Welt gelegt. Und so finden sich heute hier nicht weniger als 600 Palmenarten aus allen Teilen des Erdballs. Hinzu kommen rund 3.000 weitere Pflanzenarten, die ebenso wie etwa 60 Vogelarten längst auf dem zwölf Hektar großen Areal heimisch geworden sind.

Biogeographische Anordnung

Palmetum
Palmen in allen Formen und Größen sind im Palmetum zu finden. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Mit Blick auf den Atlantik, das Anaga-Massiv und das historische Zentrum von Santa Cruz de Tenerife lässt sich Europas größte Palmensammlung zwischen Bächen, Seen und kleinen Wasserfällen auf zwei verschiedenen Rundgängen im individuellen Tempo erkunden. Wobei die Anpflanzungen biogeographisch nach der jeweiligen Herkunftsregion gegliedert sind.

Auch Nutzpflanzen wie Bananen gedeihen in dem Botanischen Garten. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Dominant sind vor allem Kokospalmen. Aber auch jamaikanische und kubanische Königspalmen, afrikanische Ölpalmen oder Silber-Sägepalmen aus den Everglades im US-Bundesstaat Florida wachsen und gedeihen im Palmetum. Nicht zu vergessen sind ferner die bemerkenswerten Zuckerpalmen mit ihren zum Teil mehr als zehn Meter langen Blättern, karibische Bauchpalmen aus der Dominikanischen Republik und Kuba sowie die Fuchsschwanzpalmen aus dem Norden von Australien oder die 25 Meter hohen äthiopischen Palmen.

Duft des Karibik-Bereichs

Die einzelnen Pflanzbereiche unterscheiden sich nach Erdteilen und Ländern. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Andere Palmenarten bestechen unterdessen durch ungewöhnliches Wachstum wie die Kletterpalmen, die als Nutzpflanze den Rohstoff für die industrielle Herstellung von Rattan liefern, oder die extrem langsam wachsenden Bauchpalmen.

Komplettiert wird die Idylle durch kleine Wasserfälle. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Zur vielfältigen botanischen Sammlung mit Palmenarten aus Afrika, Asien, Amerika und Australien gesellen sich der Ficus und Araukarien sowie Bäume mit exotischen Früchten wie Kakao, Noni, Wasserapfel und Brotfrucht. Baobabs, Mangroven und Bromelien runden zusammen mit Dutzenden Kakteen- und Agavengewächsen den famosen Pflanzenmix perfekt ab. Augenfällig sind zudem die wilden Frangipanis, deren weiße Blüten weite Teile des Karibik-Bereichs mit ihrem markanten Duft erfüllen.

Königlicher Glanz für das Palmetum

Ein Hauch von Dschungel-Feeling auf Tenriffa. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Neben der Müll-Vergangenheit zeichnet sich das Palmetum, das am 28. Januar 2013 durch den damaligen spanischen Kronprinz Felipe und seine Gattin Letizia, dem heutigen Königspaar, offiziell eröffnet wurde, durch den kompletten Verzicht auf Herbizide und Pflanzenschutzmittel aus. Stattdessen wird als „natürlicher“ Boden nahezu ausschließlich Pflanzenhäcksel verwendet. Die Bewässerung erfolgt durch wiederaufbereitetes Abwasser aus der städtischen Kläranlage.

Zahlreiche Kakteen gedeihen ebenfalls im Palmetum. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Ein ökologisches Konzept, dass nicht nur die Palmen und übrige Pflanzenpracht üppig gedeihen lässt, sondern die Vogelwelt zu entzücken scheint. In dem kleinen, künstlichen See im Madagaskar-Areal nisten Teichhühner, während sich die Kanaren-Gebirgsstelzen bevorzugt im Schatten des Wasserfalls im Karibik-Bereich tummeln. Regelmäßige Gäste sind der Wiedehopf sowie Kaiser- und Silberreiher. Komplettiert wird die Vogelschaar durch Brachvögel, Waldohreulen, Kanarengirlitze, Teneriffa-Blaumeisen, Mauersegler und verschiedene Zugvogelarten, die hier immer wieder eine Rast einlegen.

Aussichtsreich

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Vom Mirador del Caribe fällt der Blick auf das Schwimmbad Parque Marítimo und das Auditorio de Tenerife. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Kein Rundgang wäre komplett, ohne einen Stopp am „Mirador del Caribe”. Von dem liebevoll angelegten Aussichtspunkt bietet sich ein schönen Blick auf das Auditorio de Tenerife, der von Santiago Calatrava entworfenen Kongress- und Konzerthalle, sowie auf das Schwimmbad Parque Marítimo, die dem Palmetum zu Füßen zu liegen scheinen. Kein Wunder, hat sich der Hügel vor ihren Toren doch von einem hässlichen (Müll-) Entlein zu einem sehenswerten Schwan gemausert.

Der Faszination der Palmen kann sich im Palmetum wohl kaum jemand entziehen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Allgemeine Informationen: www.spain.info

Information: Jardín Botánico del Palmetum, Avenida de la Constitución 5, 38005, Santa Cruz de Tenerife, Islas Canarias, Spanien, Telefon 0034-922-229368, www.palmetumtenerife.es

Öffnungszeiten: Täglich von 10 bis 18 Uhr

Eintritt: Erwachsene 6 Euro, Kinder 2,80 Euro

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.