In der kanadischen Provinz Ontario lässt sich auf den Spuren der Group of Seven so manches Naturwunder wie hier der Killarney Provincial Park entdecken. – Foto Ethan Meleg
Die erste Ausstellung des Künstlerkollektivs Group of Seven, die als Schöpfer der rein kanadischen Landschaftsmalerei gelten, fand im Jahr 1920 statt. Die Künstlergruppe hielt vor allem die Einzigartigkeit der Natur auf der Leinwand fest, wobei ihnen Ontarios zahlreiche Naturschönheiten Modell standen. Neben mehreren Exhibitionen zum Jubiläum in Frankfurt und Kanada können sich Besucher selbst per Zug, zu Fuß, im Kanu oder auf einer Selbstfahrerroute quer durch die Provinz auf die Spuren der sieben jungen Künstler begeben.
Ausstellungen rund um das Jubiläum
Ein Stück Ontario mit dem Pinsel von J.E.H. MacDonald (1873 – 1932) unter dem Titel „Forest Wilderness“ im Jahre 1921 festgehalten. – Foto McMichael Canadian Art Collection
Zahlreiche Kunstwerke der Group of Seven befinden sich heute in großen Museen in Toronto und Ottawa. Ein Geheimtipp für Impressionismus-Fans ist die McMichael Canadian Art Collection. Das Sammler-Ehepaar McMichael erkannte früh das Potential der jungen Künstler und stiftete in den 1960er Jahren ihre umfangreiche Sammlung der Provinz. So wurde aus ihrem Wohnhaus eine öffentliche Galerie. Das Anwesen liegt inmitten eines großen Parkgeländes in dem Örtchen Kleinburg, nicht weit von Toronto entfernt. Hier sind sechs Mitglieder der Gruppe begraben. Bis Dezember 2020 wird dort anlässlich des runden Jubiläums die Kollektion unter dem Namen „A Like Vision: The Group of Seven at 100“ ausgestellt. Wer es nicht nach Kanada schafft oder wer noch mehr haben möchte, kann außerdem zwischen 25. September 2020 und 10. Januar 2021 die Ausstellung „Magnetic North: Imagining Canada in Painting 1910-1940“ in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt besuchen.
Kunst im Kanu
Ein malenswerte Naturschönheit: der Algonquin Provincial Park. – Foto OTMPC
Tom Thomson, der die Gruppe wesentlich beeinflusste und ihr als Vorbild diente, wählte für seine Werke häufig eine Perspektive, die sich nur aus dem Kanu bietet. Als Hauptort seines Wirkens und somit als Wiege des kanadischen Impressionismus, gilt der größte und älteste Provinzparks Ontarios – der Algonquin. Hier endete auch 1917 seine kurze Karriere, als er unter ungeklärten Umständen im Canoe Lake ums Leben kam. Der Algonquin Provincial Park ist ein Naturparadies, das sich am besten vom Wasser aus besichtigen lässt, denn wo es in anderen Parks Straßen oder Wege gibt, ist der Alqonquin von einem weitläufigen Netz aus Seen und Flüssen durchzogen. Geübte und Anfänger können hier auf dem 2.100 Kilometer langen Routennetzwerk ihr Paddel eintauchen, sogenannte Outfitter sorgen für die passende Ausrüstung und bieten geführte Touren an. Im Park gibt es Campingplätze oder komfortable Lodges für jedes Budget.
Mit Pinsel und Palette im Park
Der Killarney Provincial Park bietet für Künstler und Naturliebhaber famose Kulissen. – Foto Ontario Parks
Ein wahres Schmuckstück ist auch der Killarney Provincial Park, der mit seinen pinken Granitfelsen, den La Cloche Bergen mit weißer Quarzithaube sowie den azurblauen Seen A.Y. Jackson und Franklin Carmichael als Kulisse zahlreicher Gemälde diente. Kreative, die selbst Hand anlegen möchten, können beim Sommerprogramm von Art in the Park unter professioneller Anleitung Malkurse unter freiem Himmel buchen. Das kostenlose Angebot richtet sich an alle Altersklassen und eignet sich sowohl für Anfänger als auch für Könner. Killarney bietet zahlreiche Kanu- und Wanderrouten maßgeschneidert sowohl für einen Tagesausflug als auch für einen Wochentrip. Besonders beliebt ist die Region im Spätsommer bis in den Herbst hinein, welcher die Wälder in prächtigste Farben taucht und nicht nur die Group of Seven anregte, den Moment auf Leinwand festzuhalten.
Nächster Halt: Wildnis
Northern Lake nennt sich das Werk von Lawren S. Harris (1885 – 1970). – Foto McMichael Canadian Art Collection
1901 erbaut, führt der Agawa Canyon Tour Train die Besucher durch die eindrucksvolle Schlucht und bewaldete Wildnis Algomas zwischen den Seen Huron und Superior. Die Tagestour eröffnet Besuchern andernfalls schwer zugängliche Orte wo Lawren Harris, J.E.H. MacDonald, A.Y. Jackson, Arthur Lismer and Frank Johnston ihre Meisterwerke inmitten der Natur erschufen. Sie ließen sich sogar ein Abteil für ihre Zwecke umbauen, das während ihrer Reisen als mobiles Atelier und Unterkunft diente. Eine Nachbildung ist im Bahnhof Sault St. Marie für Besucher zugänglich. 185 Kilometer sind es mit der „Algoma Central Railway“ von Sault Ste. Marie bis Agawa, wo der Zug ein paar Stunden hält und am selben Tag zurückdampft.
Küsten, Kunst und Caravan
Nicht nur im herbst traumhaft schön: der Agawa Canyon. – Foto Destination Ontario
Eine Fahrt durch das nördliche Ontario beginnend in Bruce Mines am Lake Huron und entlang des Lake Superior bis Nipigon zählt zu den schönsten Roadtrips in Kanada. Die Selbstfahrerroute Algoma Driving Route führt Besucher nicht nur durch faszinierende Landschaften, sondern auch genau an die Stellen, wo die Group of Seven selbst gemalt hat. Highlights entlang der 652 km langen Route sind zahlreiche Naturparks wie der Pukaskwa National, der Neys Provincial Park und der Lake Superior Provincial Park, welche Wanderwege mit Informationstafeln zu den Künstlern bieten und Kunstinteressierte die einzigartige Atmosphäre der Werke erleben lassen. Weitere Informationen unter www.ontariotravel.net/de.
Wissenswertes über die Group of Seven
Ein beeindruckendes Werk: Franklin Carmichaels „October Gold“. – Foto McMichael Canadian Art Collection
Unmittelbar vor dem 1. Weltkrieg reagierten junge Künstler gegen veraltete europäische Kunst-vorstellungen. Sie sprachen sich für eine Malerei aus, deren Geist eindeutig kanadisch sein sollte. So schloss sich eine Gruppe junger Maler aus Toronto mit dem Ziel zusammen, die Schönheit der kanadischen Landschaft auf Leinwand festzuhalten. Ihre erste Ausstellung fand im Jahr 1920 statt. Die Zahl Sieben bezieht sich auf die Gründungsmitglieder Franklin Carmichael, Lawren Harris, Alexander Y. Jackson, Frank Johnston, Arthur Lismer, James E. MacDonald und Frederick Varley. Weitere, mit der Gruppe verbundene kanadische Künstler waren Emily Carr, Tom Thomson und Stuart McCormick.
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.
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