Kuriose Henley-on-Todd Regatta in Alice Springs: Bootsrennen auf dem Trockenen

Bei der Henley-on-Todd Regatta werden die Boote – wie hier beim Achterrennen – mangels Wasser getragen. (Foto Henley-on-Todd Inc.)

Eine nicht gerade üppig bewachsene Halbwüstenvegetation mit Mulgasträuchern, Spinifexgras und rotem Sand, durch die Wallabies hüpfen, Rudel von Dingos ziehen und Dromedare gemütlich schreiten, bestimmt weite Teile des Landschaftsbildes. Ebenso wie das beeindruckende Gebirge der nahegelegenen Macdonnell Ranges, die als eine der ältesten Gebirgsketten der Welt, auf einer Länge von 320 Kilometern und Höhen bis zu 1500 Metern mit gewaltigen Schluchten, Billabongs und Ghost Gum Trees aufwarten. Das Herzstück Australiens, das Red Centre, scheint schier endlose Ausmaße zu haben – und mitten drin liegt Alice Springs, die einzige größere Stadt im Outback.

Die 28.000-Seelen-Gemeinde gilt als geographischer Mittelpunkt des fünften Kontinents, liegt rund 1.860 Kilometer von Melbourne, 1.975 Kilometer von Perth und 2.030 Kilometer von Sydney entfernt. Lange war das Städtchen am River Todd als staubiges, fliegenverseuchtes Wüstennest verschrieen. Denn genau dieses Bild hatte der englische Schriftsteller Nevil Shute in seinem 1950 verfilmten Roman „A town like Alice“ gezeichnet.

Verrücktes Sport-Spektakel

Die stolkzen Schlachtschiffe werden von den Teilnehmern selbst entworfen und gebaut. (Foto Henley-on-Todd Inc.)

Wie überall in Australien erfreut sich auch in Alice Springs insbesondere der Wassersport großer Beleibtheit. Wäre da nicht die Kleinigekeit, dass es inmitten des Outbacks eben an diesem Wasser chronisch mangelt. Und so haben die Bewohner von „Alice“ aus der Not eine Tugend gemacht und eines der ungewöhnlichsten Bootsrennen der Welt aus der Taufe gehoben: Seit 1962 findet hier nämlich alljährlich am dritten Samstag im August die Henley-on-Todd-Regatta im ausgetrockneten Flussbett des Todd Rivers statt – so auch am 18. August 2018.

Alice Springs gilt als der Mittelpunkt des Fünften Kontinents. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Die Teilnehmer starten in verschiedenen Bootsklassen, unter anderem im Acxhter, in Maxi- und Mini-Yachten und Oxford Tubs. Die Boote sind dabeiselbstgebaut. Und zwar ohne Boden, da es kein Wasser gibt und die Teams sie tragen. So laufen sie bei der Regatta um die Wette oder bewegen sich vorwärts, in dem sie mit Schaufeln im Sand „paddeln“. Besonderes Highlight ist neben der Parade das Battle of the Boats. Die Teams treten dabei in selbstgebauten Piratenschiffen auf Allradfahrzeugen gegeneinander an und „bekämpfen“ die Gegner mit Wasserschläuchen und Mehlbomben. Der Sieger des Battles wird anhand der Beifall-Lautstärke des Publikums bestimmt, das bei dieser Veranstaltung keinesfalls trocken bleibt.

Einzige trockene Regatta der Welt

Das Herz des Outbacks verdankt seiner Existenz dem Bau der Telegraphenleitung, die 1871 zwischen Adelaide und Darwin angelegt wurde. (Foto Karsten-Thilo Raab

Die Henley-on-Todd-Regatta ist die einzige trockene Regatta der Welt – und entsprechend auch die einzige, die schon einmal wegen Wasser abgesagt werden musste. Der Grund: durch verhältnismäßig viel Regen führte der Todd River 1993 völlig unerwartet wieder Wasser. Weitere Informationen unter http://henleyontodd.com.au und unter www.tourism.australia.com.

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