Kassandra – wo man im Herbst noch baden kann

Die wohligen Luft- und Wassertemperaturen garantieren auf Kassandra Badespaß bis in den Herbst hinein. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Die wohligen Luft- und Wassertemperaturen garantieren auf Kassandra und speziell am Simantro Beach  Badespaß bis in den Herbst hinein. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

So langsam gehen einem die Wünsche aus. Schon wieder eine. Und noch eine. Am nächtlichen Himmel über der Halbinsel Kassandra, dem westlichsten der drei Finger im griechischen Chalkidiki, scheinen die Sternschnuppen einen Vorbeisause-Wettbewerb abzuhalten. Begleitet wird ihr Schauspiel vom leisen Rauschelied des Ägäischen Meeres und dem Zirpen der Grillen und Zikaden. Ein herrliches Pinien-Aroma liegt in der Luft. Nachdem die Sonne im Meer versunken ist, wird es nicht nur für Frostbeulen und Friesepitter langsam Zeit, einen Pullover überzustreifen. Mit dem obligatorischen Ouzo lässt sich der Moment noch einen wenig hinaus zögern. Zu dem populären Anisschnaps wird ein vermeintlicher Gruß aus der Heimat in der Maistrali Strandbar am Simantro Beach gereicht: „Berlin“ heißt das Bier, dessen deutscher Name vermutlich ein wenig nach Reinheitsgebot klingen soll. 

Kilometerland und abschnittsweise fast menschenleer: Der Simantro Beach. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Kilometerlang und abschnittsweise fast menschenleer: Der Simantro Beach. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Während der eine oder andere Deutsche durchaus gewillt scheint, dem Klischee von weißen Tennissocken in Sandalen gerecht zu werden, scheint das Gros der Gäste aus Bulgarien und Rumänien jenseits des Halskettenäquators zu wohnen. Denn kaum ein „Bulmäne“, der nicht mit Geschmeide um den Hals am Strand flaniert. Zudem scheinen viele Gäste aus dem Osten Europas unter nachlassendem Hörvermögen zu leiden. Was vielleicht erklärt, warum ihre Unterhaltungen nicht selten eher an einen Wettbewerb der Marktschreier erinnern.

Und obschon keine drangvolle Enge am Strand herrscht, setzt das allmorgendliche Handtuchrennen gen Strand ein. Beim Gros der Gäste scheint das Bedürfnis, den bestmöglichen Platz am Strand noch vor dem Frühstück zu reservieren, genetisch veranlagt. Zudem scheinen alle dem ostfriesischen Busfahrphänomen zu unterliegen. Denn alle wollen neben dem Fahrer sitzen – soll heißen: alle wollen eine Liege direkt am Wasser ergattern.
Dabei ist das Wasser am Simantro Beach so nahe und doch so fern. Erweist sich der prächtige Sandstrand doch als idealer Badeplatz für kleine Kinder. Fast 80, vielleicht 90 Meter vom Strand reicht das noch immer mit Temperaturen um die 22 Grad Celsius wohlig warme Wasser allenfalls bis zum Knie oder Oberschenkel.

In der abendlichen Sonne über der Ägäis lässt sich bei klarer Sicht sogar der Olymp erkennen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
In der abendlichen Sonne über der Ägäis lässt sich bei klarer Sicht sogar der Olymp erkennen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Neugierig umschwärmen ein paar kleine Fische die menschlichen Stelzen, die auf dem weichen Sandboden mal langsam vorwärts waten, mal hüpfen und springen. Ein Bulgare versucht derweil sein drei-, vielleicht vierjähriges Kind mit einer speziellen Methode an das Wasser zu gewöhnen. Er umfasst den Kopf des Kindes mit der einen Hand, hält ihm die Nase mit der anderen Hand zu und drückt den Kopf seines Stammhalters kurz unter Wasser. Das Kind selber scheint wenig Gefallen an dieser Form der Wassergewöhnung zu finden und schaltet eine Schreisirene ein, die den Polizeiautos in amerikanischen Serien durchaus Konkurrenz machen könnte.

Die fast konstanten Lufttemperaturen zwischen 22 und 24 Grad Celsius haben den Nachteil, dass so selbst im Spätsommer und Frühherbst die Grausamkeiten der Natur in Form einiger menschlicher Körper schonungslos offen gelegt werden. Was irgendwie unmenschlich ist. Die Zahl der unangemeldeten Massendemonstrationen auf zwei Beinen ist erschreckend. Dagegen wirkt der Hamburger und Cola gestärkte Amerikaner fast wie ein Biafrakind.

Die meist tief stehende Sonne verleiht der Ägäis im Herbst ein magisches Funkeln. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Die meist tief stehende Sonne verleiht der Ägäis im Herbst ein magisches Funkeln. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Erschreckend hoch ist auch die Zahl der Tätowierungen. Besonders Frauen scheinen sich für die mit feinen Nadeln gestochenen Hautbilder zu begeistern, was aber nicht unbedingt heißt, dass die Tätowierungen auch hübsch anzusehen sind.Dafür weiß die tief stehende Sonne das Auge zu erfreuen. Sie lässt die Wellenkämme funkeln wie Juwelen, während hier und da kleine Schwärme mit Fliegenden Fischen für einen ungewohnten Anblick sorgen. 

Kulinarisch entpuppt sich Kassandra als ein Melonen- und Tomatenwunderland, in dem wahre Geschmacksexplosionen vorprogrammiert sind. Unter griechischer Sonne gereift, entfalten die Wassermelonen und kräftig roten Riesentomaten ein ganz anderes Aroma als das in Gewächshäusern gezüchtete Obst und Nachtschattengewächs, das in unseren Supermärkten feilgeboten wird.

Die Vorbereitung der exzellenten Lammgerichte mit Bohnen und Okraschoten sowie der Schafskäse-Varianten lässt sich bei ausgedehnten Wanderungen zwischen Simantro Beach und dem 4,5 Kilometer entfernten Sani Beach live erleben. Fast täglich ziehen Schäfer mit Hunderten blökender Wollknäuel und Ziegen durch die Wiesengebiete. Frische Gras und jede Menge Bewegung dienen hier als natürliche Geschmacksverstärker.

Wem das Meer zu kalt ist, der kann in einen der drei großen Pools des Calimera Clubs hüpfen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Wem das Meer zu kalt ist, der kann in einen der drei großen Pools des Calimera Clubs hüpfen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Sogar die Mücken scheinen ihren sonst so gefürchteten Blutrausch in der Hochsaison bereits weitgehend ausgelebt zu haben. Nur noch äußerst selten bitten sie auf ihre ureigene, irgendwie bestechende Art um Blutspenden. Selbst nachts umschwirren sie nur selten mit ihrem unangenehmen Surren das Bettlager.

Nur eines findet sich nur in den vielen abgelegenen Buchten auf Kassandra: absolute Ruhe. An allen anderen Stränden gilt: Irgendwo schreit immer ein Kind. Denn der Spätsommer ist auch die Zeit, wenn Familien mit kleinen Stammhaltern günstig urlauben können. Was sie naturgemäß weidlich ausnutzen.

Informationen: Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, Neue Mainzer Straße 22, 60311 Frankfurt/Main, Telefon 069-236561, Fax 069-236576, info@gzf-eot.de, www.gnto.gr

Optisch erinnert der Club Calimera am Simantro Beach an ein altes griechisches Kloster. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Optisch erinnert der Club Calimera am Simantro Beach an ein altes griechisches Kloster. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Lage: Chalkidiki ist eine Halbinsel im Norden Griechenlands und ragt in drei fingerartigen Landzungen ins Ägäische Meer hinein. Die westlichste der drei Halbinsel ist: Kassandra. Simantro Beach liegt etwa 85 Kilometer südöstlich von Thessaloniki, zehn Kilometer von Kassandria und 8,5 Kilometer von Néa Fokéa.

Anreise: Von nahezu allen größeren deutschen Flughäfen bietet Air Berlin Direktflüge nach Thessaloniki an.

Einreise: Für die Einreise genügt ein gültiger Personalausweis.

Währung: Zahlungsmittel ist der Euro.

Stimmungsvoll mutet der Simantro Beach in den Abendstunden an. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Stimmungsvoll mutet der Simantro Beach in den Abendstunden an. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Zeit: Der Zeitunterschied von Griechenland zu Deutschland beträgt ganzjährig plus eine Stunde.

Klima: Im September und Ende Oktober liegen die Temperaturen im Mittel zwischen 24 und 18 Grad Celsius, die Wassertemperatur liegt im Mittel zwischen 23 und 20 Grad Celsius.

Übernachten: Calimera Club Hotel, Simantro Beach, Sani/Kassandra, 63077 Chalkidiki, Griechenland, Telefon 0030-23740-31302, info@simantrobeach.gr, www.simantrobeach.gr. Das Vier-Sterne-Haus am Simantro Beach ist bis zum 26. Oktober geöffnet und bietet neben einem umfangreichen Animationsprogramm dreimal wöchentlich Shows und Aufführungen zur abendlichen Unterhaltung an.

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