Auch auf Jamaika steht Weihnachten vor der Tür: Selbst unter karibischer Sonne findet man geschmückte Weihnachtsbäume – und gelegentlich zeigt sich sogar der Weihnachtsmann. Gerade auf Jamaika ist man allerdings auf eigene Traditionen stolz, die es in anderen Teilen der Welt nicht in dieser Form gibt.
Bereits Anfang Dezember kündigt auf Jamaika eine kühle Luftströmung, der „Christmas Breeze“ an, dass die festlichen Tage bevorstehen. In dieser Zeit trägt das Zuckerrohr seine Samenstände, der Weihnachtsstern blüht in rot und weiß und auch die Früchte der Roselle („Jamaica Sorrel“) sind reif für die Ernte. Die rote Frucht dieser Pflanze ist die Grundlage für ein süßliches Getränk, welches mit Ingwer, Nelken, Jamaikapfeffer und weißem Rum verfeinert wird. Weihnachten ohne „Sorrel“? Auf Jamaika undenkbar!
Suppe mit Weihnachtsschinken
Auch Gungo-Bohnen werden zur Weihnachtszeit geerntet. Diese bilden die Grundzutat für „rice and peas“, ein Gericht, welches zusammen mit dem Knochen des Weihnachtsschinkens zu einer schmackhaften Suppe verarbeitet werden kann. Eine weitere Delikatesse ist eine süße Yamsknolle namens „Yampi“. Zum Weihnachtsdinner gehören außerdem Schinken, genauso wie Fleisch von Rind, Ziege, Truthahn oder Huhn. Nicht fehlen darf der „Christmas Cake“ oder „Christmas Pudding“ mit Früchten, welche vorher monatelang in Rum oder Portwein eingelegt waren. Selbst der fertige Kuchen wird noch einmal mit Wein oder Rum übergossen und ist ungekühlt mehrere Wochen haltbar.
Weihnachtskirmes mit Partystimmung
Zu den spektakulärsten Weihnachtsfeierlichkeiten auf Jamaika gehörten einst der „Grand Market“ und „Jonkonnu“. „Grand Market“ war eine Art Kirmes mit bunten Märkten und Unterhaltung in den Zentren der größeren Städte. Er begann an Heiligabend und ging bis in die frühen Morgenstunden des ersten Weihnachtstages. Lange Zeit war der „Grand Market“ durch Einflüsse der Moderne verdrängt worden, erlebt aber in den letzten Jahren ein Revival. Weihnachten wurde auf Jamaika schon vor den Zeiten der Sklavenbefreiung intensiv gefeiert. Schließlich bedeutete diese Zeit für alle Jamaikaner, ob frei oder unfrei, die längste Zeit des Jahres, in welcher nicht gearbeitet werden musste.
Kostümierte Musikgruppen
Ab dem ersten Weihnachtstag herrschte Karnevalsatmosphäre in den Städten. Zu diesem Anlass trugen die Sklaven ihre feinste Kleidung und ihren besten Schmuck – oder sie verkleideten sich als Jonkonnu: Dabei handelte es sich um kostümierte Musikgruppen mit einer bunten Mischung aus traditionellen und modernen Charakteren. Zu den wichtigsten Figuren gehörten der Kuhkopf und der Pferdekopf, der König und die Königin, der Teufel, die „Belly Woman“ mit einem übertrieben dargestellten Baby-Bauch oder auch ein falscher Polizist, welcher die kunterbunte Menge in Schach hielt. Wie auch der Grand Market war die Tradition des Jonkonnu zeitweise fast ausgestorben, wurde aber mittlerweile wiederbelebt.
Ein bißchen wie in Europa…
In vielen Familien auf Jamaika wird Weihnachten allerdings heute ähnlich wie in Europa und in Amerika gefeiert. Am ersten Weihnachtstag geht man morgens in den Weihnachtsgottesdienst, man singt Lieder, tauscht Geschenke aus, isst zusammen oder man geht auf Weihnachtspartys. Zwischen Weihnachten und Neujahr sind viele Gebäude, besonders in den Städten, mit Lichtern und Weihnachtsbäumen geschmückt. Manches ist also fast wie bei uns – vieles aber dennoch typisch jamaikanisch! Weitere Informationen unter www.visitjamaica.com.
Mortimer
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