Über Hunderte von Jahren haben Irlands Leuchttürme die Geschicke der Seefahrer vor der am weitesten vorgelagerten Küste Europas gelenkt. Sie stehen häufig an den schönsten und wildesten Stellen in der Natur. Manche werfen ihr Feuer sogar von Inseln im Meer hinaus über die See. Und viele erzählen Geschichten von der Rettung schiffbrüchiger Seelen oder ihrem Untergang. Vom Land aus gesehen wecken sie Fernweh, vom Meer aus stehen sie bis heute für unverbrüchlich dick gemauerte Sicherheit und werden mit ihrem unermüdlichen Lichterschein in schwarzer Nacht noch immer zur einzigen Landmarke.
Zwölf dieser unverrückbaren legendären Bauwerke stellen heute unter dem Siegel der Great Irish Lighthouses ein beachtliches maritimes Kulturerbe der Grünen Insel dar. Und wenn auch die Legende von einsam und gefahrvoll lebenden Leuchtturmwärtern in Zeiten des GPS und durch die fernbediente Automatisierung der Big Lamps passé ist, haben ihre Häuser nur wenig von ihrem Mythos verloren.
Vom Leuchtturm zur Übernachtungsstätte
Bei acht irischen Leuchttürmen, von der Westküste am Wild Atlantic Way über die nordirische Causeway Coastal Route bis in den tiefen Inselsüden, sind die einstigen Wärterhäuser zu teilweise luxuriös restaurierten Gästehäusern geworden und bieten an der Kante zwischen Meer, Himmel und windgeeichter Natur ultimative Aussichten und Wohngefühle.
Nicht als Feriendomizil aber als High-Light eines Ausflugs an der Südostküste gilt ungekrönt der King der Leuchttürme Hook Lighthouse auf der Halbinsel Hook Head in County Wexford. Dies allein weil der schwarz-weiß gestreifte Koloss mit seinen 800 Jahren zu den ältesten Leuchtfeuern der Welt zählt. Am Hook Point wurde 801 von Mönchen eine Niederlassung in Stein gehauen, die schon im 13. Jahrhundert als Leuchtturm genutzt war.
Das Licht der heutigen großen Linse ist 23 Seemeilen (42,6 Kilometer) weit zu sehen – ein weißer Lichtblitz alle drei Sekunden. Dem Leben im Leuchtturm kommt man im Besucherzentrum mit einer Führung fühlbar nahe und von einem stilgerecht eingerichteten Café hat man die tollsten Aussichten über schwarze Klippen, grünschimmernde Buchten und den weiß schäumenden Atlantik.
Ein weniger prominenter unter den sehr alten Lighthouses steht auf der puristisch schönen kleinen Insel Arranmore vor der Westküste des County Donegal. Arranmore Lighthouse ist an der Stelle des ersten Leuchtturms von 1789 im Jahr 1859 neu erbaut worden und trotz enorm dickem Gemäuer eine eher filigrane Erscheinung hoch über windumtosten Klippen. Als Wächter war er für alle Transatlantikliner die lebenswichtige erste Landmarke Europas. Heute können ihn bis zu sechs Personen in den geräumigen aber einfach eingerichteten Zimmern des Lightkeeper von einst bewohnen.
Die kleine Arranmore-Fähre setzt vom Hafen Burtonport in County Donegal flott durch einen von pittoresken Felsen gesäumten Meeresarm hinüber auf das Inselchen, das wie aus der Zeit gerutscht scheint. Alleine diese Überfahrt ist Legende wie auch das Hafenrestaurant The Lobster Pot. Zum Glück gibt es mehrere Fährfahrten bis in den Abend hinein (ruhige See vorausgesetzt), um die Insel-Solitude zum Dinner im Dorado des Seafood zu unterbrechen. Das verrückteste Licht, die traumhaftesten Wolkenspiele, das feucht schönste Wetter sind an diesem kleinen Ende der Welt ständige Begleiter. Noch nasser kann es nur bei einer Bootsfahrt zum einsamsten Leuchtturm Irlands werden.
Fastnet Lighthouse steht auf der bizarren Felseninsel Fastnet Rock am südlichsten Punkt vor Irlands Küste und ist mit 54 Metern der höchste Irlands. Diese Superlative toppen nur noch tosende Wogen, die bis hinauf zum Turmhaus schlagen. Der Fastnet Rock wird auch als Ireland‘s Teardrop bezeichnet, da die meisten Schiffe mit irischen Auswanderern nach Amerika an ihm vorbei segelten. Das letzte Stück Heimat, an dem so viele Tränen vergossen wurden, markiert jetzt auch den Fixpunkt jenseits des Anfangs- oder Endpunktes des Wild Atlantic Way an der Westküste. Fastnets Signatur: Weißes Leuchten alle fünf Sekunden.
Buchtipps: Ulrike Katrin Peters & Karsten-Thilo Raab: Nordirland Reisehandbuch, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-00-0, bestellen
Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Iren, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-804-5. Das Buch ist im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag erhältlich.
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