Im Rausch des Flusses – die Breitachklamm

Selbst bei Niedrigwasser weiß die Breitachklamm zu begeistern. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Selbst bei Niedrigwasser weiß die Breitachklamm zu begeistern. (Foto Karsten-Thilo Raab)

In diesem Teil des Allgäus findet sich jede Menge. Und dies im dreifachen Sinne. Jede Menge Wasser, jede Menge Steine und jede Menge Menschen. Dazu diese Enge. Hoch aufragende Steine und Felsen werden von einer engen sowie tiefen und langen Schlucht, durch die das tosende Wasser der Breitach rauscht, durchzogen.

Einige Meter oberhalb des reißenden Wildflusses befindet sich ein Laufsteg. Nicht für Models, sondern für alle, die das Naturschauspiel aus nächster Nähe in Augenschein nehmen wollen. Dabei gibt es, nüchtern betrachtet, nicht viel zu sehen. Nur Schaumkronen, Wasser, das mit enormer Geschwindigkeit talwärts strömt und dabei enorme Kräfte entwickelt. Hinzu kommen wechselnde Lichteinfälle hinter jeder noch so kleinen Biegung der Schlucht. Aber gerade das ist es, was die Faszination für die Breitachklamm ausmacht.

Die Wassermassen haben im Laufe der Jahrtausende ein beeindruckendes Felsental geschaffen. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Die Wassermassen haben im Laufe der Jahrtausende ein beeindruckendes Felsental geschaffen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Tiefste Schlucht in Mitteleuropa

Dabei kann sich das Naturschauspiel am Ausgang des Kleinwalsertals bei Tiefenbach, einem Ortsteil der Gemeinde Oberstdorf, gleich mit mehreren Superlativen schmücken. Sie ist die tiefste Klamm der Bayerischen Alpen und die tiefste Felsenschlucht in Mitteleuropa. Das Wasser stürzt sich hier donnernd über hohe Felsbänke, gurgelt in tiefen Gumpen und versprüht sich in feinste Tröpfchen, die im Sonnenlicht funkeln.

Die Kühle des wilden Wassers lässt eine Tour entlang der Klamm selbst an heißen Tagen zu einem erfrischenden Erlebnis werden. Hitzig wird es nur, wenn sich für den einen oder anderen die bisweilen große Schar an Naturfreunden nicht schnell genug vorwärts bewegt. Die in den Fels gehauenen Wanderwege sind zwar gut gesichert, aber nicht sonderlich breit, so dass hier und da etwas Geduld gefragt ist. Und wer etwas die Durchschnittsgröße übertrifft, muss des Öfteren den Kopf beim Gang unter den Felsüberhängen einziehen.

Ganzjährig begehbares Naturschauspiel

Ein Steg macht die Klamm komplett begehbar. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Ein Steg macht die Klamm komplett begehbar. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Wobei der Wasserstand jahreszeitlich bedingt stark schwankt. Während es an heißen Sommertagen schon mal eher geringe Wassermassen sind, die durch die bis zu 100 Meter hohen Felsen sausen, kann das rauschende Wasser insbesondere nach starken Regenfällen oder der Schneeschmelze schon bedrohliche Ausmaße annehmen. Im Winter verwandeln zudem meterhohe Eisvohänge und schneebedeckte Felsen die Breitachklamm in ein fast schon märchenhaftes Winterwunderland.

Gerne reißt die Breitach auf ihrem Weg auch Geröll und Baumteil mit. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Gerne reißt die Breitach auf ihrem Weg auch Geröll und Baumteil mit. (Foto Karsten-Thilo Raab)

So oder so ist es überaus faszinierend zu sehen, wie die Wassermassen der Breitach, einem der drei Quellflüsse der Iller, seit der letzten Eiszeit eine rund zwei Kilometer lange Schlucht in die Felsen hineingewaschen haben. Fraglos ein Naturspektakel erster Güte. Glatt geschliffene Steine und Felsen zeugen dabei von der Urgewalt des reißenden Flusses, aber auch die zahllosen Mulden und Abbruchstellen. Hier und da funkeln Wassertropfen in der Sonne. Und im Schutz jener düsteren Klammwände, die nur selten von Sonnenstrahlen erleuchtet werden, gedeihen Moose und Farne.

Ein Pfarrer mit Weitblick

Auf Initiative von Pfarrer Johann Schiebel begann übrigens bereits im Jahre 1905 die touristische Erschließung der Klamm. Mit Hilfe von Spendengeldern wurde der Weg durch die Schlucht mit Stegen, Brücken und Geländer angelegt, um das Areal auch für eine breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und Scheibel hatte den richtigen Riecher. Denn bis heute stimmen die Naturfreunde eindrucksvoll mit den Füßen ab. Schließlich machen sie jährlich rund 300.000 Männer, Frauen und Kinder auf den Weg durch die Klamm. Ein Menschenstrom, der genau wie die Wassermassen der Breitach nicht zu verebben scheint.

Wissenswertes zum Besuch der Breitachklamm

Am Ende der Klamm wird die Breitach wieder zu einem idyllischen Gebirgsfluss. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Am Ende der Klamm wird die Breitach wieder zu einem idyllischen Gebirgsfluss. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Informationen: Breitachklammverein eG, Klammstraße 47, 87561 Tiefenbach, Telefon 08322-987670, info@breitachklamm.com, www.breitachklamm.com

Allgemeines: Der Weg hin und zurück durch die Klamm ist etwa 2,2 Kilometer lang und leicht zu begehen.

Eintritt: Erwachsene 4 Euro, Kinder 1,50 Euro

Öffnungszeiten: Täglich von 9 bis 18 Uhr (im Winter bis 17 Uhr) geöffnet, letzter Einlass ist um 17 Uhr (im Winter um 16 Uhr).

Tipp: Da der Parkplatz am Haupteingang in Tiefenbach zu Stoßzeiten schnell mal überfüllt ist, empfiehlt sich als Alternative die Anfahrt über Walserschanz. Diese ist von Oberstdorf aus über die Bundesstraße B19 Richtung Österreich (Kleinwalsertal) bequem zu erreichen.

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