Hosentaschenmuseum in Basel – Kulturgenuss auf einem Quadratmeter

Kuratorin und Betreiberin in Personalunion: Dagmar Vergeat vor dem Hoosesaggmuseum in Basel. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Kuratorin und Betreiberin in Personalunion: Dagmar Vergeat vor dem Hoosesaggmuseum in Basel. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Es gibt wohl kaum etwas, was hinter dem gerade einmal 50 mal 50 Zentimeter großen Fenster noch nicht in irgendeiner Form zu sehen war. Teesiebe und Gummibälle, Quietsch-Entchen, Kämme und Minibücher, aber auch Stopfkugeln, Flaschenöffner, Modellautos und Elefanten. Wertvolles und weniger Wertvolles, Kitschiges und Kunstvolles. Keine Frage, das Hoosesaggmuseum (Hosentaschenmuseum) in Basel darf sich rühmen, unter den kleinsten Museen eines der größten zu sein.

Hochwahrscheinlich ist es sogar das kleinste der Welt, auf jeden Fall aber eines der Ungewöhnlichsten. Denn das Hosentaschenmuseum in der Schweizer Kulturmetropole kostet keinen Eintritt, kann aber auch nicht betreten werden.

Im Hoosesaggmuseum wird alles gezeigt, was hinter der kleinen Scheibe Platz findet. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Im Hosentaschenmuseum wird alles gezeigt, was hinter der kleinen Scheibe Platz findet. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Dafür kann ein jeder im Vorbeigehen oder während einer kleinen Verweilpause im Imbergässlein in der Basler Altstadt einen Blick auf die wechselnden Ausstellungen in dem ungewöhnlichen Fenster der Haustür werfen. Und das Beste: Ein jeder kann entgeltfrei seine eigene kleine Sammlung dort für sechs Wochen zeigen.

Dabei verdankt das Hoosesaggmuseum seine Existenz vornehmlich der Neugier der Passanten und Touristen. Denn das historische Haus im Imbergässlein liegt auf der Route vieler Stadttouren durch die Altstadt. Doch die meisten Leute fanden wenig Interesse an dem historischen Gemäuer aus dem Jahre 1345 und dem Heiligen Christoffel mit dem Jesuskindlein an der Fassade. Stattdessen drückten sie sich die Nase an der Scheibe platt, um einen Blick ins Innere des sechsstöckigen Hauses zu werfen.

„Wir fanden dies auf Dauer irgendwie nervig und hatten erst überlegt, die Fenster mit dicken Vorhängen zu barrikadieren“, erinnern sich die „Museumbetreiber“ Dagmar und Matthias Vergeat an die Anfänge des Museums in den 1990er Jahren. Damals machte das bei der Basler Fastnacht aktive Ehepaar aus der Not eine Tugend und eröffnete einen Fensterladen. Doch die feilgeboten Erfrischungen und Süßigkeiten erwiesen sich als Ladenhüter.

Das Imberggässlein in der Baseler Altstadt wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar. Kaum einer dürfte hier das Museumshighlight vermuten. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Das Imberggässlein in der Baseler Altstadt wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar. Kaum einer dürfte hier das Museumshighlight vermuten. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Kurzum disponierten die Vergeats 1995 um, dekorierten das ein Quadratmeter große Fenster mit ihren privaten kleinen Sammlungen. Und davon haben die Vergeats viele. Denn sie sind echte Sammler, haben unzählige kleine Figuren und Spielzeuge in ihrem Besitz.

Zur Fasnacht werden die typischen Masken im Miniaturformat ausgestellt. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Zur Fasnacht werden die typischen Masken im Miniaturformat ausgestellt. (Foto Karsten-Thilo Raab)

„In diesem Haus muss alles klein sein“, flachsen die beiden mit Blick auf die vielen kleinen Hingucker auf allen sechs Etagen, die dem mehr als 650 Jahre alten Haus einen gewissen Museumscharakter verleihen. Kaum waren die ersten Gegenstände im Fenster zu sehen, gab es auch schon die ersten Anfragen von anderen Sammlern, ob sie ihre kleinen Schätze dort auch mal zur Schau stellen dürften.

„Wir haben nie Reklame für unser Museum gemacht. Im Gegenteil, es ist ein wahrer Selbstläufer“, freuen sich die 50-jährige Dagmar Vergeat und ihr zwei Jahre jüngerer Mann über den ständig wachsenden Zuspruch von potentiellen Ausstellern. Anmeldungen werden per Email oder – wie ein Schild an der Tür verrät – direkt per „Gloggezug” entgegen genommen.

Auch an die regelmäßigen Menschentrauben vor ihrer Haustür haben sich längst gewöhnt. Und ab und zu haben nun auch einige Passanten einen Blick für die Fassade mit dem Heiligen Christoffel und dem Jesuskindlein übrig…

Informationen: Hoosesaggmuseum, Dagmar Vergeat, Imbergässlein 31, 4051 Basel, Schweiz, Telefon 0041-(0)61-2610011, www.hoosesaggmuseum.ch


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