Wenn Flughafen-Horror einen Namen verdient, dann Heraklion. Oder besser gesagt, der dortige Nikos Kazantzakis International Airport. Der 1937 fertig gestellte Flughafen, der als wichtigste touristische Drehscheibe der griechischen Mittelmeerinsel Kreta gilt, ist in jeglicher Hinsicht eine absolute Katastrophe. Und dies, obschon der nach dem Schriftsteller und Philosophen Nikos Kazantzakis benannte Flughafen gemessen am Passagieraufkommen nach Athen der zweitgrößte Flughafen des Landes ist.
Jede Segelflugwiese ist besser ausgestattet. Das Terminalgebäude aus den 1980er Jahren ist viel zu klein. Beim Check-in reichen die Schlangen nicht selten bis auf den Parkplatz. Natürlich ist die Abflughalle auch eng, niedrig und schlecht klimatisiert. Dies dient aber vermutlich nur der Einstimmig auf den, gemessen an der Zahl der Flüge winzigen und völlig überhitzen Abflugbereich. Nur den Glücklichen gelingt es hier, einen Sitzplatz zu ergattern.
Laut pfeifende Massage-Sessel
Für eine permanente Geräuschkulisse sorgen die kostenpflichtigen Massage-Sessel, die sofort in hohen Frequenzen zu pfeifen beginnen, wenn sich einer der verzweifelt Sitzplatz-Suchenden dort für ein paar Sekunden niederlässt, ohne zu bezahlen.
Die Anzeigetafel für Gates und Flüge verdient ihre Bezeichnung nicht. Unübersichtlicher geht es kaum. Der Bildschirm ist kaum größer als der eines Standardlaptops, dafür ist die Schrift schön klein gehalten. Zudem passen die Informationen nur zum Teil auf den Bildschirm. Der Rest ist lustiges raten. Selbstredend ist der Bildschirm auch nicht zentral und gut einsehbar angebracht. Entlegen in der Ecke an einem Ende des Wartebereichs ist er so auch nicht all zu vielen Blicken ausgesetzt. Schließlich ist so ein Bildschirm ja auch empfindlich und möchte nicht ständig begafft werden.
Versteckspiel mit der winzigen Anzeigetafel
Wer das Pech hat, während der Wartezeit dem Ruf der Natur folgen zu müssen, sollte ganz stark sein. Und am besten über eine Nasenklammer verfügen. Siffiger und stinkiger geht es kaum. Die Innenseite des Urinals ist tief gelb wie die Fingerkuppen eines Kettenrauchers. Die Waschbecken sind auch kein Platz der Reinigung, sondern ein riesiger, dreckiger Bazillenherd.
Die zwei Kioske bieten Getränke und qualitativ überaus miese, überwiegend fettige Speisen zu Wucherpreisen an. Aber wenigstens diesbezüglich muss Heraklion den Vergleich mit anderen internationalen Flughäfen nicht scheuen.
Wer mit der Außenwelt kommunizieren oder mit dem Smartphone oder Tablet online gehen möchte, hofft zumeist vergeblich auf die als kostenfrei ausgewiesene WLAN-Verbindung. Denn der Server des Flughafens scheint maximal auf die Kapazität einer Gartenhütte ausgelegt. Dafür erklingen im Minutentakt hektische Ansagen, die dank der schlechten Lautsprechersysteme von niemanden verstanden werden können. Wozu auch? Irgendwie spricht sich schon herum, wann der Flieger geht.
Und nicht wenige schwören sich beim Abflug, nicht mehr hierher zurückzukehren, auch wenn Kreta eigentlich wunderschön ist…
Informationen: www.heraklion-airport.info
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.