Finnische Küche: Köstliches Geheimnis im Norden

Besonders bekannt sind die finnischen Wälder für ihre Vielfalt an schmackhaften beeren. – Foto Riitta Weijola Vastavalo

Finnland gilt seit langem als soetwas wie das bestgehütete Geheimnis im Norden. Inzwischen macht sich das Land der tausend Seen aber einen Namen als neue Food-Hauptstadt in Europa. Gelegen zwischen Ost und West, mit vier stark gegensätzlichen Jahreszeiten und mit der Verbundenheit zu den eigenen Wurzeln sowie einer kreativen Denkweise, beinhaltet die neue nordische Küche all das, was die finnische Natur zu bieten hat: Waldbeeren und Kräuter, Pilze und Fisch – kombiniert mit alten traditionellen Konservierungsmethoden wie der Fermentierung.

Finnland ist ein kreatives und unterhaltsames Ziel für Feinschmecker und wie jede der vier Jahreszeiten, haben auch die einzelnen Landesteile, von Helsinki über Küste und Schären, vom Seengebiet bis nach Lappland, ihren eigenen Charme und ihre eigenen Spezialitäten – von der Natur auf den Teller.

Den Zutaten der Natur treu

Das Jedermannrecht gestattet in Finnland allen, Beeren in freier Natur zu sammeln. - Foto Harri Tarvainen_North Karelia
Das Jedermannrecht gestattet in Finnland allen, Beeren in freier Natur zu sammeln. – Foto Harri Tarvainen_North Karelia

Die Küstenhauptstadt Helsinki ist der Ort, von dem aus neue Food-Trends den Weg nach ganz Finnland finden. Junge kreative Köche tragen dazu bei, eine neue nordische Küchenphilosophie zu schaffen, die den Zutaten der Natur treu bleibt. Sie erhalten Michelin-Sterne, indem sie wilde Lebensmittel, Zero Waste-Denken und traditionelle Konservierungsmethoden wie Fermentierung – diese diente in früheren Jahren dazu, die Lebensmittel in rauen Wintermonaten frisch zu halten – miteinander kombinieren.

Als Heimat des international bekannten Foodfestivals Restaurant Day und mit einer neuen Generation von Wild Food-, Zero Waste-, und Sternerestaurants ist Helsinki ein Muss für einen aufregenden Wochenendausflug. Zu den kulinarischen Highlights gehören das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant Olo, das Restaurant Nolla, welches alle Bioabfälle in der eigenen Küche kompostiert, das Ultima, das viele der verwendeten Zutaten selbst im Restaurant anbaut und das Grön, wo saisonale, biologische und auch vegane Gerichte serviert werden.

Superfoods sammeln in den Nationalparks

Im Land der Tausend Seen gehört fangfrischer Fisch zwingend auf die Speisekarte. – Foto Elina Manninen/Keksit

Finnland ist ein Land mit endlosen Wäldern und 180.000 Seen. Bekannt für die Reinheit und Frische der Luft und des Wassers, ist die finnische Natur eine der saubersten und unverfälschtesten der Welt. Schon gewusst? Das Wasser ist so sauber, dass es aus einigen Seen sogar direkt getrunken werden kann.

In der Seenplatte, dem größten Seengebiet Europas mit 200.000 Ferienhäusern, verbringen die Finnen ihren Urlaub gerne beim Angeln und Räuchern von Fisch, beim Sammeln von Waldbeeren und Pilzen und beim Erwärmen ihrer Holzsaunen (diese können nach dem Saunagang sogar als Grill dienen: Saunaöfen). Selbst die junge Generation weiß ihre Wurzeln zu schätzen und füllt ihre Gefriertruhe gern mit selbst geernteten Heidelbeeren und Pilzen für die Wintermonate – in Finnland ist das fast schon ein nationales Hobby.

Kostenfreie Naturköstlichkeiten

Auch die Auswahl an Pilzen ist in den riesigen Wäldern gewaltig. – Foto Risto Puranen/Vastavalo

Wer mag kann durch endlose Wälder in den 40 Nationalparks schlendern und von den dortigen Naturschätzen kosten. Und das Beste an den finnischen Naturprodukten: Jeder kann sie überall genießen! Dank des Jedermannsrechts dürfen alle Menschen, die in Finnland leben oder es bereisen, frei durch die Natur wandern, sie für Freizeitzwecke nutzen oder Beeren und Pilze sammeln – solange Privatbesitz geachtet wird.

Die Naturschätze Finnlands überzeugen besonders in einer Zeit, in der die Sorge um Pestizide und verarbeitete Lebensmittel große Bedeutung erlangte: Sie sind biologisch, mager, nährstoffreich und haben den Charakter von „Superfoods“. Finnland verfügt statistisch über die weltweit größte zertifizierte Biofläche und die saubersten Lebensmittel in der gesamten Europäischen Union.

Essen wie ein Rentier

Zum Kochen gehören im hohen Norden immer auch frische Kräuter direkt aus dem Naturgarten. – Foto Elina Manninen/Keksi

Die Gewächse in Finnland profitieren von vier stark gegensätzlichen Jahreszeiten. Der strenge Winter und der intensive Sommer mit 24 Stunden Sonnenlicht bringen natürliches „Superfood“ voller Antioxidantien, Vitamine und natürlich süßer Aromen hervor. Diese extremen Klimaunterschiede machen sich vor allem bei den Pflanzen in Lappland bemerkbar, wo Temperaturen von minus 30 Grad Celsius im Winter keine Seltenheit sind und es im Sommer bis zu plus 25 Grad Celsius geben kann. Naturdelikatessen wie Moltebeeren, Engelwurz und arktische Himbeeren sind bei den Einwohnern Lapplands besonders beliebt.

Auch Wild ist Bestandteil der nordischen Ernährung – in Lappland typischerweise frisches Rentierfleisch. Und Flechten dienen nicht nur als Rentierfutter, sondern sind auch auf Gourmettellern in den ausgefallenen lappischen Restaurants zu finden. In der Küsten- und Schärenregion findet man neben Seefisch auch noch andere Naturschätze wie die Früchte der Sanddorn-Pflanze, die für ihren hohen Vitamin C-Gehalt bekannt sind. Das Meer hingegen bietet frischen Ostseehering, der gern leicht süßlich mariniert wird.

Der Nordic Diet folgen

Ein Picknick unter freiem Himmel gehört für Genießer einfach dazu. – Foto Elina Manninen/Keksi

Jahrhundertelang haben die Finnen ihren gesunden Lebensstil und ihre natürliche Ernährungsweise unerwähnt gelassen. Bei der aktuell angesagten Ernährungsform, der Nordic Diet, liegt die Verwendung von natürlichen, frischen sowie lokalen und saisonalen Zutaten mit geringem ökologischem Fußabdruck im Vordergrund. Hierzu gehören Beeren, Pilze, Wildkräuter und Fisch, die meist frei in der finnischen Wildnis zu finden sind. Weitere Informationen unter www.ausderwildnis.fi/de und unter www.visitfinland.com.