Der Lagarfljótswurm – Nessis isländischer Bruder

Lagarfljótswurm
Der Lagarfljótswurm hat – so die Überlieferungen – bislang noch keine Menschen attackiert.

Das Wasser des Lagarfljót in Island sieht nicht gerade einladend aus. Trüb und kalt schwappt es ans Ufer des Sees. Vielleicht ist das der Grund, warum viele Einwohner seit Generationen davon überzeugt sind, dass hier ein Ungeheuer zuhause ist, der Lagarfljótswurm. Bereits im Jahre 1345 ist Islands Antwort auf das weltberühmte Monster am schottischen Loch Ness angeblich erstmals gesehen wurde.

Und wie im Norden Großbritanniens mehren sich immer während der Hauptsaison nach einem exakten Zeugnis aller am Fremdenverkehr verdienenden Bewohner von Egilsstaðir die Meldungen, nach denen das sagenumwobene Monster kurz aus den Fluten auftauchte, um neue Werbewellen aus den Nüstern zu blasen und dann ebenso schnell wieder in den Tiefen des Lagarfljót zu verschwinden.

Zahlreiche Personen geben vor, den Lagarfljótswurm zu Gesicht bekommen zu haben.

Die Liste der vermeintlichen Augenzeugen, die das Getier zu Gesicht bekommen haben wollen, ist lang und wird immer länger. Regelmäßig tauchen – natürlich unscharfe – Fotos des Monsters auf. Bauer Hjörtur Kjerúlf will das Tier sogar gefilmt haben. Erklärungsversuche dieses Phänomens reichen von einer Laune der Natur in Form eines außergewöhnlichen Zusammenspiels von Wind und Wellen bis hin zur Vorstellung eines schwimmenden Baumstamms.

Aber es gibt auch eine Legende um das Seeungeheuer. Dem Vernehmen nach war es dereinst nicht mehr als ein kleiner Regenwurm. Diesem wurde ein Goldring übergestreift. Der Wurm wuchs, das Geschmeide aber blieb bei seinen ursprünglichen Ausmaßen und konnte nun nicht mehr vom Regenwurm gelöst werden. Daraufhin soll die Besitzerin den Regenwurm samt Ring in den Lagarfljót geworfen haben, wo das Getier weiter an Größe zunahm.

Inmitten der wunderbaren Natur Islands tummelt sich angeblich ein Ungeheuer.

Platz sich zu entfalten, hätte der Lagarfljótswurm in dem 25 Kilometer langen und 2,5 Kilometer breiten Gewässer, das 90 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, genügend. Und in den bis zu 110 Meter tiefen Fluten des Sees kann es jederzeit entspannt abtauchen.

Der Lagarfljótswurm ist aber nicht der einzige Grund, warum Menschen an den See im Osten Islands reisen. Am Ostufer liegt mit dem „Hallmormsstaður„, das größte Waldgebiet in Island. Aber 1903 wurde hier systematisch aufgeforstet – darunter Baumarten aus 50 Ländern der Erde.

Oh diese IsländerAuch wenn dies nichts direkt mit dem Seeungeheuer zu tun hat, soll an dieser Stelle noch einmal die Besonderheit von Hallmormsstaður hervorgehoben werden. Denn, in weiten Teilen des Landes sind kaum Bäume zu finden. Dabei soll Island einst zu einem Drittel bewaldet gewesen sein. Doch die ersten Siedler und ihre Nachfahren trieben im wahrsten Sinne des Wortes Raubbau mit der hiesigen Flora. Sie holzten großzügig Bäume ab, um Häuser und Schiffe zu bauen und um in den kalten Wintern ordentlich heizen zu können.

Da mit den ersten Siedlern auch Schafe nach Island kamen, hatte der Baumbestand keine Chance sich zu regenerieren. Die blökenden Wollknäuel stürzten sich mit Vorliebe auf junge Triebe und sorgten dafür, dass kaum Bäume nachwuchsen. Entsprechend mühsam versucht das Land heute wieder systematisch aufzuforsten – ein Vorhaben, das vor allem viel Zeit und Geduld verlangt. Vor allem dann, wenn direkt nebenan auch noch ein Seeungeheuer immer mal wieder auftaucht

Buchtipp: Ulrike Katrin Peters und Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Isländer! (ISBN 978-3-86686-808-3). Erhältlich ist der Titel für 7,90 Euro im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag.