Ein Land, eingebettet in die Berge und Täler des Himalayas, prachtvolle buddhistische Klöster, bunte, im Wind flatternde Gebetsfahnen und eine Verfassung, in der Glück und Naturschutz fest verankert sind… klingt zu schön, um wahr zu sein? So ein Land existiert tatsächlich: das Königreich Bhutan.
„Bhutan strebt nicht danach, ein Massentourismusziel zu sein. Die Vision des Landes für den Tourismus misst sich nicht an hohen Besucherzahlen, sondern an der Tiefe der Verbindung, die Reisende mit der Kultur und der Umwelt Bhutans haben. Daher erwarten wir keinen massiven Touristenansturm, sondern möchten diejenigen anlocken, die eine tiefe Leidenschaft, Hingabe und Respekt für dieses Land empfinden“, so Carissa Nimah, Chief Marketing Officer des Department of Tourism Bhutan.
Land der sechs 7000er
Das Königreich am östlichen Rand des Himalayas ist in etwa so groß wie Baden-Württemberg, teilt sich Landesgrenzen mit Tibet, Indien und China, und ist bekannt für seine Berge und Klöster, seine reiche Artenvielfalt und seine unberührte Natur. Insgesamt sechs 7.000er Gipfel befinden sich in Bhutan, darunter auch der Gangkhar Puensum, der höchste unbestiegene Berg der Welt. Der buddhistische Staat heißt in der Landessprache „Land des Donnerdrachens“ und pflegt ganz bewusst seine Abgeschiedenheit und sein kulturelles Erbe. Genau dies macht Bhutan sicherlich zu einem der faszinierendsten Reiseziele der Welt.
Doch was macht das Land nun so besonders und katapultiert die Destination immer wieder auf erste Plätze in Reise-Rankings? Ganz klar, das Bruttonationalglück statt Bruttosozialprodukt! Glück per Gesetz – geht das? Bhutan ist das einzige Land der Welt, in dem das Glück der Menschen ein Leitprinzip ist, auf dem alles basiert. Es ist sogar festgeschriebenes Staatsziel, denn der Lebensstandard der Bevölkerung wird mit dem sogenannten Bruttonationalglück („Gross National Happiness“) gemessen: Anstatt nur das Vermögen zu messen, wird darauf geachtet, wie sich die Menschen fühlen, um so ein Gleichgewicht zwischen materiellem Fortschritt und spirituellem Wohlergehen zu schaffen.
Vorreiter in Sachen Klimaneutralität
Bhutan gilt als einziges klimaneutrales Land der Welt: Es ist das einzige Staat auf dem Erdball, der mehr Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre aufnimmt, als er in sie ausstößt und hat somit eine beeindruckende CO2-Bilanz. Im Jahr 2021 hat Bhutan 9,4 Millionen Tonnen Kohlenstoff gebunden, während seine Emissionskapazität bei 3,8 Millionen Tonnen lag. Wie Bhutan das schafft? Mehr als zwei Drittel des Königreiches Bhutan sind bewaldet und diese Waldflächen binden Kohlendioxid.
Übrigens: Alle ökonomischen Interessen werden in Bhutan dem Naturschutz untergeordnet; so stehen 42 Prozent des Landes unter Schutz und die Verfassung gibt vor, dass mindestens 60 Prozent von Wald bedeckt sein müssen. In den Wäldern sollen noch Tiger, rote Pandas und weiter oben auf den Bergspitzen sogar Schneeleoparden herumstreifen.
Tagesgebühr von 100 US-Dollar
Buddhismus ist Staatsreligion. Spiritualität wird in Bhutan nicht abgehoben und lebensfern gelebt, sondern ist Teil des Alltags. Die alljährlichen buddhistischen Feiertage sind dabei Anlass zu ausgelassenen Feiern. So wird beispielsweise am 11. November+ das alljährliche „Black Crane Festival“ gefeiert – denn jedes Jahr um diese Zeit landen die Schwarzhalskraniche, die in Bhutan als himmlische Tiere gelten, in ihrem Winterquartier im Gangteng-Phobji-Tal. Der Höhepunkt des Festivals ist der von Schulkindern choreografierte Kranichtanz zu Ehren des Vogels.
Bei all der Exotik ist eine Reise nach Bhutan dennoch viel einfacher als man bei einer so abgeschiedenen Lage vielleicht annimmt. Das Visum kann man ganz einfach online beantragen und nach circa drei Tagen ist es genehmigt. Zu den Reisekosten hinzu kommt die „Sustainable Tourism Fee“ mit 100 USD pro Tag. Deren Ziel ist es, hochwertigen Tourismus zu fördern und die eingenommenen Gelder in laufende Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsprojekte zu investieren, um so das reiche Erbe und die unberührten Landschaften Bhutans zu schützen.
Fun Facts über das Land des Donnerdrachens
Bhutan hat sich lange vom Rest der Welt abgeschottet – erst vor 50 Jahren konnten die allerersten Touristen einreisen. Davor sorgte die abgeschiedene Lage im Schatten der mächtigen Schneeriesen dafür, dass man bis in die 1960er Jahre Bhutan nur mittels eines mehrtägigen Fußmarsches erreichen konnte. Ebenfalls erstaunlich:
- Erst ab 1999 hielten Fernsehen und Internet in Bhutan Einzug, 2003 folgte das erste Handy.
- In der Hauptstadt Thimphu gibt es keine einzige Ampel.
- Bhutan ist das einzige Land der Welt, in dem der Verkauf von Tabak verboten ist.
Weitere Informationen zu Bhutan hat das Auswärtige Amt zusammengestellt. Hier finden sich auch immer aktuelle Informationen zur Sicherheitslage in dem asiatischen Königreich. Allgemeine Informationen finden sich unter www.bhutan.travel.
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.