Großer AKKREDITƏ KARTI Spaß in AZƏRBAYCAN

Das Objekt der Begierde: ein Presseausweis für die Arbeit vor Ort in Aserbaidschan. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Das Objekt der Begierde: ein Presseausweis für die Arbeit vor Ort in Aserbaidschan. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Zugegeben, es ist ein Kardinalfehler, in eine ehemalige sowjetische Teilrepublik offiziell als Journalist einreisen zu wollen. Daran ändert auch nichts, wenn man direkt vom Tourismus-Ministerium des Landes eingeladen wird. So auch neulich in Aserbaidschan. Bevor überhaupt das notwendige Visum für den Besuch der Kaukasusrepublik beantragt werden konnte, hatte die offizielle Akkreditierung als Journalist zu erfolgen. Dazu musste nicht nur ein mehrseitiger Fragebogen ausgefüllt werden. Auch ein ausführlicher Lebenslauf und biometrische Passbilder mussten eingereicht werden, ebenso eine detaillierte Übersicht über die technische Ausrüstung, die mit ins Land gebracht werden sollte. Sprich Infos zur Fotokamera, dem Smartphone und dem Laptop. Erst nach dem die Regierung all dies sorgfältig geprüft hat, durfte der zuvor eingeladene Journalist das Visum für die Einreise beantragen. Klingt kompliziert. Ist es auch.

Angekommen in Baku hatte sich die kleine Gruppe von Reisejournalisten dann mehr oder weniger auf direktem Wege zum Außenministerium zu begeben. Dies heißt vermutlich Außenministerium, weil wir dieses nur von außen betrachten durften. So gesehen, wäre es besser gewesen, beim Innenministerium vorstellig zu werden. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Das wichtigste Einfallstor nach Aserbaidschan: Der Heydar Aliyev Flughafen (Foto Karsten-Thilo Raab)
Das wichtigste Einfallstor nach Aserbaidschan: Der Heydar Aliyev Flughafen (Foto Karsten-Thilo Raab)

Nach rund 30 Minuten Wartezeiten auf dem Bürgersteig vor dem bewachten Zugang des Außenministeriums wird uns dann zu verstehen gegeben, wir müssten nachmittags noch einmal wieder kommen. Warum auch nicht? Man hat ja sonst nichts Besseres zu tun. Die Stadt ansehen oder gar ins Umland aufbrechen, kann schließlich jeder.

Nachmittags also heißt es dann: „Außenministerium die Zweite“. Wieder 30 Minuten Beine in den Bauch stehen. Dann kommt eine überaus adrette Ministeriumsmitarbeiterin mit kurzem Rock und einer blauen Kladde unter dem Arm aus dem Gebäude heraus und stiefelt auf uns zu. Auf dem Bordstein werden uns dann spezielle aserbaidschanische Presseausweise ausgehändigt. Diese sind auf schlichtem Papier ausgedruckt, mit einem Passfoto versehen, laminiert und mit einer Schere semiprofessionell ausgeschnitten worden. Jeder Vierjährige würde hier einen akkurateren Scherenschnitt hinbekommen.

Handschriftlich werden dann in der Kladde noch einmal unsere Daten von Namen, Geburtsdatum, Anschrift etc. bis hin zum Medium, für das wir tätig sind, erfasst, bevor wir am Ende der viel zu engen Reihe noch unterschreiben müssen. Aber so ein offizieller Presseausweis eines Landes, also die AKKREDITƏ KARTI, kann ja vor Ort nicht schaden…

Eine AKKREDITƏ KARTI kann am Heydar Aliyev Flughafen schon mal für Aufregung sorgen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Eine AKKREDITƏ KARTI kann am Heydar Aliyev Flughafen schon mal für Aufregung sorgen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

In Landessprache und in Englisch ausgestellt, sollte der laminierte Papierfetzen uns die Recherche vor Ort und den Zugang zu Museen und anderen Einrichtungen erleichtern. Allein interessiert sich niemand in Aserbaidschan für dieses ach so wertvolle Dokument. Nicht einmal muss während der Tour durch die Kaukasusrepublik der Presseausweis gezückt werden.

Nur als eine Kollegin schließlich bei der Ausreise den Fehler macht, den Presseausweis, den sie in den Reisepass gesteckt hatte, nicht vor dem Schalter zu entfernen, herrscht am internationalen Heydar Aliyev Flughafen von Baku Alarm. Sofort werden einige Sicherheitskräfte herbeigerufen und mehrere Zollbeamte prüfen sorgfältig die AKKREDITƏ KARTI, um dann nach knapp zehn Minuten Aufregung doch den Gang zum Abfluggate freizugeben – und dies mit einem aserbaidschanischen Presseausweis als Erinnerungsstück im Gepäck. Beim nächsten Mal müssen wir wohl besser wieder wie sonst auch als „Hausfrau auf Urlaub“ einreisen. Das ist garantiert weniger zeitaufwendig und bürokratisch. Selbst für einen Mann.

Tipp: Die schönsten Impressionen aus der Region hat Autor Karsten-Thilo Raab unter dem Titel „Faszination Aserbaidschan“ in einem Wandkalender zusammengestellt. Erhältlich ist dieser in den Formaten A2 bis A5 je nach Größe für 18,90 bis 49,90 Euro im Buchhandel sowie unter anderem bei Amazon oder im Kalendershop des Mortimer Reisemagazins.