Enttarnte Grenzgänger: 6,3 Millionen deutsche Urlauber als Schmuggler

Wir sind alle kleine Sünderlein: 16 Prozent aller deutschen Urlauber haben schon mal bewusst Güter über die Grenze geschmuggelt.
Wir sind alle kleine Sünderlein: 16 Prozent aller deutschen Urlauber haben schon mal bewusst Güter über die Grenze geschmuggelt.

Wer im Auslands-Urlaub war, bringt des Öfteren auch etwas mit. Doch nicht alle Andenken oder sonstige Produkte, die aus dem Ausland nach Deutschland eingeführt werden, sind zollfrei oder gar legal, besonders aus dem Nicht-EU-Ausland. Wer gegen gesetzliche Einfuhrbestimmungen verstößt, und von einem der über 30.000 Zoll-Mitarbeiter in Deutschland ertappt wird, macht sich strafbar und muss mit saftigen Geld- oder gar Haftstrafen rechnen. In einer repräsentativen Umfrage unter 3.000 Bundesbürgern wollte es das Flugbuchungsportal fluege.de genau wissen und fragte: Haben Sie schon einmal vorsätzlich aus Ihrem Urlaub etwas am Zoll vorbeigeschmuggelt?

Das Ergebnis: 16 Prozent der 3.000 Befragten antworteten mit ja, sie hätten bereits Andenken oder andere Produkte am deutschen Zoll vorbeigeschmuggelt. Setzt man dies in Relation zu den 39,4 Millionen deutschen Reisenden, die 2012 im Ausland Urlaub gemacht haben, ergibt sich, dass hochgerechnet 6,3 Millionen Urlauber vorsätzlich Waren geschmuggelt haben. Und für die anstehenden Sommerurlaube planen immerhin bereits zehn Prozent, ein Andenken schwarz über die Grenze zu bringen.

Wenn die Zollbeamter einen Schmuggler erwischen, wird es in der Regel teuer. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Wenn die Zollbeamter einen Schmuggler erwischen, wird es in der Regel teuer. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Vor dem Hintergrund der hohen Tabaksteuer in Deutschland ist der Zigarettenschmuggel bei vielen deutschen Touristen besonders attraktiv. Selbst Freimengen von bis zu 200 Zigaretten aus dem Nicht-EU-Ausland oder 800 aus dem EU-Ausland reichen vielen Reisenden nicht aus. So schmuggeln 49 Prozent Zigaretten, jenseits der Freimengen, unentdeckt am Zoll vorbei.

Gern und unbemerkt vom Zoll wird auch gefälschte Markenkleidung nach Deutschland eingeführt. Bei der Umfrage gaben 27 Prozent der potentiellen „Urlaubsschmuggler“ dies an. Besonders Touristen, die aus asiatischen Ländern zurückkehren, fallen in diese Kategorie. Dies weiß auch der Zoll und schaut unter anderem bei Flügen aus diesen Ländern etwas genauer hin.

Gern geschmuggelt wird auch Alkohol: Ebenfalls 27 Prozent gaben dies offen zu. Unter Schmuggel fällt hier etwa eine – für einen Touristen – recht unrealistische Menge von mehr als 16 Liter Bier oder von einem Liter Alkohol mit mehr als 22 Volumen-Prozent (Nicht-EU-Ausland).

Fast ein Viertel (21 Prozent) bringen Schmuck oberhalb des vom Zoll erlaubten Warenwertes von 430 Euro (Flug- oder Seereisende) mit nach Deutschland. Wer mehr Arzneimittel als für den persönlichen Bedarf einführt, verstößt ebenfalls gegen Zollbestimmungen. Zwölf Prozent der Schmuggelaspiranten“ gaben dies zu. Statistisch betrachtet immerhin über eine dreiviertel Million (779.000) Reisende. Alle Arzneimittel die in Deutschland rezeptpflichtig angeboten werden, sind von der Einfuhr aus dem Ausland ausgeschlossen, sprich verboten. Das heißt, dass die günstigen Viagra-Angebote in Thailand oder der Türkei auch dort bleiben sollten.

Die Einfuhr von gefälschten Produkten wie Markenuhren oder Sonnenbrillen) gaben 10 Prozent zu. Rund acht Prozent schmuggelten unerlaubt Kunst nach Deutschland, vier Prozent exotische Tiere, drei Prozent Waffen und ein Prozent Drogen.

Betrachtet man das Umfrageergebnis auf Landesebene, so gaben etwa die Bremer am offenherzigsten zu, bereits Produkte unerlaubt nach Deutschland geschmuggelt zu haben: 35 Prozent. Platz zwei im „Schmuggel-Ranking“ belegen die Hamburger mit 24 Prozent. Die sparsamen Baden-Württemberger landen mit 20 Prozent auf Platz drei. Der Zoll freut sich hingegen über die Urlauber aus Mecklenburg-Vorpommern. Nur sechs Prozent der Befragten gaben an, bereits Waren unerlaubt mit heimgebracht zu haben. Doch wenn sie schmuggeln, dann langen sie richtig zu. So führen sie im Bereich der gefälschten Markenkleidung mit 43 Prozent. Auch beim Alkohol-Schmuggel führen sie mit 57 Prozent im Bundesländer-Vergleich.

Zigarettenschmuggel wird laut der Studie besonders von niedersächsischen, hessischen (beide 59 Prozent) und Berliner Urlaubern (57 Prozent) praktiziert. Im Bereich Arzneimittel-Schmuggel führen die Brandenburger mit 23 Prozent vor den Hamburgern mit 16 Prozent.

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