Putzzwang auf Reisen

Auf Reisen reinigt der eine oder andere sogar selber das Bad des Hotelzimmers. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Auf Reisen reinigt der eine oder andere sogar selber das Bad des Hotelzimmers. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Der gemeine Putzzwang ist nicht länger nur durch das permanente Verlangen, alles in den eigenen vier Wänden auf Vordermann zu bringen, zu wienern und zu scheuern, wenn immer möglich, begleitet, sondern auch von einer enormen Reiselust. Dies hat nichts damit zu tun, dass es in anderen Ländern andere Putz- und Scheuermittel gibt. Vielmehr ist der Putzzwang offensichtlich in vielen Urlaubern fest verankert, gehört zum Reisen wie Pass, Sonnenmilch und Mückenspray. Gemäß einer Studie mit 2.000 Teilnehmern im Auftrage des Buchungsportals hotels.com im benachbarten Großbritannien schwingen 59 Prozent aller Urlauber im Hotelzimmer selber den Putzlappen, was irgendwie putzig ist, zumal ja so ein gebuchter Übernachtungsbetrieb in der Regel über einen mehr oder weniger effektiven Zimmerservice verfügt. Auch lässt sich durch eigene Putzleistungen die Hotelrechnung im Normalfall nicht reduzieren. Zudem mutet der Putzzwang umso erstaunlicher an, als dass die wenigsten zuhause in ihren eigenen vier Wänden einen ähnlich ausgeprägten Reinigungsfimmel an den Tag legen.

Fakt ist, so die Ergebnisse der genannten Studie, dass 60 Prozent selber morgens die Betten in ihrem Hotelzimmer machen, 45 Prozent falten die benutzten Handtücher wieder ordentlich zusammen und elf Prozent gehen sogar soweit, die Toilette selbständig zu reinigen. Was natürlich mit dem Hygienezustand des stillen Örtchens und der Angst vor Bazillen zu tun haben könnte. Befragt nach den Gründen für ihr Handeln, gaben 59 Prozent an, es als unhöflich zu empfinden, wenn sie das Hotelzimmer in einem gewissen Chaos hinterlassen würden. 45 Prozent taten dies zudem, um nicht vom Hotelpersonal als Messie eingestuft zu werden, während vier Prozent zu Protokoll gaben, ihre Reinigungstätigkeiten im Urlaub ordentlich zu genießen.

Was ja in Ordnung wäre, wenn diese ordnungsliebenden Briten auch ordentlich rumlaufen und sich vor allem ordentlich benehmen würden. Aber dies gilt, und dies sollte ordnungshalber nicht verschwiegen werden, wohl auch für viele Deutsche. Und nicht nur am Ballermann.

Buchtipp – weitere Kolumnen aus der Feder des Autors: Karsten-Thilo Raab: Thekenbrust & Zackendruse, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-11-6, 12,50 €. Erhältlich ist das Buch im Buchhandel oder direkt beim Verlag.

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