
Es gibt Hotels, die schaffen es einfach, dem Gast mit Kleinigkeiten und Service immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und so eine besondere Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Zu diesen Adressen gehört zweifelsohne das Freigeist im südniedersächsischen Göttingen. Das moderne Haus liegt nur gemütliche fünf bis zehn Gehminuten vom Hauptbahnhof und der schmucken Altstadt entfernt.

Die insgesamt 118 Zimmer und Suiten sind eher klein, aber fein und bestechen durch eine Vielzahl besonderer Hingucker. Highlight ist neben dem ungewöhnlich geformten, halbrunden TV-Tisch ein Schrank, der optisch an einen großen, amerikanischen Kühlschrank angelehnt ist. Statt des Herstellerlogos prangert der Name des Freigeist Hotels oberhalb des Griffs. Hinter der Tür schlummern neben reichlich Stauraum ein Safe sowie die Minibar. Letztere ist mit der Aufschrift „Freigeist Späti“ versehen, was einen kleinen Gruß an die Berliner Kiosk-Kultur darstellt.

Ansonsten ist ein Schrank Mangelware. Dafür findet sich im Flur des Zimmers neben der Kofferablage eine lange Kleiderstange, die genügend Raum für Jacken, Mäntel & Co. bietet. Hinter der Kleiderstange sorgen poppige Fliesen für einen weiteren Blickfang. Der Boden ist mit Holzdielen ausgelegt und die Rückwand des Betts ist ebenfalls mit Holz vertäfelt. Komplettiert wird die Einrichtung durch eine Stehlampe, einen Sitzhocker, einen Sessel sowie einen kleinen Tisch. Zu den Annehmlichkeiten zählen neben dem Flachbildfernseher ein Bluetooth-Box, die individuell über das Smartphone gesteuert werden kann.

Das Badezimmer ist modern gestaltet. Die Rückwand der Dusche ist in Blau gehalten. Ansonsten dominieren im Bad Weiß,- Braun- und Beigetöne. Als Zahnputzbecher dienen Gin-Gläser.
Der Freigeist-Humor spiegelt sich an verschiedenen Stellen im Zimmer wider. Auf die Kleiderbügel ist ein „Heute schon abgehangen“ gedruckt, auf die Schutzhülle für die Zimmerkarte ein „Einfach mal machen, könnte ja gut werden“.

Zudem liegen zwei Türschilder bereit. Eines mit der Aufschrift „Chaos = Genie. Aber aufgeräumt ist schöner“ und eines mit dem der Gast dem Personal signalisiert, dass das Zimmer heute nicht gereinigt werden muss. Im Gegenzug erhält der Gast einen Gutschein für einen Gin-Tonic in der ungewöhnlichen Hotelbar, die den schönen Namen „Herbarium“ trägt.

Hier werden ganz besondere Cocktails serviert, die alles andere als 08/15 und auf die persönlichen Geschmacksvorlieben der Gäste abgestimmt sind. Die Kräuter für die individuellen Mischgetränke wachsen zum Großteil im Vertikalgarten hinter dem Tresen – der Rest gedeiht im Botanischen Garten der Stadt Göttingen, mit dem das Freigeist eine enge Kooperation unterhält.

Zum Hotel gehört zudem ein Restaurant mit einer faszinierenden japanisch-peruanische Fusion-Küche, die in dieser Form sicherlich einmalig ist. Küchenchef Alexander Zinkes zauberte hier das Beste aus dem Land des Lächelns und dem fernen Lateinamerika auf den Tisch. Der Bogen spannt sich von Sushi über Shoyu Poke bis Sake.

Klassische Gangfolgen gibt es im Intuu nicht. Was fertig ist, verlässt die Küche und kommt auf den Tisch. Auch Teilen ist ausdrücklich erwünscht, was angesichts der gebotenen Geschmacksvielfalt der verschiedenen Gerichte zwingend eine gute Idee ist. Andernfalls würde man Gefahr laufen, die eine oder andere Gaumenfreude zu verpassen.

Abgerundet wird das Hotelangebot durch einen Fitness- und ein Spa-Bereich sowie eine Dachterrasse, von der aus sich schöne Panoramablicke auf Göttingen eröffnen.

Zwei kleine Wermutstropfen gibt es dann doch: Die Betten sind vielleicht eine Idee zu weich und durch die Nähe zum Bahnhof sowie die Lage an einer viel befahrenen Kreuzung, droht beim Nachtlager mit offenem Fenster eine gewisse Zwangsbeschallung.

Informationen: Hotel Freigeist, Berliner Straße 30, 37073 Göttingen, Telefon 0551-999530, www.freigeist-goettingen.de
Preise: Doppelzimmer werden ab 117 Euro angeboten
Bewertung des Mortimer Reisemagazins

In jeder Kategorie werden maximal fünf Sterne vergeben:
- Lage ∗∗∗
- Ausstattung ∗∗∗
- Sauberkeit ∗∗∗∗
- Essen & Trinken ∗∗∗∗
- Service ∗∗∗∗
Fazit: Ideal für Stadterkundungen gelegenes Hotel mit ungewöhnlichen Cuisine.

Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.