Zügig reagiert – Bahn drosselt Tempo

Eise und Schnee sorgen dafür, dass die Bahn die Fahrgeschwindigkeit reduziert.
Eise und Schnee sorgen dafür, dass die Bahn die Fahrgeschwindigkeit reduziert.

Noch vor wenigen Wochen kündigte die Deutsche Bahn AG ein umfangreiches Maßnahmenpaket an. Unter anderem sollte die Pünktlichkeit der Züge einmal mehr verbessert werden. Wobei eigentlich allen klar war, dass dies dem berühmten Kampf gegen die Windmühlen gleich kommt. Mit Worten lässt sich eine über Jahrzehnte mit Blick auf die Profitmaximierung vernachlässigte Infrastruktur eben nicht optimieren. Wer zehnminütige Verspätungen als Pünktlichkeit definiert, sollte mal Schüler, die regelmäßig zehn Minuten zu spät zum Unterricht erscheinen, fragen, wie dies bei den Lehrern ankommt. Oder Schichtarbeiter, die ihr Tagwerk ständig zehn Minuten später als geplant aufnehmen.

Davon unbeeindruckt startet die Bahn pünktlich mit den ersten weißen Flocken des Winters eine neue Charmeoffensive. Um den Fahrgästen mehr Zeit zu geben, die schöne Winterlandschaft im Vorbeifahren und auf den zügigen Bahnhöfen zu genießen, wird die Geschwindigkeit der ICEs auf maximal 200 Stundenkilometer gedrosselt. Was viele als feinen Zug werten dürften. Vor allem an den Bahnsteigen, wo man bekanntlich gerne wartet, weil man schön friert.

Die ICEs der Deutschen Bahn haben es in den kommenden Woche nicht so eilig...
Die ICEs der Deutschen Bahn haben es in den kommenden Woche nicht so eilig…

Obwohl die Bahn sicher weiß, wie sehr die Kunden dieses neue Serviceangebot schätzen dürften, wird die zentral befohlene Tempodrosselung den Fahrgästen nicht in Rechnung gestellt. Im Gegenteil. Sie bekommen je nach Strecke aufschlagsfrei zwischen zehn und 35 Minuten Fahrzeit geschenkt. Und die Wartenden an den Bahnhöfen bekommen dazu zehn bis 35 Minuten Extrazeit, um noch mal die Nase pudern zu können oder sich mit Literatur sowie Knabbereien für die bevorstehende, längere Reise einzudecken.

Laut Bahn dient diese Maßnahme offiziell dazu, um Beschädigungen an den Zügen durch hoch geschleuderte Eisbrocken zu reduzieren. Wie lange dieses Tempolimit aufrecht gehalten wird, blieb offen. Schließlich gibt es auch im August schon mal kalte Tage. Ungeklärt ist auch, ob die Extrafahrzeit bereits in den üblichen Verspätungen enthalten ist, oder ob sie zu einem neuen Bonusprogramm der Bahn gehören.

Wenn sich Verspätungen und Extrafahrzeit aufaddieren, dann könnten die Bahnreisenden ja in den nächsten Wochen und Monaten einfach eine Dreiviertelstunde später, als im Fahrplan ausgewiesen, zum Bahnhof kommen und hätten dann noch genügend Zeit, um die Fahrkarte zu ziehen und einen Kaffee zu kaufen. Wobei viele Letzteren ob dieser Neuigkeiten wohl schon vor der Fahrt aufhaben dürften.