Meuterei auf dem Flughafen

Nach einem unplanmäßigen Stopp und der Landung auf einem anderen Flughafen rebellierten die Passagiere an Bord einer Ryanair-Maschine. (Foto: Foto Adrian Pingstone)
Nach einem unplanmäßigen Stopp und der Landung auf einem anderen Flughafen rebellierten die Passagiere an Bord einer Ryanair-Maschine. (Foto: Foto Adrian Pingstone)

Als ich die Meldung las, kam es mir ein wenig Spanisch vor. Ich dachte, dies sei wieder einmal einer dieser Werbegags von Michael O’Leary, der die Chance witterte, sein Unternehmen erneut kostenfrei in die Schlagzeilen zu bringen. Dann dachte ich, selber Schuld, wenn man mit diesem Billig-Flieger reist. Wer billig will, muss auch billige Tricks über sich ergehen lassen. Doch schließlich drängte sich der Gedanke auf, dass der Luftdienstleister aus Irland diesmal wirklich nichts dazu könne.

Denn, nachdem eine Maschine der Billig-Fluglinie Ryanair mit 170 Personen an Bord aufgrund eines medizinischen Notfalls auf dem Flug von Marokko nach Paris auf dem Flughafen von Madrid unplanmäßig zwischenlanden musste und sich die Weiterreise um einige Stunden verzögerte, meuterten die Passagiere und plünderten das Flugzeug. Getränke und die für den zollfreien Einkauf bestimmten Waren wechselten daraufhin unentgeltlich den Besitzer. Auslöser war die Tatsache, dass die Maschine aufgrund der Verspätung und des Nachtlandeverbots in der französischen Hauptstadt nicht mehr in Paris landen durfte und daher kurzerhand nach Nantes umgeleitet wurde. Nach mehreren Stunden in einem Hotel wurden die Passagiere schließlich mit Bussen nach Paris gebracht. Was Ryanair vermutlich sicherer erschien.

Obschon der irische Billig-Flieger diesmal eigentlich nichts verbockt zu haben scheint, könnten die Geschehnisse Signalwirkung haben. Vor allem die Bahn sollte gewarnt sein. Gewaltige Verspätungen scheinen die Reisenden nicht länger hinnehmen zu wollen. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis erste Fahrgäste im Zug randalieren, den Schaffner und den Bretzelverkäufer als Geisel nehmen sowie das Bordbistro plündern. Weniger befriedigend dürfte hingegen die kollektive Anarchie in Reise- und Fernbussen ausfallen, wenn die Gefährte mal wieder stundenlang im Stau stehen oder auf der Fahrt von A nach B an jeder Milchkanne ein Zwischenstopp eingelegt wird, um einen potentiellen Fahrgast das Zusteigen zu ermöglichen. Denn in den Bussen findet die meuternde Masse allenfalls ein paar Getränke vor. Um den Diesel aus dem Tank abzufüllen, fehlt es den meisten Fahrgästen an einem Kanister und einem Schlauch. Womit die Meuterer irgendwie auf selbigem stünden.