Zen-Meditation in Japan – Stille und innere Einkehr im Land der aufgehenden Sonne

Zahlreiche Tempel und Klöster in Japan vermitteln einen Einblick in die Zen-Meditation.
Zahlreiche Tempel und Klöster in Japan vermitteln einen Einblick in die Zen-Meditation.

In den zunehmend hektischen und unruhigen Zeiten sehnen sich viele Menschen nach Abgeschiedenheit, Ruhe und Kontemplation. Die meditative und beschauliche Atmosphäre eines japanischen Zen-Klosters oder einer Tempelanlage bietet hierfür einen besonders geeigneten Rahmen. Und so nutzen immer mehr stressgeplagte Menschen der westlichen Zivilisation diese Möglichkeit, um sich für ein paar Stunden, Tage oder Monate ausschließlich auf Stille, Einfachheit und Tradition zu besinnen. Japanischkenntnisse sind nicht unbedingt erforderlich, denn in diesen Rückzugsorten wird immer häufiger Englisch gesprochen – teilweise sogar Deutsch.

Während der Schnuppertage lernen Interessierte die wichtigen Rituale kennen.
Während der Schnuppertage lernen Interessierte die wichtigen Rituale kennen.

Auf der Insel Honshu im Norden der Präfektur Hyogo liegt der Antaiji Tempel, der dreitägige „Schnuppertage“, aber auch mehrjährige Aufenthalte anbietet. Eine Besonderheit stellt sicherlich der deutsche Abt Noelke Muho dar, der das Kloster seit 2002 leitet. Durch seine Bücher und Vortragsreisen hat er die Zen-Kultur zudem den Deutschen näher gebracht. Zum Tagesprogramm für Gäste gehören hier neben der frühmorgendlichen Meditation der Stille (von 5. bis 6 Uhr) diverse Reinigungstätigkeiten und Mitarbeit in der Landwirtschaft.

Zen wird hier als Ausdruck natürlichen Lebens, ohne Ziel und Erleuchtung beschrieben. Für Mönchsanwärter mit anschließender mindestens dreijähriger Verpflichtung sieht das Leben viel härter aus: neben der täglichen und mehrstündigen land- und forstwirtschaftlichen Arbeit bei Wind und Wetter auf dem 50 Hektar großen Klostergelände können die meditativen Sitzsessions schon mal bis zu fünfzehn Stunden dauern.

Im Gegensatz zu den christlichen Mönchen müssen Zen- und Mönche anderer buddhistischer Richtungen sich nicht lebenslang verpflichten, sondern können sich diesem Leben auch nur für einen gewissen Zeitraum widmen. Sie dürfen selbstverständlich heiraten und eine Familie gründen.

Eine andere Tempelanlage, in der ebenfalls Deutsch gesprochen wird, ist der Horakuan Tempel in der Präfektur Nagano in den Bergen von Suzaka. Zwischen April und Dezember bietet die Deutsche Dorothee Eshin Taskatsu Wochenendprogramme, Pilgertouren, Chantings (singen) und abendliche Meditationssitzungen an. Sie lebt dort seit 2004 allein auf dem Gelände. Für Privatpersonen und kleine Gruppen sind einfache Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden.

Die Sitzmeditation ist in Japan weit verbreitet. (Foto JNTO)
Die Sitzmeditation ist in Japan weit verbreitet. (Foto JNTO)

Auf der Insel Kyushu, nicht weit von Oita City entfernt, liegt das Shoganji Zen Retreat. Es hat schon vor mehr als zehn Jahren seine Tore für internationale Besucher geöffnet hat, um sie mit der japanischen Zenkultur bekannt zu machen. Die Tempelanlage existiert bereits seit über 600 Jahren. Umgeben von einem wunderschönen Bambuswald und nur circa fünf Minuten vom Strand entfernt, ist dieser idyllische Platz der ideale Ort, um zu meditieren, Zen zu studieren oder einfach nur das traditionelle japanische Leben kennen zu lernen.

Shoganji ist kein Kloster, sondern eine buddhistische Tempelanlage, die lediglich einen „Vollzeit-Mönch“ beherbergt. Im Gegensatz zu den anderen Zen-Tempeln ist hier ein Minimumaufenthalt von fünf Tagen erforderlich. Hier stehen den Gästen sogar ein Internetanschluss und eine Waschmaschine zur Verfügung. Übernachtet wird in einem der vier typisch japanisch und spartanisch mit Tatami-Matten ausgestatteten Zwei-Personen-Zimmer.

Bei der Zen-Meditation wird ein ganz anderer Einblick in japanische Klöster und Tempel gewonnen,
Bei der Zen-Meditation wird ein ganz anderer Einblick in japanische Klöster und Tempel gewonnen,

Der Tagesablauf, der ebenso individuell gestaltet werden kann, sieht beispielsweise wie folgt aus: Wecken und Singen um 5.30 Uhr, danach steht eine Stunde Sitzmeditation auf dem Pflichtprogramm, anschließend Frühstück und Yoga, gefolgt von Arbeiten im Tempel, Vorbereitung und Einnahme des Mittagessens, nachmittags Freizeit, dann Vorbereitung und Verzehr des Abendessens. Die verbleibende Zeit bis 21.00 Uhr, wenn das Hauptlicht ausgeschaltet wird, kann mit Lesen, Spazierengehen oder einer Abendmeditation verbracht werden.

Der Eiheiji-Tempel in der Nähe von Fukui City gehört zu den größeren Klosteranlagen. Umgeben von uralten Zedernbäumen und rauschenden Bächen sind die über 70 Gebäude durch Laubengänge miteinander verbunden. Hier leben immer zwischen 200 und 250 Mönche, die sich im Soto Zen Buddhismus vervollkommnen und der Erleuchtung näher kommen möchten. Es besteht aber auch die Möglichkeit für ein bis drei Tage als Gast in diese Welt einzutauchen und die Soto Zen Schule näher kennen zu lernen. Sie hat zudem im Ausland, u.a. in Deutschland entsprechende Zentren aufgebaut.

Nicht zuletzt die fröhliche, offene Art der Japaner macht das Land liebenswert.
Nicht zuletzt die fröhliche, offene Art der Japaner macht das Land liebenswert.

Rund um den südlich von Osaka gelegenen heiligen Berg Koya-San fungieren von den über 115 buddhistischen Shingon-Tempeln circa. 50 als „Shukubo“ (Herberge) und gewähren Besuchern Übernachtungsmöglichkeiten. Für umgerechnet ab circa 65 Euro (10.000 Yen) pro Nacht einschließlich Frühstück und Abendessen erhält man einen informativen Einblick in das Leben der Mönche und darf zudem an den Morgengebeten teilnehmen.

Ein spezielles Erlebnis für Augen und Gaumen sind die Mahlzeiten, denn es gibt eine eigene „Koya-San-Küche“ genannt Shojinryori. Die Gerichte werden besonders schmackhaft zubereitet und auch noch äußerst kunstvoll präsentiert. Den Service und die Zimmerreinigung für die Hausgäste übernehmen die Klosterschüler. Weitere Informationen unter www.jnto.de.


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