Wunderbar wanderbar: Kataloniens Pyrenäen

Wunderschöne Blicke überall im Nationalpark Aigüestortes y Lago Sant Maurici. – Foto: Susanne Timmann

„Habe ich nicht das wunderbarste Büro der Welt?“, fragt Bergführer Roc im Nationalpark Aigüestortes y Lago Sant Maurici angekommen, mit leuchtenden Augen. Sein Blick unter der beigefarbenen Cape schweift über die bunte Frühlingswiese bis in die Ferne zu den Bergspitzen, die im Juni hoch oben noch mit Schnee bedeckt sind. Und es stimmt. Ein Flüsschen, mit glasklarem Bergwasser schlängelt sich entlang des gut befestigten Wanderweges. Sattgrüne Bäume werfen immer wieder ihre Schatten auf die Wanderer, die sich die Wanderroute über den Planell d’Aigüestortes zum Estany Llong und weiter hoch zum kleinen Bergsee Estany Rondé im Nationalpark Aigüestortes y Lago Sant Maurici vorgenommen haben.

Mit dem eigenen Auto ist der Startpunkt der Wanderwege hier in den spanischen Pyrenäen nicht erreichbar. So gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Parkplätzen vor dem ersten Eingang. Von hier aus muss allerdings entweder noch ein weiter Weg nach oben einkalkuliert werden, oder die Wanderer warten auf das Taxishuttle, das diese bis zum Beginn der Wanderwege den Berg hoch chauffiert. Allerdings kann das etwas dauern. Die meisten der Natur- und Wanderbegeisterten nehmen das Taxishuttle schon weiter unten im Tal am Casa del Parc Boi. Sind die Taxis voll, müssen die weiter oben eventuell sehr lange warten.

Taxishuttles sind unbedingt empfehlenswert

An der Sant Joan de Boí, der perfekte Warteplatz auf den Taxishuttle. – Foto: Susanne Timmann

Am Beginn der gut ausgeschilderten Wanderwege laden einige Schautafeln zu einem ersten Eindruck auf die vielfältige Fauna und Flora ein. Wer Glück hat, wird von den blökenden, weißen Ziegen empfangen, die sich hier auch gerne mal unterstellen. Rechts führt ein Steg zu einer Aussichtsplattform. Der Blick ins Tal ist beeindruckend.

Natürliche Entsorgung auf der Toilette am Einstiegspunkt. – Foto: Susanne Timmann
Informationen zum „Müssen müssen“. – Foto: Susanne Timmann

Wer muss, der kann auf der sauberen, öffentlichen Toilette müssen. Wie die Hinterlassenschaften nachhaltig entsorgt werden, beschreibt detailliert eine Tafel. Dann geht es endlich los. Halbrechts führt ein stabiler Steg über die bezaubernde Flusslandschaft. Gemächlich mäandriert das kühle Wasser durch die Ebene. Roc im roten T-Shirt erklärt: „Hier war einst ein See, daher die ausgeschwemmte, flache Landschaft.“ Für einen ersten Eindruck ist es ganz fein, über die Stege zu schlendern. Die richtigen Wanderer lockt es aber in die freie Natur.

Passende Wege für alle

Am Steg entlang schafft jeder. – Foto: Susanne Timmann

So führt der zunächst geschotterte Weg weiter in Richtung des Sees Estany Llong. Überall locken neue Fotomotive. Seien es die bunten, zart blühenden Wiesenblümchen, der Fluss, der auch mal laut rauschend neben der Strecke seinen Weg ins Tal sucht oder der Blick auf die Berge. „Der frühe Sommer ist die schönste Zeit, um den Park zu besuchen,“ berichtet der durchtrainierte Roc weiter, „alles blüht, es ist nicht zu heiß und vor allem sind die Kuhherden noch weiter unten im Tal. Dort sind jetzt noch die saftigeren Wiesen, um zu grasen.“ Dann zeigt er in Richtung einer großen Wiese, die ab und an mit kleineren, knorrigen Kiefern bewachsen ist.

Im Frühsommer überall entzückende Blumen. – Foto: Susanne Timmann

„Im späteren Sommer ist auch hier oben genug frisches, nahrhaftes Gras und die Kuhhirten treiben ihre Herden auf die Wiesen. Dann sind alle Blümchen abgefressen. Und man muss aufpassen, wo man hintritt. Die Kühe machen leider keinen Unterschied zwischen freier Wildbahn und den Wanderwegen. Wenn sie müssen, dann einfach da, wo sie gerade stehen.“ Die Wandergruppe lacht erleichtert. Alles richtig gemacht!

Stets am Fluss entlang

Am Ende des Tals geht es aufwärts. – Foto: Susanne Timmann

Am Ende des eher flachen Abschnitts beginnt der moderate Aufstieg über einen gut gehbaren Weg. Meistens führt die Strecke nun durch den Bilderbuchwald und der Schatten kommt gerade recht. An den Kreuzungen befinden sich Schilder. So findet jeder sein Ziel, ganz ohne elektronische Unterstützung. Der Weg wird rustikaler und es geht über Stock und Stein. Endlich richtiges Wanderfeeling. Und dann taucht er auf. Grünblau, wie gemalt, liegt der Estany Llong See da.

Bei dieser Aussicht schmeckt es doppelt so gut. – Foto: Susanne Timmann

Ein Stück am See entlang und Zeit für eine leckere Brotzeit, an frischer Luft mit grandiosem Ausblick. Wer mag, folgt dem Schild nach oben und findet nach etwa einer halben Stunde einen weiteren See: den Estany Rondé. Dann folgt der Rückweg auf derselben Strecke. Das ist alles andere als langweilig, da sich immer wieder tolle Blicke und Entdeckungen auftun.

Glasklares Wasser

Glasklares Wasser sprudelt neben und unter dem Wanderweg entlang. – Foto: Susanne Timmann

Zurück am Eingangsbereich, die Ziegen haben sich inzwischen auch verzogen, warten die Taxis runter, zurück ins Dorf Boi. Dort angekommen steigen alle glücklich und zufrieden aus, gönnen sich eine kleine Stärkung in einem der Restaurants und betrachten wissend die Kuhherde, die durchs Dorf getrieben wird. Bald schon werden die muhenden Tiere hoch droben im Nationalpark Aigüestortes y Lago Sant Maurici die schönen Blumen in sich hineinschlingen. Und was dabei raus kommt, wissen wir ja schon.

Weitere Informationen

Treffpunkt Taxishuttle in Boi: Casa del Parc Boi, Anschrift: C. Graieres, 2. 25528 Boí

Definitiv lohnenswert der Besuch des Nationalpark Aigüestortes y Lago Sant Maurici. – Foto: Susanne Timmann

Tipp: Besuch des Romanik-Ensembles des Vall de Boí www.centreromanic.com

Weitere Informationen zu Spanien unter www.spain.info

Susanne Timmann

lebt im Rheinland, ist aber in der Welt zuhause. Seit 2022 fungiert sie als stellvertretende Chefredakteurin des Mortimer Reisemagazins, für das sie Beiträge in Wort und (Bewegt-) Bild über Destinationen weltweit verfasst.