Wenn King Ginger mit der Möhre wirft – Festival der Rothaarigen steigt in Irland

Die Rothaarigen der Welt versammeln sich im August im irischen Crosshaven zur Redhead Convention. (Foto: Darragh Kane)
Die Rothaarigen der Welt versammeln sich im August im irischen Crosshaven zur Redhead Convention für den King Ginger. (Foto: Darragh Kane)

Wie der vermeintliche Dauerdurst nach Guinness, jenem markant schwarzen Stout-Bier, gehört das Bild von Rothaarigen, die im Gesicht mit Sommersprossen übersät sind, zu den wohl gängigsten Klischees über die Grüne Insel. Nährboden erhält dieser weit verbreitete Irrglauben von 23. bis 25. August 2013, wenn in Crosshaven vor den Toren von Cork die Irish Redhead Convention steigt. Das Treffen von Rothaarigen aus allen Teilen der Welt, das seit 2010 jährlich im Südwesten Irlands über die Bühne geht, ist in diesem Jahr in das landesweite Festival „Gathering Ireland“ eingebettet, bei dem die Iren sich und alles, was Irisch ist, feiern.

Als King Ginger rührt Alan Hayes gemeinsam mit seiner Frau Claire die Werbetrommel für die Redhead Convention, (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Als King Ginger rührt Alan Hayes gemeinsam mit seiner Frau Claire die Werbetrommel für die Redhead Convention, (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Erstmals erstreckt sich die Redhead Convention über drei Tage. Zuvor gab es immer nur Tagesveranstaltungen. Erwartet werden über 1.000 Teilnehmer aus allen Teilen der Welt. Selbst Leute ohne rote Haare sind herzlich willkommen: „Wer gerne mal, und sei es nur für ein paar Tage, ein Rotschopf sein möchte, dem färben wir gerne auch professionell die Haare“, rührt Alan Hayes als amtierender King Ginger, als König der Rothaarigen, die Werbetrommel für das ungewöhnliche Event.

Im Mittelpunkt des Rothaarigen-Treffs stehen zahlreiche illustre Wettbewerbe. So werden „Kirschblonde“, oder wie der Ire sagt, „strawberry blondes“ (Erdbeerblonde), gesucht, mit den meisten Sommersprossen pro Quadratzentimetern Haut. Auch der längste rote Bart und das längste rote Haar sind eine Ehrung wert, ebenso wie der beste ehemals Rothaarige. Glanzköpfe können also hoffen.

Und auch sportlich können sich die „Kirschblonden“ messen: Als einer der Höhepunkte des dreitägigen Spektakels steht neben der Parade der Rotschöpfe durch Crosshaven eine Meisterschaft im Karotten-Weitwurf auf dem Programm. Wobei es den Teilnehmer freigestellt ist, welche Wurftechnik sie wählen. „Schleudern, stoßen und Unterarmwürfe – alles ist erlaubt. Hauptsache es kommt genug Geld in die Kasse“, hofft nicht nur Alan Hayes auf große Resonanz. Während es für die Teilnehmer vornehmlich um Ruhm und Ehre an der Möhre geht, kommen die Erlöse des Wettbewerbs sowie der gesamten Veranstaltung der Irish Cancer Socierty, der irischen Krebshilfe, zu Gute.

Früph übt sich, wer ein Meister im Möhrenwurf werden mölchte. (Foto: Darragh Kane)
Früph übt sich, wer ein Meister im Möhrenwurf werden mölchte. (Foto: Darragh Kane)

Wer sich beispielsweise um die Königswürde bewirbt, muss nicht nur rote Haare haben (oder gehabt haben), eine freundliche Erscheinung sein und Kleidergeschmack haben, sondern auch vor der Jury verbal dokumentieren, warum nur er allein für die Würde geeignet sei. Das Votum obliegt dann einer dreiköpfigen Jury. Diese setzt sich aus zwei Rothaarigen sowie einem Experten für Mode und Schönheit zusammen.

„Mein Tipp für alle Königskandidaten: Lasst eurer Haar wild wachsen“, verrät Alan Hayes einen Teil seines Erfolgsgeheimnises aus dem Vorjahr. Der amtierende Regent selber, stutzt bereits seit Februar sein Haupthaar – beziehungsweise, das, was davon noch übrig ist – nicht mehr und lässt seit Jahresbeginn das Rasiermesser im Schrank. Denn nur allzu gern würde er weiter das Zepter bei den Rothaarigen schwingen. Und als wilder Zausel rechnet er sich die größten Chancen aus.

Organisatorin Joleen Cronin übt mit dem Nachwuchs den Umgang mit dem Wurfobjekt. (Foto: Darragh Kane)
Organisatorin Joleen Cronin übt mit dem Nachwuchs den Umgang mit dem Wurfobjekt. (Foto: Darragh Kane)

„Es ist ein Irrglaube, dass in Irland die meisten Rothaariger auf der Welt zu finden sind“, so Alan Hayes weiter. Der König der Rothaarigen, der eigentlich in Dublin zuhause ist, weiß, dass die Rothaarigen in Irland zwölf Prozent der Bevölkerung ausmachen, während es im benachbarten Schottland sogar 14 Prozent sind. Weltweit sind die „Redheads“ jedoch ein große Minderheit. Über den Erdball verteilt liegt deren Anteil bei kaum zwei Prozent.

Alan Hayes und seine ebenfalls rothaarige Ehefrau Claire jedenfalls tragen das Ihre dazu bei, dass die Redhead Convention auch über das Jahr 2013 hinaus eine Zukunft hat: Im November 2012 haben die beiden Spaßvögel aus Dublin eine kleine Tochter bekommen. „Glücklicherweise hat Ruby rote Haare“, freuen sich Alan und Claire Hayes mit ihrem Nachwuchs gleichzeitig potenziellen Nachwuchs für künftige Redhead Conventions heranzuziehen.

Oh, diese Iren CoverAllgemeine Informationen: www.thegatheringireland.com

Informationen: www.redheadconvention.ie

Informationen zu Irland: Irland Information, Gutleutstraße 32, 60329 Frankfurt a. M., Telefon 069-66800950, www.entdeckeirland.de

Buchtipps: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Iren, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-804-5. Das Buch ist im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag erhältlich.

Karsten-Thilo Raab: Irland und Nordirland, Morstadt Verlag, ISBN 978-3-88571-325-8. Erhältlich ist der Titel unter www.morstadt-verlag.de oder im Buchhandel. 

Buchtipp: Der ultimative Reiseführer für die Grüne Insel

Viel umfangreicher und geballter findet sich wohl kaum (Reise-) Wissen über die Grüne Insel als in dem brandneu erschienenen Reiseführer Inselspuren – Entdeckungstouren durch Irland und Nordirland von Karsten-Thilo Raab: „Ein Fremder ist ein Freund, dem man bisher noch nicht begegnet ist“, lehrt der irische Volksmund. Tatsächlich ist dies kein bloßes Lippenbekenntnis. Wer über die Grüne Insel reist, wer durch die herrlichen Nationalparks, durch die ausgedehnten Moorlandschaften wandert, wer auf den Spuren der Kelten versucht, das reiche kulturelle Erbe der Insel, das von weit mehr als 9.000 Jahren der Besiedlung zeugt, kennen zu lernen oder einfach bei einem Pint in einem der urgemütlichen Pubs Entspannung sucht, wird schnell feststellen, dass dies keine leeren Worte sind. InselspurenIm Gegenteil, die Iren sind für ihre Aufgeschlossenheit und ihre Kontaktfreudigkeit bekannt. Die dünn besiedelte Insel im Westen Europas hat aber noch andere Pfunde, mit denen sie wuchern kann: eine schier nie enden wollende Zahl an Mythen und Legenden.

Hinzu kommen ebenso abwechslungsreiche wie grandiose Landschaften, die in mehr als 40 verschiedene Schattierungen von Grün getaucht sind, und ein Klima, das ganz wesentlich von den Ausläufern des warmen Golfstroms geprägt wird. Die zahlreichen Berge, Heidelandschaften, Seen, Flüsse, einsame Buchten und wildromantischen Küstenabschnitte sind ein Paradies für Naturliebhaber. Wanderer, Radfahrer und Reiter kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Freizeitkapitäne, Angler und Wassersportler. Daneben bieten pulsierende Metropolen und Städte wie Dublin, Belfast, Galway, Londonderry und Cork, aber auch verträumte Orte und Örtchen wie Kilkenny, Kinsale oder Dingle einen stimmungsvollen, nicht minder faszinierenden Kontrast. Und überall heißt es: „Ceád Míle Fáilte“ – Tausend Mal willkommen!

Erhältlich ist der 388 Seiten starke Reiseführer Inselspuren – Entdeckungstouren durch Irland und Nordirland (ISBN 978-3-939408-90-1) von Karsten-Thilo Raab ab sofort für 19,99 Euro im Buchhandel oder versandkostenfrei beim Westflügel Verlag.

 

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.