Wer an Nevada denkt, dem kommen vermutlich als Erstes das Spielerparadies Las Vegas, Wüstenlandschaften sowie das legendäre Burning Man Festival in den Sinn. Doch der US-Bundesstaat, der von Kalifornien, Oregon, Idaho, Utah sowie Arizona umschlossen wird, hat noch weit mehr zu bieten. Darunter eine Reihe von Kuriositäten, von denen nur die wenigsten bekannt sein dürften und landläufig als weirdest wonders, als seltsame Wunder, tituliert werden.
Eines dieser „Wonders“ ist der International Car Forest of the Last Church. Dieser „Auto-Wald“ besteht aus mehr als 40 mit Graffiti besprayten Schrottautos, die senkrecht mit den Nasen in den Boden vergraben gen Himmel schauen. Einst angelegt als Projekt, um den Guinness-Weltrekord des größten Autowalds weltweit zu brechen, ist der Car Forest heute ein überaus populäres Fotomotiv. Etwas bestimmtes aussagen möchte das Projekt nicht, sodass einjeder diesen Ort auf seine ganz eigene Weise interpretieren kann.
Mehr ein Erlebnis als ein Museum ist das Goldwell Open Air Museum, das über sieben kolossale Skulpturen verfügt, darunter eine geisterhafte, lebensgroße Version von Leonardo Da Vincis Gemälde des letzten Abendmahls, eine knapp acht Meter große rosa Frau aus Ascheblöcken oder ein glänzendes Gewirr aus verchromtem Autozubehör. Das Freilichtmuseum, das sich im oberen Teil der Mojave-Wüste über fast acht Hektar erstreckt, wurde von einer Gruppe belgischer Künstler geschaffen, um dort ihre künstlerische Vision frei von Konventionen zu verfolgen. Jedes Werk wurde im Kontext der Landschaft entworfen und sollte auch dementsprechend interpretiert werden.
Zu den „weirdest wonders“ gehört unbedingt auch die „Republik Molossia„. Der „Staat im Staat“ liegt unmittelbar vor den Toren von Nevadas Hauptstadt Carson City. Die gerade einmal 36 „Staatsangehörige“ zählende Republik wird seit mittlerweile vier Jahrzehnten von einem gewissen Kevin Baugh regiert. Eine Währung, gebunden an den Wert von Keksteig, ein Raumfahrtprogramm, bei dem ab und an ein Bohnenkeimling per Spielzeugrakete emporgeschossen wird oder Nationalparks in Form von Blumenbeeten – es gibt nichts, was es nicht gibt in dem Phantasiestaat auf 6,3 Hektar Fläche. Molossia mit seinen ganz eigenen bizarren Gesetzen heißt Besucher herzlich willkommen – diese können sich sogar ihren Reisepass abstempeln lassen, da die Republik als Mikronation anerkannt ist.
Freunde des Übernatürlichen, denen die Area 51 jedoch ein kleines bisschen „zu heiß“ ist, kommen im Alien Research Center voll auf ihre Kosten! Vor dem Betreten des Forschungszentrums grüßt ein riesiger Alien und versetzt Besucher in eine Stimmung vom anderen Stern. Im Inneren des Zentrums gibt es Aufschluss darüber, welche Schätze die kleinen grünen Kreaturen nach ihrer Bruchlandung in der Wüste Nevadas gefunden haben könnten. Als Tor zum populären Extraterrestrial Highway ist das Alien Forschungszentrum der perfekte Ausgangspunkt, um die Suche nach außerirdischem Leben zu beginnen.
Bei den meisten Menschen ruft der Anblick von Clowns eine schaurig-schöne Kindheitserinnerung hervor. Wer also frühe Gefühle aufleben lassen möchte, der nächtigt im Clown Motel – der Name ist hier Programm. Das Motel in Tonopah verfügt über die wohl größte private Sammlung von Figuren und Erinnerungsstücken zum Thema Clown. Vom Parkplatz über die Lobby bis hin zu jedem einzelnen Gästezimmer – das Motel ist von oben bis unten mit den Geschöpfen mit dem fiesen Lächeln und den roten Nasen dekoriert. Wen es dann noch nicht gruselt, interessiert es vielleicht, dass laut Erzählungen die Geister des direkt nebenan gelegenen Friedhofs ab und an herüberschleichen.
Auf dem Gebiet eines einst aktiven Vulkans versammeln sich heute Schatzsucher, die auf der Suche nach Halbedelsteinen sind. Garnet Hill (garnet = Granat) ist bekannt für seine dunkelroten Granate, die bei einem Vulkanausbruch vor etwa 35 Millionen Jahren verstreut worden sind. Diese Granate sind in den Hügeln am Stadtrand von Ely begraben und befinden sich im rhyolithischen Vulkangestein, das die Region dicht besiedelt. Die in dem öffentlichen Erholungsgebiet zu findenden hübschen Steinchen sind zwar nicht von Juwelierqualität, dafür aber ein tolles selbst gesammeltes Souvenir.
Wasser in der Wüste schafft erstaunliche Dinge – in diesem Fall ist es ein kaleidoskopischer Geysir, der knapp vier Meter aus dem Boden ragt und natürliches heißes Quellwasser spuckt. Dank einer misslungenen Bohrung vor hundert Jahren, sprudelt aufgrund geothermischen Drucks bis heute Wasser aus dem sich daraus gebildeten Fly Geyser. Am Rande der Black Rock Desert können Besucher dieses Spektakel, umgeben von in allen Farben des Regenbogens schillernden Felsen, bewundern. Weitere Informationen unter http://travelnevada.de.
Susanne Timmann
lebt im Rheinland, ist aber in der Welt zuhause. Seit 2022 fungiert sie als stellvertretende Chefredakteurin des Mortimer Reisemagazins, für das sie Beiträge in Wort und (Bewegt-) Bild über Destinationen weltweit verfasst.