Wedeln zwischen Çay und Kebab – schneesicheres Skivergnügen im türkischen Uludağ

Perfekte Wintersportbedingungen finden Anfänger und Fortgeschrittene bis Ende März im türkischen Uludağ. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Perfekte Wintersportbedingungen finden Anfänger und Fortgeschrittene bis Ende März im türkischen Uludağ. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Durch die Weite des Uludağ Gebirges hallt der Ruf des Muezzins. Doch niemand auf den Brettern oder im Lift scheint diesem folgen zu wollen. In der durchgestylten Skihütte dreht sich der Döner-Spieß, während sich zahlreiche Skifahrer die Hände an einem Glas mit heißem Çay, wie der schwarze Tee hier heißt, wärmen. Dabei sind die Temperaturen um den Gefrierpunkt für ein Skigebiet nicht besonderes niedrig. Ungewöhnlicher ist sicherlich, dass sich inmitten des 480 Hektar großen Wintersportareals eine Moschee samt Minarett erhebt.

Ansonsten unterscheidet sich das Skigebiet vor den Toren von Bursa, der viertgrößten Stadt der Türkei, nur wenig von den Alpenregionen: Das Uludağ Gebirge schiebt sich hoch bis auf 2.542 Meter über dem Meeresspiegel. Wobei das Meer von hier oben mühelos zu erkennen ist. Sogar bis ins 220 Kilometer entfernte Istanbul reichen bei klarer Sicht die Blicke.

Insgesamt 25 Pisten mit Längen bis zu sechs Kilometern sind in dem zwischen 1.800 und 2.350 Metern über dem Meeresspiegel gelegenen Areal zu finden – allesamt breit wie Autobahnen. Enge Abfahrten sind hier unbekannt. Ebenso wie lange Warteschlangen an den Liften und teure Liftkarten. Neben zwei FIS Rennstrecken bietet Uludağ als das am besten entwickelte Skigebiet der Türkei Abfahrten für jede Könnerstufe – von blauen bis schwarzen Pisten. Auch zwei Funparks für Snowboarder, eine Eislaufhalle, spezielle Schlitten- und Rodelpisten (diese allerdings ohne Lift) und Anfängerhügel fehlen nicht.

Moderne Liftanlagen gehören zum Standard im am besten entwickelten Skigebiet der Türkei. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Moderne Liftanlagen gehören zum Standard im am besten entwickelten Skigebiet der Türkei. (Foto Karsten-Thilo Raab)

„Uludağ galt in der Antike als heiliger Berg. Von hier sollen die Götter der Legende nach vor rund 3.500 Jahren den Trojanischen Krieg beobachtet haben“, berichtet Mehmet Haluk Beceren. Der Mann mit dem grauen Haar und dem stattlichen Bauch betreibt in Uludağ neben einem Hotel und einem Café auch zwei Liftanlagen und fungiert als Sprecher der lokalen Vereinigung der Liftbetreiber.

Denn anders als in den Alpen, wo die Liftanlagen in einem Skigebiet üblicherweise von einem einzigen Unternehmen betrieben werden, gehören die Anlagen vor den Toren von Bursa fast ausnahmslos zu verschiedenen Hotels. Früher konnten die Gäste nur den Lift des jeweiligen Hotels benutzen. Doch nicht zuletzt auf Betreiben von Beceren haben sich die Anbieter zusammengeschlossen und eine gemeinsame Liftkarte eingeführt, so dass den Besuchern nun das ganze Skigebiet offen steht.

Enge Pisten sind in Uludağ ebenso unbekannt wie lange Schlangen an den Liuften. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Enge Pisten sind in Uludağ ebenso unbekannt wie lange Schlangen an den Liuften. (Foto Karsten-Thilo Raab)

„Früher kamen die Leute vorwiegend im Sommer, weil es hier oben schön kühl war“, freut sich Beceren nun während der Saison von Anfang Dezember bis Ende März täglich bis zu 15.000 Wintersportfreunde begrüßen zu können. Die meisten sind Tagesausflügler aus der Türkei. Aber auch viele Skifahrer aus der arabischen Welt kommen gerne hierher.

„In weiten Teilen Europas ist es nur wenig bekannt, dass man bei uns exzellente Wintersportbedingungen vorfindet“, hofft Beceren, künftig mehr Gäste vom Nachbarkontinent im asiatischen Teil der Türkei begrüßen zu können. Die Infrastruktur in und um das Uludağ Gebirge lässt kaum Wünsche offen. Von Istanbul aus ist Bursa mit einem Schnellboot in knapp 90 Minuten zu erreichen.

"Zor Pist" - auch schwarze Pisten finden sich vor den Toren von Bursa. (Foto Karsten-Thilo Raab)
„Zor Pist“ – auch schwarze Pisten finden sich vor den Toren von Bursa. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Von der einstigen Hauptstadt des Osmanischen Reiches geht es dann direkt mit einen nagelneuen Seilbahn hinauf in das Uludağ Gebirge. Wobei sich Bursa rühmen kann über die weltweit längste Einseilumlaufbahn zu verfügen. Diese benötigt knapp 22 Minuten Fahrzeit führ die neun Kilometer lange Strecke, in deren Verlauf ein Höhenunterschied von 1.400 Metern überwunden wird.

In Oteller, dem einzigen Ort des Wintersportgebiets, dessen Name übersetzt „Hotels“ heißt, stehen dem geneigten Skifahrer in 22 Hotels zusammen rund 7.000 Betten zur Verfügung. Auch ein Supermarkt, Cafés, Restaurants, Skiverleihe und Skischulen sind hier zu finden. Auch sonst sind die Bedingungen exzellent.

Auch Anfänger finden im Uludağ Nationalpark ideale Bedingungen vor. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Auch Anfänger finden im Uludağ Nationalpark ideale Bedingungen vor. (Foto Karsten-Thilo Raab)

„In diesem Winter hatten wir bislang über sechseinhalb Meter Neuschnee“, so Beceren weiter. Er selber hat viele Jahre im österreichischen Bad Hofgastein gelebt und gearbeitet und dort das notwendige Know-how kennen gelernt, um Pisten professionell zu präparieren. Entsprechend sorgen in Uludağ 15 Schneeraupen und Pistenbullis für perfekte Bedingungen.

„Wir haben eigentlich immer genügend Schnee bis in den Mai hinein, aber ab Ende März kommt einfach keiner mehr. Dann wollen die Leute vom Winter nichts mehr wissen“, erklärt Beceren mit Blick auf die dann wohlig warmen Temperaturen in der Türkei. Bis dahin lässt sich jedoch im Uludağ Gebirge nach Herzenslust wedeln – und dies täglich bis zum Einbruch der Dunkelheit. Letzteres wird lautstark vom Muezzin verkündet. Während die muslimischen Wintersportenthusiasten dann erstmal die ausgelassenen Gebete nachholen, steigt in Oteller zumindest an Samstagabenden ab 17 Uhr eine Apres-Ski-Party. Und da schmecken der Döner und der Raki nach einem langen Skitag besonders gut.

Auch für Snowmobilo gibt es in Uludağ speziell ausgewiesene Pisten udn Routen. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Auch für Snowmobilo gibt es in Uludağ speziell ausgewiesene Pisten udn Routen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Info zum Skigebiet: www.Uludağinfo.com

Skipässe: Vier-Stunden-Karten kosten 50 TL, Tageskarten 70 TL, Zweitageskarten 130 TL

Skiverleih: My Way, Oteller Bölgesi, Beceren Carsi 8-10, Uludağ, Bursa, Telefon 0090-(0)224-2852069, www.mywayUludağ.com. Vom Ski bis zur langen Skiunterhose und Skisocke lässt sich hier alles stunden- und tageweise leihen.

"Schnee satt" verschont in Uludağ auch diese ungewöhnliche Imbissbude nicht. (Foto Karsten-Thilo Raab)
„Schnee satt“ verschont in Uludağ auch diese ungewöhnliche Imbissbude nicht. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Lage: Die 2,8-Millionen-Stadt Bursa liegt etwa 220 Kilometer südöstlich von Istanbul. Der Uludağ Nationapark grenzt direkt an den Stadtrand.

Einreise: Für die Einreise in die Türkei genügt der Personalausweis.

Flug: Turkish Airlines bietet von 13 deutschen Flughäfen insgesamt rund 270 Flüge pro Woche nach Istanbul an. Die Flugzeit beträgt rund drei Stunden. Der Preis für Hin- und Rücklug liegt bei rund 180 Euro pro Person. Weitere Informationen und Buchungen unter www.turkishairlines.de.

Anreise: Mit dem Mietwagen empfiehlt sich von Istanbul die Fahrt zum Vororthafen von Pendik, von wo mit der binnen 20 Minuten mit der Fähre nach Yalova übergesetzt werden kann. Von dort ist Bursa in knapp 25 Minuten erreicht. Von Bursa aus verkehrt eine knapp neun Kilometer lange Seilbahn nach Uludağ. Der Fahrpreis liegt bei 15 TL pro Person.

Anders als in den Alpen gibt es in den Skihütten keine Schnitzel mit Pommes, dafür aber viel Gegrilltes. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Anders als in den Alpen gibt es in den Skihütten keine Schnitzel mit Pommes, dafür aber viel Gegrilltes. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Tagestouren ab Istanbul: Tagestouren mit Bus und Schnellboot ab Istanbul ins Skigebiet von Uludağ bietet die Damatur Turizm inklusive Skipass für 140 TL (ca. 50 Euro) an. Informationen unter Telefon 0092-(0)212-2619339, www.kayakturu.com

Währung: Zahlungsmittel ist die Türkische Lira (TL). Ein Euro entspricht rund 2.80 TL.

Stromversorgung: Die normalen Stecker können ohne Adapter genutzt werden.

Eine der Sehenswürdigkeiten von Bursa: die Ulu Cami Moschee, die nach Einbruch der Dunkelheit farbig illuminiert wird. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Eine der Sehenswürdigkeiten von Bursa: die Ulu Cami Moschee, die nach Einbruch der Dunkelheit farbig illuminiert wird. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Sehenswürdigkeiten: Zu den Landmarken von Bursa, dessen Altstadt mit ihren rund 1.200 historischen Gebäuden teilweise als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO steht, gehören die Grüne Moschee von 1419, das Grüne Mausoleum, die Ulu Cami mit ihren 19 Kuppeln aus dem 14. Jahrhundert und der berühmte Seidenbasar Kozar Han. Lohnend ist auch ein Abstecher in das rund neun Kilometer vom Zentrum entfernt liegende Dorf Cumalikizik, das seit dem 17. Jahrhundert weitgehend unverändert ist und ebenfalls zum Weltkulturerbe gehört.

Essen & Trinken: Iskender, Soğanli Botanik Park 1, Osmangazi, Bursa, Türkei, Telfon 0090-(0)532-4441867, www.iskender.com. Fast schon ein Muss ist der Besuch von Iskender, der als Erfinder des Döners gilt und hier noch wie vor 150 Jahren das Fleisch am Kohle gefeuerten Vertikalgrill zubereitet.

Das Kervansaray Thermal Hotel in Bursa ist bekannt für sein türkisches Badehaus. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Das Kervansaray Thermal Hotel in Bursa ist bekannt für sein türkisches Badehaus. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Übernachten: Kervansaray Thermal Hotel, Cekirge Meydani 16080, Bursa, Telefon 0090-(0)224-2339300. Prunkstück des Vier-Sterne-Hauses mit seinen 211 Zimmern ist das angeschlossene Gesundheitszentrum mit Hallenbad, einem türkischen Themalbad und Hamam aus dem Jahre 1389. Buchbar ist das Hotel unter www.fti.de.

Beceren Hotel, Uludağ Oteller Bölgesi 16355, Bursa. Direkt an der Skipiste gelegenes Hotel mit üppigen Büffet zu den Hauptmahlzeiten. Buchbar ist das Hotel ebenfalls unter www.fti.de.

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