Der Marche Central in Tunis lockt mit frischen Farben. – Foto: Susanne Timmann
Wie bunt glänzende Mosaiksteine stapelt der 42-jährige Ahmed sein, vor zwei Stunden am Rande der nordafrikanischen Stadt Tunis, geerntetes Gemüse im Marche Central liebevoll auf. Wie fast jeden Morgen ist er lange vor Sonnenaufgang, noch etwas verschlafen, aus seinem einfachen Holzbett aufgestanden. Nach einer schnellen Katzenwäsche mit erfrischendem, kalten Wasser zuckelt er mit seinem alten, dunkelroten und in die Jahre gekommenen klapprigen Kastenwagen in Richtung seiner Gemüsebeete. Die Sonne geht auf und die ersten warmen Strahlen verscheuchen die Dunkelheit der Nacht.
Seit vielen Generationen baut Ahmeds Familie Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Zwiebeln und Artischocken an, um dieses im quirligen, magischen Marche Central im Zentrum Tunis zu verkaufen. Beim knackigen Gemüse isst quasi auch das Auge mit. Das weiß Ahmed wohl und so entsteht jeden Tag ein rot, grün, weißes, braunes, essbares kleines Kunstwerk aus frischen, knackigen Vitaminbomben.
Der Autor Daniel Speckbeim Zitronenkauf im Marche Central. – Foto: Susanne Timmann
Wobei, beim Betreten des Haupteingangs der Markthalle kann sich der eine oder andere Blick durchaus Auge in Auge mit einem abgetrennten Lammkopf kreuzen. Der umtriebige Fleischmarkt ist nichts für schwache, empfindliche Nerven. Hier finden die einheimischen Käufer, früh morgens noch tief verhüllt in ihren Kaftans, aber schon aufgeregt miteinander schnatternd, die besten Stückchen für das lecker, fruchtige Lammragout mit Aprikosen. Sehr frische, also nach Kauf direkt geschlachtete, Hühnchen sind besonders begehrt für eine der Lieblingsspeisen: das zarte, cremige Zitronenhühnchen.
Treffpunkt der Mensch des Mittelmeers
Mosaik der Vitaminbomben. – Foto: Susanne Timmann
Wer sich nach dem schaurig-schönen, blutigen Anblick des vielen frischen Fleisches noch immer gut fühlt, sollte unbedingt weiter durch die engen, hohen Gassen der quirligen Markthalle zum Fischmarkt schlendern. Fangfrisches Meeresgetier wird gut gekühlt und adrett präsentiert. So frisch, dass hier der Fisch definitiv nicht stinkt.
Um die Ecke lachen die silbern glänzenden Doraden die suchenden Marktbesucher förmlich an. Dieser frische Fang ist geradezu perfekt, um schmackhaften Fisch in Ahraimi Sauce zuzubereiten. Die bunte, erntefrische Gemüsebeilage zum Fisch wird bei Ahmed, der seine Stammkäufer mit einem offenen Lachen begrüßt, gekauft – so wie es immer war. Generation für Generation.
Immer Sehnsucht nach der Küche der Oma
Doch was wäre das schmackhafte Zitronenhühnchen ohne einige Tröpfchen frisch gepresster Zitrone? Am Stand von Hamza gibt es natürlich die besten, leckersten und vitaminhaltigsten Zitrusfrüchte. Welch ein Vergnügen die vielen zitronengelben Früchtchen auszuquetschen und leckere Cocktails zu zaubern, oder ein Sößchen zu verfeinern.
Die bestimmt besten Raviolis gibt es bei Familie Mongelli . – Foto: Susanne Timmann
In der Gasse mit Käse und allerlei anderen Leckereien fällt der Blick unweigerlich auf ein Schild über einem kleinen, einfachen Stand. Wie passen Nordafrika und „Raviolis Mongelli“ zusammen? Zeit für ein kleines Schwätzchen. Fröhlich strahlend lädt Fadel auf die Reise seiner Familie ein. „Unsere Familie stammt aus Italien.“, berichtet er stolz. „Natürlich sind unsere Ravioli die besten, das liegt an unserem uralten, geheimen Familienrezept!“ Während wir plaudern, kommen immer wieder Stammkunden vorbei, um sich die geliebten Teigtaschen für den Kochtopf zu Hause mitzunehmen.
Auf dem Markt verstreicht die Zeit ohne Eile
Eigentlich sind die Preise fix, aber fragen kostet nix. – Foto: Susanne Timmann
Traditionell wird in der Markthalle eher nicht gehandelt. Die Preise sind meist fix und ausgeschildert. So steht einem entspannten Einkaufsbummel nichts mehr im Wege. Schön ist es, dass die Händler kaum aufdringlich sind und somit der Marktgang entspannt bleibt. Bereichert von der geschäftigen Vielfalt des bunten Marktes lockt der anschließende Besuch der Altstadt aus dem 12. Jahrhundert. In nur wenigen Minuten wird die Medina durch das Bab el Bahr, das „Tor des Meeres“, mit ihren Gassen, den farbigen, verzierten schweren Holztüren und versteckten Wegen erreicht. Die ganze Medina steht als Weltkulturerbe unter dem Schutz des UNESCO.
Antiquitätenladen „Eddar“ in der Medina von Tunis lädt zum Bummeln ein. – Foto: Susanne Timmann
In unmittelbarerer Nähe der Zitouna-Moschee versteckt sich von außen eher unscheinbar der Antiquitätenladen „Eddar“ von Ali und Youssef Chammakhi. In vielen kleinen Räumen verborgen, findet sich das eine oder andere Kuriosum. Mit charmantem Lächeln führt Ali gerne durch seine Kostbarkeiten und verführt mit Geschichten aus längst vergangenen Zeiten in eine andere Welt. Begeistert funkeln seine dunkelbraunen Augen und die schon grauen Haare wippen bei jeder Bewegung mit. „Und schauen sie hier…“. Ein Rausch der Farben, Geschichten und Glücksmomente.
Entspannte Momente in der Medina in Sousse
Die tunesischen Metropolen am Mittelmeer gelten für viele als Geheimtipp für Städtereisen. – Foto: Susanne Timmann
Wer mag, genießt einen Ausflug in das etwa zwei Autostunden entfernte Sousse. In den engen, aber doch hellen Gässchen mit uraltem Kopfsteinpflaster, eröffnet sich ein spannender, bezaubernder Blick nach dem anderen. Auf einem kleinen Platz laufen fröhlich lachende Kinder an den Ständen vorbei. Bald schon beginnt die Schule. Sousse besticht durch seine zauberhafte Medina, die sich gemächlich den Berg hinunter schlängelt.
Bummeln durch das UNESCO Weltkulturerbe, die Medina von Sousse. – Foto: Susanne Timmann
Plötzlich lockt ein unwiderstehlicher Geruch aus frisch gebackenem Teig, Tomaten, frischen Kräutern und Käse zu einem kleinen Snack zwischendurch. Wer hätte gedacht, dass es im nordafrikanischen Tunesien so viele perfektionierte Pizzabäcker gibt? Aber die Nähe zu Italien ist vielerorts riech- und schmeckbar. Dann wieder verführt der Duft nach frischem Minztee zu einer gemütlichen Pause – einfach mal die Seele baumeln lassen.
Man kann Tunesien nur verstehen, wenn man es als Mosaik versteht
Für einen Tee bleibt immer Zeit im El Kashba in Sousse. – Foto: Susanne Timmann
Düfte von Gewürzen, Minze und Weihrauch in den quirligen Gassen verführen zum Einkauf. Es wird gelacht, feilgeboten und gehandelt. Freundlich, kaum aufdringlich bieten die Händler ihre farbigen Kaftane, zart glänzende Seidenstoffe, handgearbeitete Lederschuhe und vieles mehr an. Die Gelegenheit für eine Wasserpfeife zwischendurch bleibt allemal. In überraschend kurzer Flugzeit aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz taucht man in Tunesien ein, in den Schmelztiegel unterschiedlichster Kulturen, Menschen, Geschichten und kulinarischen Genüssen.
Tunesien ist eine Symbiose aus verschieden Kulturen und Religionen. – Foto: Susanne Timmann
Anreise: Direktflüge aus vielen Destinationen bietet Tunisair
Übernachtung Hotel Majestic: Das Hotel Majesticliegt zentral in der 36, Avenue de Paris in Tunis. Hoteldirektor Karim Bey weiß viele, mitreisende Geschichten aus der langen Tradition des weißen Palastes zu erzählen
Übernachtung Residenz Dar Ben Gacem: Im Dar Ben Gacem von Leila Ben-Gacem lässt es sich prächtig nächtigen in einer alten Familienresidenz im Zentrum von Tunis
Nächtigen in einer der zwei restaurierten Familienresidenzen aus dem 17. Jahrhundert. – Foto: Susanne Timmann
Übernachtung Boutiquehotel Maison Dedine: Das Maison Dedine liegt traumhaft schön im malerischen Vorort Tunis Sidi Bou Said. Übernachten im, mit dem 2022 Winner World Luxury Hotel Award ausgezeichneten, Small Luxury Hotel.
Der Inhaber baute das Haus seines Vaters zum exklusiven, modernen Boutiquehotel dem Maison Dedine um.- Foto: Susanne Timmann
Einkaufen: Antiquitätenladen Eddar an der Zentralen Moschee. 8 Rue Sidi Ben Arous, 7 Ettrouk 1008 La Medina Tunis, eddar.lamedina@gmail.com
Kulinarik und Kultur: Die oben erwähnten herrlichen Rezepte und spannende Geschichte rund ums Mittelmeer nachzulesen im neuesten Werk „Terra Mediterranea“ von Daniel Speck für 29,90 Euro.
Ausflug nach Sidi Bou Said: Das traumhaft schöne Künstlerstädtchen Sidi Bou Said liegt 130 m hoch über dem Golf von Tunis. Tipp: den Spaziergang von oben des Städtchens beginnen.
Ausflug nach Sousse mit seiner bezaubernden Medina und der Festung von Sousse, dem Ribat
Besuch von Kathargo: Die berühmten Ausgrabungsstätten liegen weniger als 20 Kilometer von Tunis entfernt.
Müllproblematik: In einer Pressekonferenz am 31. Januar 2023 berichtet der Minister für Tourismus und Kunsthandwerk Moez Belhassine, dass zum Beispiel bereits seit 2020 Plastiktüten verboten sind. Auf der Insel Djerba werde dies bereits gut durchgesetzt. Bei den anderen Regionen gebe es durchaus noch Potential.
Susanne Timmann
lebt im Rheinland, ist aber in der Welt zuhause. Seit 2022 fungiert sie als stellvertretende Chefredakteurin des Mortimer Reisemagazins, für das sie Beiträge in Wort und (Bewegt-) Bild über Destinationen weltweit verfasst.
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