Swinemünde – vom Kurbad zum Wellness-Hotspot

Swinemünde
Die Mühlenbake ist das Wahrzeichen von Swinemünde. – Foto: ZROT/Robert Ignaciuk

Seit genau zehn Jahren verbindet Europas längste Strandpromenade die Kaiserbäder auf dem deutschen Teil der Insel Usedom mit dem polnischen Seebad Świnoujście (Swinemünde). Längst kommen deutsche Gäste nicht nur für einen Kaffee oder Bier von Ahlbeck oder Heringsdorf vorbei, sondern verbringen ihren Urlaub in Swinemünde. Denn kaum ein Ort an der polnischen Ostseeküste hat sich in den vergangenen Jahren so dynamisch entwickelt.

Vier Kilometer lang ist der jüngste Abschnitt der Promenade auf  Usedom, der zwischen Ahlbeck und Swinemünde fertiggestellt wurde. Rund eine Million Euro kostete der Bau. Ein Zähler auf polnischer Seite erfasst seit 2017 die Zahl der vorbeifahrenden Räder. Danach nutzen in dieser Zeit rund drei Millionen Radler die im Dünengürtel gelegene Trasse. Hinzu kommen zahllose Fußgänger, die in beide Richtungen unterwegs sind.

Swinemünde
Auf Schusters Rappen lässt sich die Grenze zwischen Deutschland und Polen überschreiten. – Foto ZROT

Anfangs nutzten Gäste, die auf deutscher Seite ihren Urlaub verbrachten, die neue Promenade für einen Spaziergang auf die polnische Seite. Viele fanden offenbar Gefallen daran, verbringen nun ihren Urlaub in Swinemünde – und machen von dort einen Spaziergang nach Ahlbeck oder Heringsdorf.

Entlang der breiten Sandstrände von Swinemünde entstanden gleich im Dutzend neue Luxushotels der 4- und 5-Sterne-Kategorie sowie moderne Appartementanlagen. Auch immer mehr Villen im traditionellen Bäderstil erhielten ein Lifting. Stand Swinemünde vor einigen Jahren bei deutschen Gästen vor allem für einen preiswerten Kuraufenthalt, so punktet das Seebad jetzt auch mit modernen Wellnessanlagen und internationaler Küche.

Swinemünde
Herrlich breit und einladend ist der Strand von Swinemünde. – Foto Robert Ignaciuk

Zur neuen Ikone des Seebads wurde das an der Promenade gelegene 5-Sterne-Resort Radisson Blu mit 14 Stockwerken und einer geschwungenen Fassade mit viel Glas. Wer dort übernachtet, kann von der Sky-Bar mit Pool im 14. Stock eine traumhafte Aussicht genießen, wer nur zu Besuch kommt, hat aus dem Café mit verglastem Umgang im Stockwerk darunter einen vergleichbar guten Blick.

Zahlreiche Cafés und Restaurants säumen die breite Promenade, die strandnah durch das Kurviertel führt und genügend Platz für Fußgänger, Fahrräder und E-Roller bietet. Von ihr gelangt man in den Kurpark, der bereits 1826 vom berühmten preußischen Gartenbaumeister Peter-Joseph Lenné geplant und vor wenigen Jahren gründlich saniert wurde. Er verbindet das Kurviertel mit dem geschäftigen Zentrum der rund 40.000 Einwohner großen Stadt. Dort befindet sich auch das historische Rathaus, das heute ein sehenswertes Fischereimuseum beherbergt.

Weithin sichtbar ist der Leuchtturm von Swinemünde. – Foto Robert Ignaciuk

Die Strände in Swinemünde gehören zu den saubersten an Polens Küste. Am nordöstlichen Ende von Usedom erhebt sich auf einer Mole in strahlendem Weiß eine stilisierte Windmühle. Das Postkartenmotiv der Stadt weist schon seit dem 19. Jahrhundert den Schiffen ihren Weg vom Meer in die Swine. Der Mündungsarm der Oder trennt die Nachbarinseln Usedom und Wolin (Wollin). Unter ihm entsteht derzeit ein moderner Autotunnel, der ab Herbst 2022 Usedom mit Wolin und dem polnischen Festland verbinden soll.

Unweit des Passagierterminals am östlichen Ufer der Swine erhebt sich der 1857 erbaute Leuchtturm, der mit 65 Metern Höhe als höchster an Polens Küste gilt. Von ihm blickt man auf den Hafen mit dem modernen Flüssiggas-Terminal sowie auf die einsamen Sandstrände, die sich ostwärts noch rund zwölf Kilometer weit bis in den Ferienort Międzyzdroje (Misdroy) erstrecken.

Auch Kitesurfer finden ideale bedingungen vcor Swinemünde. – Foto: Robert Ignaciuk

Unweit des Leuchtturms befindet sich ein weiteres bedeutendes Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert. Das preußische Gerhardsfort (Fort Gerharda) ist ein Teil der gewaltigen Befestigungsanlagen der Stadt. Von dort wurde die östliche Einfahrt der Swine bewacht. Heute wird es von einem privaten Verein als Museum benutzt und Gäste sollten sich nicht wundern, wenn sie dem „Kommandanten“ in preußischer Phantasieuniform und mit Pickelhaube begegnen.

Weitere Teile der Befestigungsanlagen befinden sich im Usedomer Teil von Swinemünde. Die Engelsburg (Fort Anioła) am Westufer der Swine, einst nach römischem Vorbild erbaut, wird heute für Konzerte und als Café genutzt. In dem inmitten des Kurparks gelegenen Westfort (Fort Zachodnie) sind Exponate zur Militärgeschichte zu sehen.

Die Mühlenbake ist einer der beliebtesten Anlaufpunkte in Swinemünde. – Foto: Robert Ignaciuk

Das Stadtgebiet von Swinemünde verteilt sich auf insgesamt 44 Inseln, von denen die meisten unbewohnt sind. Auf der Insel Karsibór (Kaseburg) sind Vögel eindeutig in der Überzahl. Sie hat sich zu einem bedeutenden Vogelreservat entwickelt. Rund 150 verschiedene Arten nisten auf der grünen Insel oder nutzen sie als Rastplatz auf ihrem Weg ins Winterquartier. Dort gibt es mehrere Beobachtungsplätze. Weitere Informationen unter www.swinoujscie.pl und unter www.polen.travel.